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Vogelschutz am Flughafen BERKein großer Schutz für kleine Flieger

Berlins Tierschutzbeauftragte kritisiert die Flughafengesellschaft für fehlenden Vogelschutz am BER. Die sagt, sie halte alle Auflagen ein.

Drei von ungezählten Vögeln, die eine Begegnung mit dem BER nicht überlebt haben Foto: J. Hertel

Berlin taz | Die großen Vögel heben am Flughafen BER mit gehörigem Lärm ab – die kleinen verenden relativ lautlos und von den meisten unbemerkt. In den seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen TierschützerInnen und der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) hat sich nun auch Berlins Landestierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann eingeschaltet: Sie spricht von einem „massenhaften Vogelsterben infolge von Kollisionen“ mit der Glasfassade des BER-Hauptterminals. Dieser Verstoß „gegen den Tier- und Artenschutz darf nicht länger hingenommen werden“.

Anlass für Herrmanns öffentliche Kritik an der FBB war der jüngste Fund von fast 30 Kohl-, Tannen- und Blaumeisen, die offenkundig durch den Aufprall an Glasflächen gestorben waren. Die Finderin hatte das in einer Facebook-Gruppe für Wildvogel-Notfälle gepostet. VogelschützerInnen beklagen aber nicht erst seit der Inbetriebnahme des BER, dass dort täglich Vögel sterben – keineswegs nur die omnipräsenten Stadttauben, sondern viele seltene Arten, von der Haubenlerche bis zur Waldschnepfe.

„Bei den Vögeln, die sofort sterben, qualvoll verenden oder schwer verletzt sind, handelt es sich um besonders geschützte Arten, die durch Gebäude keinem signifikant erhöhten Tötungs- und Verletzungsrisiko ausgesetzt werden dürfen“, schreibt die Tierschutzbeauftragte und fordert die FBB auf, auf den Glasfassaden „umfassend Vogelschutzfolie“ anzubringen. Angesichts der Zahl toter Vögel sei „längst klar, dass der Betreiber gegen Naturschutzrecht verstößt. Umso verwunderlicher ist es, dass die Naturschutzbehörden bislang keinen Grund gesehen haben hier umfassend einzuschreiten.“

Unklare Zahlen

Wie viele Tiere tatsächlich mit dem Terminal kollidieren, lässt sich dabei nur schätzen – Zählungen sind Momentaufnahmen, die Kadaver werden meist schnell durch Fuchs und Krähe oder das Reinigungspersonal entsorgt. „Mehrere tote Vögel wurden vor meinen Augen von der vorbeifahrenden Kehrmaschine aufgewischt“, sagt Claudia Wegworth vom Berliner Tierschutzbeirat zur taz, sie beobachtet seit Jahren den Vogelschlag am Gebäude. „Man macht dort also regelmäßig gründlich sauber, damit sich niemand daran stören kann.“

Bei der FBB verweist man darauf, dass alle Flughafengebäude den erteilten Baugenehmigungen entsprechen. Außerdem, so Sprecher Jan-Peter Haack, komme das „Phänomen, dass Vögel Gebäude nicht immer erkennen, weltweit bei verschiedensten Gebäuden vor“, es handele sich um keine Besonderheit des BER. Trotzdem habe die FBB auf Berichte reagiert und „seit der Inbetriebnahme bereits neuralgische Glasflächen mit Folien ausgerüstet“.

Mit bestimmten Mustern bedruckte Folien gelten Fachleuten als einzige wirksame Lösung, mit denen „unsichtbares“ oder spiegelndes Glas für Vögel als Hindernis erkennbar wird. Am BER habe seitdem eine „signifikante Verbesserung dokumentiert werden“ können, so Sprecher Haack. „Zu weiteren Maßnahmen befinden wir uns in Planungen und fortlaufenden Abstimmungen mit sämtlichen zuständigen Behörden.“

Zuständig für den Tier- und Artenschutz am BER ist das Umweltamt des Landkreises Dahme-Spreewald. Von diesem habe man aktuell keine weitergehende Auflage, so der Sprecher. Sollte es sie geben, „werden wie sie natürlich einhalten“. Eine taz-Anfrage dazu konnte das Umweltamt nicht umgehend beantworten.

Nur Appelle möglich

Kathrin Herrmann gibt zu bedenken, dass sie als Tierschutzbeauftragte des benachbarten Bundeslandes weder Anordnungs- noch Klagerecht habe: „Mir bleibt es als beratende Stelle mit unabhängiger Fachkompetenz, sowohl an die Verantwortlichen der FBB als auch an die zuständigen Behörden zu appellieren, die geltenden artenschutzrechtlichen Vorschriften zum Vogelschutz umzusetzen.“ Auf ihre Kritik hin habe sich allerdings weder die FBB noch das Brandenburger Landesamt für Umwelt geäußert.

Zur Frage, was tatsächlich bereits an Schutzmaßnahmen umgesetzt wurde, verweist Herrmann auf die Antwort des Senats auf eine schriftlichen Anfrage aus dem Abgeordnetenhaus von Ende 2022. Demnach wurden 850 von insgesamt rund 70.000 Quadratmetern Glasfassade mit Vogelschutzfolie beklebt.

Laut Claudia Wegworth bedeckt die Folie, deren Wirksamkeit sie zudem anzweifelt, aber nur wenige Quadratmeter des Terminalgebäudes selbst („wurde nur angebracht, um zu testen, wie es aussieht“). Vor allem seien die gläsernen Wegbegrenzungen in den Kolonnaden im Außenbereich beklebt worden – aber auch diese nur lückenhaft. Gerade erst habe sie an den unbeklebten Flächen im Bereich der Parkhauseinfahrt wieder „20 Abdrücke von kollidierten Tauben gezählt“.

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1 Kommentar

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  • Das habe ich selbst auch schon im Umgang mit der in meiner Heimatstadt im Kreis Steinfurt zuständigen Naturschutzbehörde erfahren müssen; Artenschutz wird nicht umgesetzt und Sachkunde ist bei den Behördenmitarbeitern nicht vorhanden.