Verzicht auf Johnson-&-Johnson-Impfstoff: Dänemark bremst sich selbst
Nach AstraZeneca verzichtet Kopenhagen nun auch auf Impfungen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson. Das hat Folgen für das Impftempo.
In einer 31-seitigen Abwägung zu Vor- und Nachteilen einer Impfung mit dem Janssen-Vakzin, die ähnlich für die ebenfalls Adenovirus-basierten Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und das russische Sputnik V gelte, nimmt die Behörde Bezug auf Studien der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA sowie der US-Behörden FDA und CDC über einen mutmaßlichen Zusammenhang dieser Impfstoffe mit der Thrombose-Erkrankung VITT.
Anhand der bisherigen Meldungen über entsprechende Nebenwirkungen rechnet Sundhedsstyrelsen beispielsweise bei der Gruppe der Frauen zwischen 30 und 39 Jahren mit einem Erkrankungsrisiko von 1:85.000. Wobei die Behörde betont, hier eher von einer möglichen Untererfassung ausgehen zu müssen, weil in den USA eine große Zahl von Obdachlosen und anderen Personen „mit erheblichen Hindernissen für einen Kontakt zum Gesundheitswesen“ mit dem Johnson-&-Johnson-Vakzin geimpft worden seien.
Die Entscheidung könnte aber überdacht werden. „Es können neue Erkenntnisse aufkommen, oder die Situation in Dänemark kann sich ändern, zum Beispiel in Bezug auf den Infektionsdruck, die Krankheitslast, die Epidemiekontrolle oder die Verfügbarkeit anderer Impfstoffe“, erklärte die Gesundheitsbehörde.
Acht Millionen Dosen bestellt
Die fraglichen Stoffe ganz aus dem einheimischen Impfprogramm zu nehmen, ist laut der Kopenhagener Professorin für Impfstoffentwicklung Camilla Foged angesichts der mittlerweile recht entspannten Coronalage im Lande „eine vernünftige Entscheidung“: „Für den Einzelnen gibt es kein großes Risiko, aber wenn wir so viele impfen, müssen wir mit so einer Nebenwirkung rechnen.“ Und bereits ein einziger Todesfall sei den Preis nicht wert.
Für Dänemark hat der Verzicht auf Janssen erhebliche Auswirkungen auf die Impfplanung. Das Land hatte vorab schwerpunktmäßig auf das Produkt gesetzt und über acht Millionen Dosen bestellt, weil bei ihm eine Einzeldosis ausreichend ist. Die Gesundheitsbehörde rechnet nun damit, dass statt Ende Juli erst bis zum 22. August allen BürgerInnen ein Impfangebot gemacht werden kann.
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