Verstöße gegen den Tierschutz: 17 tote Kühe im Stall
Aktivisten berichteten von Kadavern auf einem Hof bei Stendal. Bei einer Kontrolle fand das Amt nichts, danach lagen die toten Kühe immer noch da.
Die Tierschützer*innen hielten weitere erschreckende Bilder fest, unter anderem ein Video von einem Kalb, das unter den Gülleschieber gerät. Dem Mitteldeutschen Rundfunk zufolge, handelt es sich bei dem Material eindeutig nicht um Fälschungen. Die zuordenbaren Ohrmarken der Kühe bewiesen dies. Dem Bericht zum Trotz, findet der Bauernverband Sachsen-Anhalt, dass Zweifel an der Echtheit der Videos nach wie vor angebracht seien. „Da bleibt ein Geschmäckle“, sagte ein Sprecher der taz.
Der Verein Soko Tierschutz sagte der taz, er habe dem Betrieb über vier Wochen verteilt zwischen März und April rund zehn Besuche abgestattet. Anfang April meldete er die dokumentierten Verstöße beim zuständigen Veterinäramt in Stendal. Die Behörde sei sehr zögerlich tätig geworden, habe dann jedoch eine unangekündigte Kontrolle im Betrieb vorgenommen.
Der Landkreis sagte dem MDR, dass dabei keine wesentlichen Tierschutz- und Hygienebedenken aufkamen. Kadaver seien nicht gefunden worden. In dem Betrieb seien lediglich mehrere Tiere nicht gesund, Tierärzte seien zu spät oder gar nicht hinzugezogen worden und Kühe seien außerdem ohne tierärztliche Aufsicht enthornt worden. Zudem sei der Behörde eine hohe Todesrate aufgefallen: Von 700 Kühen seien seit Anfang des Jahres 46 verstorben.
Friedrich Mülln von Soko Tierschutz berichtete der taz, dass die Ende März entdeckten Kadaver zwei Tage nach der amtlichen Kontrolle immer noch an denselben Stellen gelegen hätten. Er vermutet mehr als Behördenversagen. „Das Veterinäramt ist in diesem Fall Mittäter“, so Mülln. Deshalb erstattete die Organisation nicht nur Strafanzeige gegen den Betreiber, sondern auch gegen die Behörde. Doch ein solches Verfahren könne Jahre dauern. Größere Wirkung erhofft er sich daher von der Entscheidung der Milchwerke Mittelelbe, keine Milch mehr von dem Betrieb zu beziehen.
„Das System, wie wir es jetzt haben, funktioniert nicht“, sagte die Tierärztin und Grünen-Politikerin Ophelia Nick. Ihre Partei fordert eine Neustrukturierung der Tierschutzkontrollen. Ministerin Klöckner will jedoch nichts Grundlegendes ändern. Sie appellierte an die Bundesländer, ausreichend Kapazitäten für Tierschutzkontrollen zu stellen. Im Fall der Geven & Rabelink GbR gab es diese Kapazitäten zwar. „Whistleblower“ brauchte es für einen funktionierenden Tierschutz dennoch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül