Viertelfinale DFB-Pokal: Mit 21 Elfmetern ins Halbfinale
Aus den Dominanz-Bayern werden dank Manuel Neuer wieder die Dusel-Bayern. Die große Überraschung aber heißt Arminia Bielefeld.
BIELEFELD/LEVERKUSEN dpa | Favoritenschreck Arminia Bielefeld hat sein Pokal-Märchen fortgesetzt und die Hoffnungen von Borussia Mönchengladbach auf den ersten Titel seit 20 Jahren beendet. Der Drittliga-Tabellenführer setzte sich am Mittwoch im Viertelfinale mit 5:4 im Elfmeterschießen gegen den Fußball-Bundesligisten durch. Damit erreichte das Team von Trainer Norbert Meier zum dritten Mal nach 2005 und 2006 das Halbfinale des DFB-Pokals und trifft dort auf den Bundesliga-Zweiten VfL Wolfsburg.
Manuel Junglas (26. Minute) und Max Kruse (32./Handelfmeter) sorgten mit ihren Treffern vor 26.137 Zuschauern in der ausverkauften SchücoArena für das 1:1, das bis zum Ende der Verlängerung hielt. Dann wurde Bielefelds Keeper Alexander Schwolow zum Helden, als er den letzten Elfmeter von Ibrahima Traoré parierte. „Dieser Sieg hat einen unfassbar hohen Wert“, sagte Kapitän Fabian Klos.
Zuvor hatte die Arminia schon die Erstligisten Hertha BSC und Werder Bremen ausgeschaltet. Die im Angriff planlosen und in der Defensive wackligen Gladbacher verpassten es verdient, zum elften Mal in die Vorschlussrunde einzuziehen. „Wenn du in 120 Minuten nicht gegen Bielefeld gewinnst, dann hast du es auch nicht verdient“, sagte Kruse dem TV-Sender Sky. „Der letzte, der verschießt, ist immer der Depp. Aber wir haben als Mannschaft verloren. Das ist bitter“, sagte Manager Max Eberl.
Vier Tage nach dem beeindruckenden 4:1 in Hoffenheim hatte Gladbachs Coach Lucien Favre seine Startelf nur auf zwei Positionen verändert. Thorgan Hazard und André Hahn kamen für Fabian Johnson und Raffael ins Team. Die Bielefelder konnten wieder auf ihren zuletzt gesperrten Top-Torjäger Klos bauen, Christoph Hemlein rückte ebenfalls in die Anfangsformation.
Di., 28. April: Bayern München – Borussia Dortmund
Mi., 29. April: Arminia Bielefeld – VfL Wolfsburg
Hemlein hatte auch die erste Chance der Gastgeber, als er mit einem Fernschuss Borussen-Keeper Yann Sommer prüfte (16.). Kurz darauf verhinderte Sommer nach einem Vorstoß von Sebastian Schuppan mit einem Reflex ein Eigentor von Roel Brouwers. Dann aber war auch Sommer machtlos. Seine Vorderleute ließen Dennis Mast gewähren, dessen Pass schlenzte Junglas von der Strafraumgrenze fein ins linke Toreck.
Die Gladbacher hatten zwar deutlich mehr Ballbesitz, wirkten in der Offensive aber zunächst zu umständlich. So musste ein Blackout von Bielefelds Hemlein helfen, der eine Flanke im Strafraum klar mit der Hand stoppte. Schiedsrichter Wolfgang Stark entschied zurecht auf Elfmeter, Kruse erwies sich wieder einmal als sicherer Schütze – 1:1.
Aber die seit 17 Heimspielen unbesiegten Bielefelder ließen sich auch vom schnellen Ausgleich nicht beirren und brachten den Erstligisten auch nach der Pause immer wieder in Verlegenheit. Während das Angriffsspiel der Gladbacher weiter lahmte, zwang der eingewechselte Daniel Brinkmann Gäste-Schlussmann Sommer zu einer weiteren Rettungstat (57.). Klos hatte in der 75. Minute die dicke Chance zur erneuten Führung, sein Abschluss aber war zu schwach.
So musste die Verlängerung her. Die ersten Bielefelder wurden von heftigen Krämpfen geplagt, aber die Gladbacher fanden weiter kein Mittel. Stattdessen hätte Klos per Kopf (114.) fast für die Entscheidung gesorgt. Am Ende musste das Elfmeterschießen entscheiden. Dort verschossen zunächst Raffael und der eingewechselte Bielefelder Marc Lorenz, ehe Traoré zur tragischen Figur wurde.
0:0 nach 90 Minuten
Mit Elfmeter-Glück hat Rekord-Pokalsieger FC Bayern München seine Chancen auf das Titel-Triple gewahrt. Der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga gewann am Mittwoch das Pokal-Viertelfinale bei Bayer Leverkusen mit 5:3 im Elfmeterschießen, nachdem die packenden 120 Minuten zuvor torlos geblieben waren.
Damit haben die Münchner, die auch noch im Champions-League-Viertelfinale stehen, weiter den 18. Cup-Triumph im Visier. Zudem könnten die Bayern als erster Verein dreimal in Serie den Pokal gewinnen. Im Halbfinale kommt Borussia Dortmund Ende April zur Neuauflage des Vorjahres-Endspiels nach München.
Die Leverkusener verpassten hingegen vor 31.210 Zuschauern nach zuletzt fünf Bundesliga-Siegen ohne Gegentor den ersten Halbfinal-Einzug seit sechs Jahren. Zudem erlebte das Team von Trainer Roger Schmidt nach dem Achtelfinal-Aus in der Champions League bei Atletico Madrid das nächste Elfmeter-Drama, weil Josip Drmic bei seinem Versuch an Manuel Neuer scheiterte.
Bayern-Trainer Pep Guardiola hatte seiner Mannschaft diesmal nicht die Defensivtaktik verordnet, mit der er als Reaktion auf den Ausfall des Topduos Arjen Robben und Franck Ribéry zuletzt in Dortmund ein glanzloses 1:0 erreicht hatte. Stattdessen kehrten die Münchner zum gewohnten Spiel mit hohem Ballbesitz zurück. Allein in der ersten Halbzeit lief die Kugel zu 73 Prozent in den Reihen der Gäste, die zudem dreimal soviele Pässe spielten. Wirklich drangvoll und zielführend allerdings wirkte die Offensive der Bayern nicht.
Die Leverkusener setzten sich von Beginn an clever und zum Teil sehr sehenswert zur Wehr. Bei den Bayern fehlte die Kreativität, zumal auch Bastian Schweinsteiger verletzt passen musste. Nur einmal wurde es vor den Bayer-Tor richtig gefährlich: Bei einer präzisen Hereingabe von Juan Bernat fiel der Ball dem völlig allein stehenden Thomas Müller (40.) direkt vor die Füße, doch 04-Keeper Bernd Leno warf sich in die Schussbahn und wehrte ab.
Nationalspieler Karim Bellarabi, der seinen 25. Geburtstag feierte, stürmte in der 22. Minute auf das Bayern-Gehäuse zu, schoss aus vollem Lauf aber weit über das Tor. Sekunden vor Ende der ersten Hälfte zielte er volley erneut deutlich drüber.
Zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff übersah Bellarabi den besser postierten Roberto Hilbert und donnerte den Ball stattdessen in die Wolken. Danach erhöhten die Münchner, die zuvor in 15 Pokal-Partien in Serie siegreich waren, den Druck. Nach einer Stunde lag der Ball dann nach einem Kopfball von Robert Lewandowski im Bayer-Netz, doch Schiedsrichter Felix Zwayer gab den Treffer wegen eines angeblichen Stürmerfouls gegen Ömer Toprak nicht – eine Fehlentscheidung.
Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit verpasste Julian Brandt nach Bellarabis Flanke den möglichen Siegtreffer aus kurzer Distanz, weil Rafinha gerade noch die Fußspitze an den Ball bekam. In der Verlängerung bestimmten die Bayern das Geschehen. Götze schob den Ball nach Rafinhas Zuspiel aus drei Metern am linken Pfosten vorbei (98.), Bernat scheiterte an Leno (114.). So musste das Elfmeterschießen entscheiden.
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