Vietnamesischer Autor aus Nürnberg: Behörde verteidigt Abschiebung
Das Flüchtlingamt hält die Abschiebung eines Menschenrechtlers immer noch für richtig. Dessen Bedeutung als Schriftsteller sei übertrieben.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) hat nach öffentlicher Kritik den Fall eines abgeschobenen Vietnamesen erneut geprüft – und sieht keine Fehler. Im April hatten die Behörden den Autor und Menschenrechtler Nguyen Quang Hong Nhan und seine Frau abgeschoben. „Im Ergebnis wird an der getroffenen und gerichtlich überprüften Entscheidung festgehalten“, teilte ein Bamf-Sprecher der taz jetzt mit.
Gleichzeitig kommen Zweifel an der Bedeutung des Abgeschobenen auf. Sein Umfeld hatte ursprünglich angegeben, er sei für den Literaturnobelpreis nominiert gewesen. Die taz übernahm diese Angabe. Tatsächlich wurde der Autor für die Ehrung vorgeschlagen, aber nicht von Personen, die nach den Nobelpreisregeln zu einer Nominierung berechtigt sind. Der Autor publizierte seit 2011 rund 20 Bücher, aber vor allem Sachbücher zur Geschichte Vietnams und zur Menschenrechtssituation. Romane waren nur vereinzelt darunter.
Nach Angaben der Tochter des Abgeschobenen, die in Nürnberg lebt, ist er nicht inhaftiert, wird aber von der Polizei überwacht. Er befinde sich in einem sehr kritischen Gesundheitszustand, weil er ohne seine dringend benötigten Medikamente abgeschoben wurde. Nach Aussagen des Nürnberger Unterstützerkreises, zu dem Studierende und Dozierende der Hochschule für Musik, Ärzte und Siemens-Mitarbeiter gehören, handelt es sich dabei um „hochgradige Herz- und Diabetesmedikamente“, auf die er angewiesen ist
Jeremias Schwarzer von der Hochschule für Musik, an der die Tochter des Abgeschobenen studiert, sagt der taz: „Eine Diskussion um die literarische Bedeutung des Mannes als Autor wäre in diesem Zusammenhang völlig unangemessen: Sein Engagement als Menschenrechtler ist unstrittig. Und darum ist die Abschiebung zumal in seinem kritischen Gesundheitszustand Unrecht.“
Der Unterstützerkreis hilft der Tochter in ihrem Kampf um ein Bleiberecht und fordert die Rückkehr der abgeschobenen Eltern. Hilfe gibt es auch von der Bundestagsabgeordneten Margarete Bause (Grüne), die sich allerdings wegen der „Sicherheit der Betroffenen“ nicht zu Einzelheiten ihres Engagements äußern möchte.
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