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Volkswirtschaftlicher Schaden von KrebsDie Kosten einer Krankheit

Im Jahr 2009 hat Krebs in der EU über 126 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten verursacht. Lungenkrebs schlägt dabei besonders stark zu Buche.

Besonders die Behandlung von Krebs geht ins Geld Bild: imago/steffen schellhorn

LONDON dpa | Krebserkrankungen haben in der Europäischen Union (EU) im Jahr 2009 volkswirtschaftliche Kosten von insgesamt 126 Milliarden Euro verursacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Journal The Lancet Oncology publizierte Studie von Wissenschaftlern der britischen Universität Oxford und des King's College London. In manchen Ländern könnte eine bessere Verteilung von Forschungsgeldern die Überlebensraten erhöhen, betonen die Experten.

Es handelt sich den Forschern zufolge um die erste Studie überhaupt, die die ökonomischen Kosten der Krankheit zwischen den EU-Ländern umfassend vergleicht. Die Wissenschaftler verwendeten dafür Daten von internationalen Gesundheitsorganisationen, nationalen Gesundheitsministerien und von Statistikinstituten.

Die Kosten in den vier größten EU-Ländern Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien machten der Studie zufolge knapp zwei Drittel der Gesamtsumme aus. Luxemburg und Deutschland gaben pro Person am meisten Geld für die medizinische Versorgung von Krebspatienten aus, Bulgarien am wenigsten. Der Anteil der Ausgaben für Krebsmedikamente an den Kosten für die medizinische Versorgung war hingegen in Zypern am höchsten und in Litauen am niedrigsten.

Europaweit verursachte Lungenkrebs die höchsten Gesamtkosten sowie den höchsten Produktivitätsverlust durch Krankschreibungen und verfrühte Todesfälle. Die medizinische Versorgung an sich war hingegen für Brustkrebspatienten am teuersten, vor allem wegen eines hohen Anteils an Ausgaben für Medikamente.

Drei Milliarden Stunden Pflege

Zwei Fünftel der Gesamtkosten – 51 Milliarden Euro – übernahmen der Studie zufolge die Gesundheitswesen der Staaten. Den Rest trugen unter anderem Freunde und Familie der Patienten. Sie leisteten demnach drei Milliarden Stunden unbezahlter Pflege, die 23,2 Milliarden Euro wert waren.

Die Forscher hatten in einer vorherigen Studie bereits die Kosten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen berechnet. Sie liegen in der EU höher als die von Krebserkrankungen – bei 195 Milliarden Euro.

Die Autoren der Studie wiesen auf die politischen Implikationen ihrer Forschungsergebnisse hin. „Wir hoffen, dass diese Resultate politischen Entscheidungsträgern helfen, Forschungsgelder besser zu verteilen“, so Ramon Luengo-Fernandez von der Universität Oxford, einer von vier Autoren. „In manchen Ländern könnte eine bessere Verteilung von Geldern sogar Überlebensraten erhöhen“, sagte sein Kollege Richard Sullivan vom King's College London.

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15 Kommentare

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  • D
    D.J.

    @Vergessene Liebe,

     

    ah, Junkfood verursacht also Krebs.

    Kein Wunder, dass die Leute vor der Industrialisierung 130 Jahre alt geworden sind mit ihrer gesunden Ernährung.

    Waren ja auch öfter an der frischen Luft.

     

    Aber nun mal Spaß beiseite. Die Krebsraten steigen v.a., weil die Leute älter werden. Früher hatte man seltener Gelegenheit, in ein hohes Krebsrisiko-Alter zu kommen.

    Was Risiken angeht, ist Rauchen natürlich mit Abstand das Problematischste (Raucher, die mehr Angst vor Weichmachern oder Schiffsabgasen als vor den Folgen der Nikotinsucht haben, kann ich wirklich nicht für voll nehmen).

     

    Dennoch versursachen sie immer noch weniger Kosten als 100-jährige, die schon drei Krebsarten hinter sich haben (und nein, @Mackenzen, Sie empörter, besserer Mensch, dass ich das erwähne, heißt nicht, dass ich es doof finde, wenn Leute 100 werden).

  • E
    Ewiglebender

    Nur die Bürger sind ökonomisch wertvoll, die bis Rente völlig gesund sind und am ersten Rententag tot umfallen. Diese Meldung ist menschenverachtend, denn sie hetzt gegen Menschen, die an einer der schrecklichsten Krankheiten erkrankt sind. Übrigens, da unsere Gesellschaft immer älter wird, woran sollen die Leute denn überhaupt sterben, wenn nicht an Krebs und Herzinfarkt? Wollen wir vielleicht alle Krankheiten endgültig besiegen und ewig leben?

  • B
    Brennessel

    Milchmädchenrechnung.

    Da ja 126 Milliarden ausgegeben werden, werden sie auch an anderer Stelle eingenommen. Das Geld geht nicht der Volkswirtschaft verloren, sondern den Firmen, die uns weißmachen wollen ständig mehr von ihrem überflüssigem Tand zu konsumieren. Auch die Höhe finde ich nicht dramatisch, da ja allein in Deutschland das Jahresbudget der Krankenkassen weit darüber liegt. Sogesen ist Rauchen doch volkswirtschaftlich gut. Man Verdient von der PRoduktin des Tabaks über die Zigaretten bis hin zu den Spätfolgen. Also was soll der ganze Quatsch?!?

  • MA
    Mehr als Tabak

    Durch welche Substanzen wird denn Krebs verursacht? Das ist der Tabak nicht allein. Zu viele Schadstoffe in der Umwelt belasten aus der Luft vor allem die Atemwege. Doch auch auf vielen anderen Wegen ist es möglich, diese aufzunehmen wie das Trinkwasser oder das Essen. Damit wäre eine allgemeine Regulierung karzinogener Stoffe von nöten. Wenn es noch auf die Spitze getrieben werden soll, gibt es viele Stoffe, die die chemische Industrie herstellt, die bis heute nicht hinreichend auf ihre Wirklung auf Umwelt und Mensch untersucht sind. Somit die Tabakindustrie als Buhmann hinzustellen reicht bei weitem nicht aus.

  • K
    Korruptionskrebs

    Wir müssen mehr Rücksicht auf die kranken Raucher nehmen, deren stinkenden und krebserzeugenden Rauch mit einem Lächeln einatmen und mit Freude für die Folgen zahlen! Ansonsten ginge es der Tabakindustrie an den Kragen und das darf nicht passieren, weil sonst ein wichtiger "Sponsor" der Politiker verschwinden würde.

  • Ja... ja..!!! Aber: @JABBA666:

    Es ist nicht nur Zigarettenrauch des aktiven Rauchers das schlimme- oder das passive mitrauchen von Nichtrauchern!

    Dieselstaub von Autos, Schiffen und sonstwie Maschinen... Kohleverbrennung usw. Staub im normalen Strassenverkehr, Industrieabgase...

    die die Menschen passiv betreffen...

    sind weitaus ungesunder !

    -----------

    Die `Abwesenheit´ frischer- gesunder Luft... Die oftmalige

    `Abwesenheit´ gesunder Bewegungskultur, gekoppelt an Junkfood...

  • G
    Graubner

    Wenn man Zigaretten verbietet, EU-weit, kaufen die Raucher die außerhalb der EU. Man müsste das weltweit verbieten. Aber das glaube ich, kann man komplett knicken.

  • H
    Horst

    SO EINE DUMME RECHNUNG! Bei "Schaden für die Volkswirtschaft" wird also nicht der "Nutzen" durch früheres Ableben eingerechnet. Raucher sparen durch frühen Tod dem Staat jedes Jahr Milliarden.

  • M
    mackenzen

    ...ist es nicht furchtbar?! diese schnoede grosse zahlenwelt dieses endlose aufgerechne in GELD?! selbst im menschlichsten in der toedlichen krankheit werden die KOSTEN dahergerechnet und in allen medien publiziert! wie weit doch die schnoede rechnerei und 'oekonomie* in den maschinenkoepfen der menschen schon angekommen ist! volkswirtschaftlicher schaden: aha! und am ende natuerlich geht es wieder um die forschungsgelder! das grosse heil dass die wissenschaft angeblich seit 150zig jahren verspricht... alles in allem: unertraeglich!

    • @mackenzen:

      Danke! Sie haben meinen Kommentar überflüssig werden lassen.

  • Also, handeln ist gefragt! Zigaretten verbieten, und zwar EU weit.

    • @Jabba666:

      Glauben Sie nur nicht, dass die volkswirtschaftlichen Kosten durch ein Verbot des Tabaks sinken. Das Gegenteil würde passieren. Dieselben Wissenschaftler haben auch die Kosten für Demenz berechnet, die höher als die für Krebs sind. Gerade durch die lange Lebensdauer von gesund lebenden Nichtrauchern erhöhen sich die Kosten. Demenzerkrankungen treten meist in hohem Lebensalter auf.

      Auch wer als Raucher vielleicht mit 60 am Lungenkrebs stirbt, würde dann als Nichtraucher vielleicht mit 80 an einem anderen Krebs sterben, Dazu die Kosten für künstliche Hüftgelenke, und allerlei gesundheitlichen Problemen, die in den Jahren auftreten, die Nichtraucher im krankheitsanfälligem hohen Lebensalter länger leben. Dazu entlasten Raucher die Rentenkasse und zahlen Tabaksteuern. Die eigentlichen volkswirtschaftlichen Schädlinge sind die Nichtraucher und Gesundheitsapostel.

      • @vulkansturm:

        Ich habe als Raucher selbst auch jahrelang mein tun mit den gleichen Argumenten zu untermauern versucht und wollte doch bloß meine Sucht vertuschen.

        Auch sie können es schaffen aufzuhören. Es ist fantastisch morgens nicht mehr husten zu müssen.

        • @Jabba666:

          Wir sind stolz auf diejenigen, die aufgehört haben zu Rauchen oder niemals damit angefangen haben.

           

          Da ich in einer Lungenklinik arbeite kann ich Ihnen sagen, dass der Großteil der Patienten mit Bronchialkarzinom niemals geraucht hat.

           

          Rauchen ist gewiss gesundheitsschädlich. Doch wer tagtäglich in einer Lackiererei, im Friseursalon oder einem asbestverseuchten Bürokomplex arbeitet, um nur ein paar Beispiele zu nennen, ist nicht weniger gefährdet.

          • @Penumbra:

            Da kann ich diesen Menschen nur raten, unbedingt nicht auch noch zu rauchen.

            Am besten nie zu beginnen! Das schwierigste in meinem Leben bisher, war das Rauchen aufzugeben.