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„Vertrauensstudie“ der Uni BielefeldJugendliche misstrauen Medien

Eine große Mehrheit jüngerer Menschen vertraut nicht auf Medien und Journalist_innen. Viele Jugendliche neigen gar zu Verschwörungstheorien.

Die Unsicherheit, die mit „Fake-News“ und „alternativen Fakten“ begann, ist in Deutschland angekommen Foto: Carlos Barria/reuters

Leverkusen dpa | Eine große Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland hat einer Studie zufolge kein Vertrauen in die Medien. 75,8 Prozent misstrauen demnach Zeitungen, 71,6 Prozent misstrauen Journalist_innen. Mehr als ein Drittel der Jugendlichen vermutet, dass die Medien absichtlich wichtige Informationen zurückhalten (37,9 Prozent) und nur ihre eigene Meinung verbreiten (32,8 Prozent).

Studienleiter Prof. Holger Ziegler bezeichnete diese Ergebnisse am Dienstag als „alarmierend“. Eine gesunde Skepsis sei durchaus hilfreich, doch hier gehe es um etwas Anderes: „Stellen wir nicht nur den Wahrheitsgehalt einer Information in Frage, sondern vermuten wir, dass uns – in diesem Fall – die Medien absichtlich Informationen verschweigen und manipulieren wollen, dann bewegen wir uns in einem gefährlichen Bereich von Verschwörungsglauben.“

Für die Studie, die im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung von der Universität Bielefeld durchgeführt wurde, wurden 1582 Kinder (6 bis 11 Jahre) und Jugendliche (12 bis 16 Jahre) befragt. Innerhalb des betrachteten städtischen Bevölkerungsabschnitts sei die Studie repräsentativ, teilte Ziegler mit. Befragt wurden Familien in Berlin, Leipzig, Köln, Deggendorf, Herne, Neunkirchen/Saar, Reutlingen, Stralsund, Bitburg und Aurich.

Zu den möglichen Gründen für das geringe Vertrauen in die Medien sagte Ziegler der Deutschen Presse-Agentur: „Das Leben von heranwachsenden Kindern und Jugendlichen wird in einem hohen Maße durch die Medien geprägt.“ Mit wenigen Klicks hole man sich tagesaktuelle Informationen über den Zustand der Welt. „Meldungen von Klimawandel und Armut, Fake News und Krieg können Angst machen und hinterlassen Spuren. Eine Möglichkeit, darauf zu reagieren, ist, diese Informationen in Zweifel zu ziehen, sich zurückzuziehen und anderen zu misstrauen – auch den Medien.“

Auch das Vertrauen in öffentliche Einrichtungen ist der Studie zufolge unter Jugendlichen nur mäßig ausgeprägt. Nur jeder zweite Jugendliche vertraut demnach der Bundesregierung (53,9 Prozent). Deutlich höheres Vertrauen genießen dagegen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (76,1 Prozent) und Polizei (79,9 Prozent).

Die Studie zeige, dass von den Jugendlichen, die nur ein geringes Vertrauen in öffentliche Einrichtungen hätten, mehr als ein Drittel (38,7 Prozent) eine starke Anfälligkeit für Verschwörungsgedanken aufweise, sagte Ziegler. Ebenso gebe es einen Zusammenhang von Medienkonsum und Verschwörungsneigung: Von den Jugendlichen, die ihre Informationen bevorzugt aus den sozialen Medien bezögen, zeigten 37,6 Prozent eine starke Verschwörungsneigung. Von den Jugendlichen, die sich überdurchschnittlich viel über öffentlich-rechtliche Medien informierten, seien dies nur 5,4 Prozent.

In der Pubertät seien Zweifel an sich selbst und an anderen durchaus erwartbar, sagte Ziegler. Das hier festgestellte Ausmaß fehlenden Vertrauens in andere sei jedoch bemerkenswert: Zwei Drittel der Jugendlichen (63,6 Prozent) haben demnach kein Vertrauen in andere Menschen. Etwa jeder zweite Jugendliche meint, wer sich auf andere verlasse, werde ausgenutzt (49,3 Prozent), und hat demnach schon erlebt, dass man sich nicht auf andere verlassen könne (46,3 Prozent).

39,6 Prozent der Jugendlichen glauben nicht, dass die meisten Menschen gute Absichten haben. Ein Viertel der Jugendlichen (24,5 Prozent) besitzt nur geringes Selbstvertrauen.

