Visa-Bedingungen in den USA: Twitter? Facebook? Username gefragt
Bei der visumsfreien Einreise in die USA sollen zukünftig auch Daten aus sozialen Medien abgefragt werden. Das will jedenfalls die US-Grenzschutzbehörde.
Demnach soll das vor der visumsfreien Einreise in die USA auszufüllende sogenannte ESTA-Formular um die Bitte nach Angaben zur Nutzung sozialer Medien erweitert werden. Bei über den Landweg einreisenden soll die Frage auch auf dem Migrationsformular I-94 auftauchen, das bei Flugreisen weitgehend abgeschafft ist.
Die Informationen sollen dem Vorschlag nach genutzt werden, um „den bestehenden Ermittlungsprozess zu verbessern und der Heimatschutzbehörde mehr Klarheit über etwaige schändliche Aktivitäten zu verschaffen“.
Laut dem Vorschlag sollen die Angaben optional sein – wobei die Frage ist, ob nicht befürchten werden muss, dass sich gerade verdächtig macht, wer die Angabe verweigert.
Rund 300 Millionen Dollar Kosten pro Jahr
Pro Jahr rechnet der Vorschlag mit gut 23 Millionen Angaben von Einreisenden. Die Kosten für die US-Regierung, um die Daten zu überprüfen, würden sich danach auf geschätzt knapp 300 Millionen Dollar jährlich berufen.
Erstaunlich ist, dass sich der Vorschlag diesmal nur auf die visafrei Einreisenden bezieht. Bereits 2011 hatte die Heimatschutzbehörde gefordert, eine entsprechende Frage in die Visa-Anträge aufzunehmen. Aus nicht vollkommen geklärten Gründen war der Vorschlag jedoch seinerzeit nicht übernommen worden, ohne überhaupt in der Öffentlichkeit bekannt zu werden.
Als der Sender MSNBC Ende vergangenen Jahres, zwei Wochen nach dem Anschlag von San Bernardino, davon berichtete, reagierten Kongressabgeordnete und US-Anti-Terror-Beamte mit Kopfschütteln. Sie fordern, die Aktivitäten in sozialen Medien unbedingt zu überprüfen. Etwaige Datenschutzbedenken zählten nicht – schließlich ginge es nur um Daten, die von den Betroffenen selbst und ganz freiwillig veröffentlicht wurden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana