Halbfinale DFB-Pokal: Slippery When Wet

Nach 75 Minuten Bayern-Dominanz schlägt der BVB mit einer Drei-Y-Kombination zurück. Im Elfmeterschießen hätte München Betonschuhe gebraucht.

Auf dem Boden der Tatsachen: Philipp Lahm und Xabi Alonso Bild: dpa

Die Startbedingungen: Die Deutsche Fußball Liga hat das Meisterabo für die Bayern vorzeitig verlängert, der Verein steht abermals im Halbfinale der Champions League und kann mit einem Sieg über Dortmund auch die dritte Voraussetzung für ein neues Triple schaffen – das erklärte Ziel von Bayerns Trainer Pep Guardiola. Es fehlen allerdings viele verletzte Stamm- und Faststammspieler (Ribéry, Alaba, Martinez, Badstuber).

Der BVB hingegen ist nach einer miserablen Hinrunde im Graubrotbereich der Bundesliga angekommen, eine Qualifikation für die Europa League ist noch möglich. Der sicherere Weg in den europäischen Fußball aber führt über zwei Siege im DFB-Pokal; nun gegen München und dann nochmal im Finale. Es ist Jürgen Klopps vorerst letztes Spiel gegen den FC Bayern, er verlässt die Borussia zum Ende der Saison.

Guardiolas möglicher Dreifachtriumph gegen Klopps Wunsch, noch einmal als Pokalsieger „auf einem Lastwagen um den Borsigplatz zu fahren“ – weiter können Ansprüche kaum auseinanderklaffen.

Das Spiel: Ballbesitz und Bayern fangen nicht zufällig mit den gleichen Buchstaben an. Der BVB hält mit Pressing rund um den Mittelkreis dagegen. In den ersten zehn Minuten hätten Gärtner in beiden Strafräumen genügend Raum, um ungestört die Frühlingsarbeiten abzuschließen. Thomas Müller und Philipp Lahm stampfen dem BVB-Gärtner dann in der 14. und 15. Minute mit ersten Chancen die Stiefmütterchen kaputt, während die Rabatten im Münchener Strafraum weiter prächtig gedeihen, wenn nicht gerade Manuel Neuer gelangweilt reinlatscht.

Einmal spielt der BVB temporeich, doch daraus entsteht das 1:0 für den FC Bayern. Nach einem Fehlpass Kagawas geht es schnell, Benatia spielt einen langen Pass auf Lewandowski, der in der 30. Minute erst den Pfosten und dann aus spitzem Winkel das Tor trifft. Und der BVB? Läuft viel, verliert im zentralen Mittelfeld Ball um Ball, wirkt gehemmt, hat Angst vor dem zweiten Gegentor, das Lewandowski in der 43. Minute dann auch fast macht. Ein Schlenzer aus mehr als 30 Metern über den zu weit vor dem Tor stehenden Torhüter Langerak geht nur knapp vorbei.

Zweite Halbzeit: Bayern spielt munter weiter, Müller mit einer Großchance in der 48. Minute. Überraschung in der 52. Minute: Marco Reus spielt tatsächlich mit und schießt sogar aufs Tor. Warum hat er das nicht vorher schon getan? Wieder Lewandowski in der 55. Minute, ein satter Schuss landet an der Latte, im gleichen Spielzug landet der Ball im Strafraum auch an der Hand Schmelzers. Elfmeter wird vom Handballschiedsrichter Peter Gagelmann nicht gegeben, Siebenmeter auch nicht. Thiago könnte auch noch ein Tor schießen, will aber nicht. Guardiola will umso mehr. Er wechselt Robben für Thiago ein.

Der BVB bringt Mkhitaryan für Kagawa und weiter gilt: Vieles geht durch die Mitte, doch in der Mitte entspringt kein Spielfluss. Das Spiel wird ruppiger. Aus dem Nichts fällt das 1:1. Blaszczykowski hebt den Ball an den Strafraumrand, Mkhitaryan schiebt in die Mitte, Aubameyang vollendet – das nennt man dann wohl die Dominanz der Y-Achse. Und nochmal Mkhitaryan in der 80. Minute, Neuer rettet. Auf einmal scheint hier ein BVB-Sieg möglich bzw. myglich. Der BVB bringt Kampl für Blaszczykowski, der FC Bayern Götze für Robben, der sich gleich wieder verletzt hat. Zuvor hat bereits Schweinsteiger Müller abgelöst. Reus in der 82. und 86 Minute mit zwei Chancen, vereitelt von Neuer und Neuer. Auf der anderen Seite greift Langerak auch noch zweimal zu, bevor es in die Verlängerung geht.

Dortmund wechselt erneut, Kehl kommt für Bender. Nun ist das Spiel offen, aber deutlich langsamer als zuvor. 101. Minute, Freistoßtrick von Alonso, Schweinsteiger köpft knapp drüber. Dortmund drückt, Benatia und Neuer rauschen zusammen. Kevin Kampl, spät eingewechselt, hat schnell gelb gesehen und sieht in der zweiten Hälfte der Verlängerung noch schneller gelb-rot. Schweinsteiger scheitert in der 115. Minute nochmal an Langerak, der einen großen Fuß haben muss. Langerak räumt Lewandowski im Strafraum ab, kein Elfmeter – zu Recht. Bayern ist jetzt besser.

Die entscheidenden Momente: Elfmeterschießen. Lahm gegen Langerak – drüber. Gündogan gegen Neuer – 0:1. Alonso rutscht wie Lahm aus – nochmal drüber. Kehl – 0:2. Götze – Langerak hält. Hummels – Neuer hält. Neuer tritt selbst an – an die Latte. Bayern ist raus.

Der Spieler des Spiels: Sind gleich zwei. Robert Lewandowski. Er trifft gegen sein altes Team nach Belieben, wie das schwarz-gelbe Kind, mit dem ich das Spiel schaue, gewohnt statistiksicher anmerkt (das schwarz-weiße Kind, beim Fußball Bayern-Fan, ist längst eingeschlafen.) Und Henrikh Mkhitaryan, mit dem neuer Schwung ins Spiel des BVB kommt.

Die Pfeife des Spiels: Sind auch zwei. BVB-Spieler Shinji Kagawa, der wie ein Maibäumchen fragile Statik ausstrahlt, bis Mkhitaryan ihn ablöst. Und der neue Bayern-Arzt, der Robben für 16. Minuten auflaufen lässt.

Die Schlussfolgerung: Ausgetriplet.

Und sonst? Marco Reus geht nicht mehr zum Friseur der Hitlerjugend. Das ist gut. Ein Antifa-Autokorso um den Borsigplatz wäre auf jeden Fall angebracht. Mitchell Weiser bewegt sich, wenn er müde wird, wie Donald Duck. Ein Autokorso um Entenhausen könnte ebenfalls sinnvoll sein.

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