Dies beeinflusse auch den Blick auf die Zukunft, so Ziegler: Mehr als ein Drittel der Jugendlichen (34,8 Prozent) bewerte die Zukunft der Gesellschaft pessimistisch. „Wir sehen hier eine bemerkenswerte und auch besorgniserregende Entwicklung. Jugendliche vertrauen nur sehr begrenzt der Lösungskompetenz der Gesellschaft. Wer aber den Glauben an die Gemeinschaft verliert, zieht sich zurück und resigniert.“

Auffallend sind demnach auch geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ausprägung von Vertrauen. Mädchen zwischen zwölf und 16 Jahren verfügen über weniger Selbstvertrauen (Mädchen: 72,7 Prozent, Jungen: 81,0 Prozent) und weniger Vertrauen in andere als gleichaltrige Jungen (Mädchen: 49,5 Prozent, Jungen: 58,5 Prozent).

Das Vertrauen in öffentliche Einrichtungen ist ebenfalls bei Mädchen schwächer ausgeprägt als bei Jungen. 60 Prozent der Mädchen im Teenager-Alter sagen, dass sie wenig Vertrauen in öffentliche Institutionen haben, bei den Jungen sind es 42,8 Prozent.

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17 Kommentare

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  • Haben Sie die Methodik hinterfrgat, die dieser Studie zugrunde liegt? Aus wissenschaftlicher Sicht ist das alles so nicht haltbar. Die Fragen sind weder standardisiert, noch geeicht, noch wurden die Probanden per Zufall ausgewählt.

  • "Mehr als ein Drittel der Jugendlichen vermutet, dass die Medien absichtlich wichtige Informationen zurückhalten"

    Und hier, im selben Blatt, zur gleichen Zeit, im NDR Artikel:

    "Zudem beklagen Journalist*innen, dass wie durch einen „politischen Filter“ berichtet werden müsse, dass Kritik unterdrückt und Themen heruntergespielt würden, wenn sie die regierenden CDU schlecht aussehen ließen."

    Ich denke, diese Jugendlichen sind einfach schlau.

    • @Bee67:

      "Ich denke, diese Jugendlichen sind einfach schlau."

      Sicher doch. Es regiert die CDU und die Medien stehen hinter der CDU. ROFL

      Wie alt sind Sie?

    • @Bee67:

      Könnte natürlich auch sein, dass dieser Bericht eher ein Indikator für funktionierende Selbstheilungskräfte im Mediensystem ist. Wo ist denn der 'politische Filter' wenn sie mal die taz, neben die Welt legen, die Graswurzelrevolution neben die Compact oder die Interim neben die Sezession?

  • "Wenn Leute das Vertrauen in die Medien verlieren, kann man die Ursachen dabei natürlich bei den Leuten suchen. Oder bei den Medien, was vielleicht zielführender ist."

    Wenn es ja nur das Vertrauen in Medien wäre, aber die Menschen verlieren generell das Vertrauen in Fakten und Wahrheiten.

    Im Internet findet man zu allem nunmal auch gegenteilige Meinungen, egal wie eindeutig etwas ist. Ob die nun von Putin lanciert wurden, von der Öllobby stammen oder einfach nur irgendwelchen Verwirrten, die in einer alternativen Realität leben, ist egal.

    Die Algorithmen von facebook, youtube & Co. verbreiten bevorzugt diese alternativen Fakten, um einen möglichst hohen grad an Dissens zu erzeugen, denn das maximiert die Verweildauer der Nutzer.

    So lange diese Mechanismen nicht verboten werden, werden unsere westlichen Demokratien weiter erodieren, da die Unterstützung einer Bevölkerungsmehrheit selbst bei wissenschaftlich gesehen trivialen Entscheidungen kaum noch möglich ist.

    "Und wenn man sich anschaut, wieviele 'Verschwörungstheorien' sich inzwischen als gelebte Praxis herausgestellt haben, ist der 'Glaube' an solche Theorien jedenfalls auch nicht völlig abwegig."

    Was da eher passiert ist: Das Wort "Verschwörungstheorie" wurde über die letzten Jahre etwas inflationär gebraucht.

    Die gängigen Verschwörungstheoren, die den Namen verdienen, sind auch weiterhin Verschwörungstheorien.

    • @Co-Bold:

      "Im Internet findet man zu allem nunmal auch gegenteilige Meinungen, egal wie eindeutig etwas ist."



