Wahlergebnisse in Kenia: Schillernde Figuren profitieren
Die Wahlergebnisse aus Kenia sind raus. Auf Distriktebene zeigt sich, dass die Menschen nicht nur entlang ethnischer Loyalitäten wählten.
Die weitgehende Dezentralisierung der politischen Macht in Kenia – verteilt auf 47 Distrikte – ist festgelegt in der neuen Verfassung aus dem Jahr 2010. Die Distriktregierungen wurden zum ersten Mal 2013 gewählt. Jetzt scheinen viele der damaligen Sieger verloren zu haben.
„Ich habe den Jubilee-Kandidaten für den Gouverneursposten gewählt“, erzählt Wambua – Jubilee ist die Regierungsallianz von Präsident Uhuru Kenyatta. Den oppositionellen Amtsinhaber seines Distrikts Ongata Rombai wollte er nicht mehr, „weil der keines von seinen Versprechen gehalten hat. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er ein kolossales Haus für sich selber baute in den letzten Jahren. Mit welchem Geld?“
Auch in Nairobi selbst spielte Geld wahrscheinlich eine Rolle. Jubilee-Kandidat Mike Sonko, sehr populär unter dem armen Teil der Bevölkerung, hat voraussichtlich den scheidenden Gouverneur der Opposition geschlagen. Sonko, der oft aus eigener Tasche Krankenhausrechnungen oder Schulgeld für die Allerärmsten in der Stadt zahlt, wird mit Drogenhandel in Verbindung gebracht. Er verneint es – aber keiner weiß, woher er seinen riesigen Reichtum hat.
Ein zweite Karriere
Im Distrikt Kirinyaga in Zentralkenia ist eine weitere umstrittene Politikerin auf der Jubilee-Liste zur Gouverneurin gewählt worden: Anne Waiguru, bis vor Kurzem Ministerin für Dezentralisierung. Sie wurde in den Rücktritt gezwungen, nachdem beim Nationalen Jugenddienst, ein Zivildienstprogramm unter ihrem Ministerium, 14 Millionen Euro verschwanden. Sie wird als verantwortlich gesehen, aber ist nie offiziell angeklagt worden. Nun hat sie eine zweite Karriere.
In Kenia wird oft die ethnische Herkunft von Kandidaten für wahlentscheidend gehalten – aber Waiguru gehört zum selben Kikuyu-Volk wie ihre Gegnerin Martha Karua, eine sehr erfahrene Politikerin. Die Ethnie hat also keine Rolle gespielt.
Am wichtigsten in der Dezentralisierung sind die Distriktparlamente. „Distriktparlamentarier sind Schullehrer, örtliche Geschäftsleute oder Beamte, vielleicht die Nachbarn“, meint Mutakha Kangu, ein Dezentralisierungsspezialist. „Sie sind erreichbar, einfach anzusprechen und einflussreich.“
Aktiv zu sein, reicht aber nicht. Millie Nyong’o, die ins Distriktparlament in Kisumu wollte, hat verloren, obwohl sie seit Jahren viel für die Jüngeren getan hat. Ihr Fehler: Sie trat nicht für die Opposition an, die in Kisumu, der Hochburg des Luo-Volkes, dominiert. „Ich kandidierte nicht für die Partei, der sich die Bevölkerung verbunden fühlt“, muss sie anerkennen.
Und im umstrittenen Dorf Owiro im Distrikt Nandi, wo Luo leben, die Angst vor einer Vertreibung durch Angehörige der Nandi-Volksgruppe haben, hat man sich erst gar nicht die Mühe gemacht, zu wählen. „Wozu Nandi-Politiker wählen, die nichts für uns tun“, meint der Bauer Justus Odwarte am Telefon. „Wir sind nur 3.000 Menschen. Zu wenige, um einen Unterschied zu machen.“
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