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Philipp Gessler über die päpstlich angeordnete VisitationEine verdiente Demütigung

Wer Spaß an Absurdem hat, sollte sich den letzten Videokommentar von Rainer Maria Kardinal Woelki in seinem Haussender domradio.de anschauen. Was der Erzbischof von Köln da zu der vom Vatikan angeordneten Apostolischen Visitation in seinem Erzbistum sagt, ist selbst mit größtem Wohlwollen nur noch als totale Verdrängung zu verstehen – als ein Akt des Belügens von anderen wie auch von sich selbst.

Kardinal Woelki, der mit den päpstlichen Prüfern eine fast beispiellose öffentliche Klatsche aus Rom erhalten hat, versucht verzweifelt, gute Miene zu machen und so zu tun, als wäre er selbst hellauf begeistert von diesem Schritt. Dabei wird er (zu Recht) so demütigt wie kein anderer in der katholischen Kirche Deutschlands. Denn anders als ein massives Misstrauensvotum ist das römisch angeordnete Durchleuchten seines Erzbistums nicht zu werten – egal welche schönen Worte Woelki findet oder welchen seltsamen Spin er nun dagegenstellen will.

Der Ausgang der Visitation, die mit einem Abschlussbericht an den Papst enden wird, ist zwar noch nicht sicher. Aber es ist kaum vorstellbar, dass Woel­ki sie in einer Weise überstehen wird, die es ihm erlauben könnte, auf Dauer weiter Erzbischof von Köln zu bleiben. Am wahrscheinlichsten ist, dass er – nach einer möglichst gesichtswahrenden Schonfrist – nach Rom weggelobt wird, vielleicht auf einen schicken Posten in der Kurie. Das wäre nicht gut für die weltweite Kirchenverwaltung, aber gut für sein Erzbistum und die hiesige katholische Kirche.

Papst Franziskus, der sich nach einem Reformschub zu Beginn seines Pontifikats in den vergangenen Jahren zunehmend als großer Zögerer entpuppt hat, hat mit dieser Visitation einer konservativen Galionsfigur der Weltkirche die Rote Karte gezeigt. Zuvor hatte Woelki sie wortwörtlich schon in Düsseldorf von der Kirchenbasis zu sehen bekommen. Das muss Woelki ziemlich weh getan haben. Ob er daraus lernt? Das große Ringen in der katholischen Kirche um ihre Zukunft und mögliche Reformen geht weiter. Das Ende ist offen.

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