      Stimmt doch gar nicht =)



      "Die Algorithmen"



      Keine Frage, was da bei FB et al. läuft ist kritisch zu sehen. ABer vielleicht macht man es sich mit dem Verweis auf die Algorithmen auch zu einfach, wenn diese eben so arbeiten wie es die Menschen wollen. Hier funktioniert das doch, ich unterstellle mal, ganz ohne Algorithmen, ganz ähnlich: ein kontroverser Artikel erscheint, in Kommentaren wird heftig gestritten und ein, zwei Tage später erscheint garantiert ein weiterer Artikel zum selben Thema weil man in der Redaktion eben festgestellt hat, dass es Resonanz gibt und öffentliches Interesse besteht.

  • Ich kenne keine Jugendlichen, die sich überdurchschnittlich viel über öffentlich-rechtliche Medien informieren. Diese Institutionen werden die nächste Generation womöglich nicht überleben.



    Was sollen die Jugendlichen auch denken? Was soll ihr Vertrauen in die Medien stärken? Der aktuelle NDR-Skandal bestätigt sie in ihrer Einschätzung.

    • @wollewatz:

      Sie kennen FUNK? Gehört zu den öffentlich-rechtlichen. Hat reichlich Programm für junge Menschen.

  • Wenn Leute das Vertrauen in die Medien verlieren, kann man die Ursachen dabei natürlich bei den Leuten suchen. Oder bei den Medien, was vielleicht zielführender ist.

    Und wenn man sich anschaut, wieviele "Verschwörungstheorien" sich inzwischen als gelebte Praxis herausgestellt haben, ist der "Glaube" an solche Theorien jedenfalls auch nicht völlig abwegig.

    • @Carcano:

      Was wäre denn ein Beispiel für diese gelebte Praxis?

    • @Carcano:

      Könnten Sie mir einfach mal drei konkrete Beispiele für "wahre Verschwörungstheorien"?

      • @Ignaz Wrobel:

        1. Die CIA/NSA hört uns alle ab



        2. Die "Dienste" sind von Nazis unterwandert



        3. Gesetze werden von Lobbyisten diktiert



        4. Der getrennte Müll wird von der Müllabfuhr wieder zusammengeschmissen

        • @Erwin Spack:

          Alle vier von Ihnen genannten Punkte sind aufgrund überzogener Verallgemeinerung und Vereinfachung falsch. Der Beweis für die gelebte Praxis der Verschwörungstheorien fehlt weiterhin - und dabei wird es auch bleiben.

        • @Erwin Spack:

          Über all diese Dinge wird aber doch in den Medien berichtet.

  • Vor der letzten Bundestagswahl war ich noch für eine Herabsetzung des Wahlalters, u.a. um ein Gegengewicht ggn. die vielen Alten (wie mich) bei wichtigen Entscheidungen zu haben. Aber nachdem die FDP mit ihrem jungen Wahlwerbungsimage sooo von Jungwählern profitiert hat, aber natürlich keine zukunftsfähige Politik unter Lindner produziert, sondern Umwelt- und Sozialpolitik der Koalitionspartner torpediert, bin ich von der Idee wieder abgekommen. Die vorliegende Studie untersucht Jugendliche BIS 16, und gewählt würde AB 16, aber mir ist - auch nach diesem Artikel - lieber, dass weiterhin ab 18 gewählt wird ...

    • @Christian Lange:

      Es ist nur eine Studie. Es fehlen Vergleiche zu Vorjahren und zu anderen Jahrgängen, weder Sie noch ich haben uns die Methodik angeschaut. Man sollte sich von einem solchen Artikel wirklich nicht gleich umstimmen lassen.



      Warum mehr FDP Wähler gleich für Sie bedeuten das die Jugend "schlecht" wählen würde aus Ihrer Sicht ist mir auch unklar. Schließlich gäbe es von der Jugend auch deutlich weniger CDU und AFD Stimmen, dafür aber mehr Grün, Links, Tierschutzpartei und andere "Kleinparteien". Was genau stört Sie daran? Die wenigen CDU Stimmen? Es ist schließlich definitiv zu erkennen das mehr "zukunftsgewandte" Parteien gewählt werden würden.

  • Das sind gute Zahlen für die Polizei. 80% Vertrauen bei jungen Leuten, vermutlich noch ein ganzes Stück höher bei der Gesamtbevölkerung.

    Die Berichte, Kommentare und Einschätzungen in manchen Medien lassen dagegen oft den Eindruck entstehen, dass diese Institution von der Mehrheit der Bevölkerung gehasst wird und gar kein Vertrauen genießt.