Versprecher von rechter US-Politikerin: Gazpacho, Gestapo, Gespött

In einem Interview verwechselt die Trump-Anhängerin Greene die Geheime Staatspolizei der NS-Zeit mit der spanischen Suppe – und erntet Hohn.

Porträt Marjorie Taylor Greene

Ansonsten nicht so lustig: Marjorie Taylor Greene ist politisch extrem rechts Foto: Elizabeth Frantz/reuters

WASHNGTON taz | Wenn Marjorie Taylor Greene auftritt, ist es oft schwer zu entscheiden, ob schallendes Gelächter oder bittere Tränen die angemessene Reaktion sind.

Die republikanische Abgeordnete aus dem 14. Wahlkreis in Georgia hat einen Slogan, der besagt: „100 Prozent für Schusswaffen, für Leben und für Trump“. Sie ist gegen Abtreibung, betrachtet die Kapitolsstürmer vom 6. Januar 2021 als aufrechte Patrioten, sieht in Demokraten aus der politischen Mitte „Sozialisten und Kommunisten“, begrüßt ein Mitglied des rassistischen Geheimclubs Ku-Klux-Klan bei einem Meeting freudig und verbreitet die abstrusesten Verschwörungstheorien: von der angeblichen Präsidentenwahlfälschung im November 2020 bis hin zu dem Vergleich zwischen Maskentragen und Davidstern.

Am Dienstag hat die 47-Jährige mit einem Versprecher bei einem Interview auf dem radikal rechten TV-Sender OAN einen neuen Vogel abgeschossen. Da wetterte sie erst gegen den „Gulag“ in den Gefängnissen der US-Hauptstadt, wo angeblich republikanische Anhänger misshandelt werden, dann gegen die „Gazpacho-Polizei“, die im Auftrag der demokratischen Sprecherin des Abgeordnetenhauses, Nancy Pelosi, hinter Kongressabgeordneten herschnüffele. Taylor Greene meinte die „Gestapo“. Aber weder ihr noch ihrem Interviewer fiel der Fehler auf. Im Internet landete sie mit ihrem Kalte-Suppe-Versprecher einen neuen Lach- und Klickerfolg.

Kein politischer Schaden für Taylor Greene

Eine der ernsteren Reaktionen bekam Taylor Greene von der linken demokratischen Abgeordneten Alexandria Occasio-Cortez. Die bescheinigte der Republikanerin, dass diese schon vor Jahren alle Bücher aus ihrem Haus verbannt habe. Pelosis Büro ließ verlauteten, sie habe keine spionierende Geheimpolizei.

Taylor Greene selber versuchte, mit einem vermutlich witzig gemeinten Tweet zurückzurudern: „Keine Suppe für jene, die illegal hinter Kongressabgeordneten herspionieren“, schrieb sie. Zwar hat Twitter ihr persönliches Konto wegen der häufigen Lügenfrequenz schon im vergangenen Jahr dauerhaft abgeklemmt, aber ihr Konto als Abgeordnete konnte Taylor Greene behalten und ununterbrochen weiterbenutzen.

Viele Republikaner in Washington reagieren auf Taylor Greene mit Kopfschütteln und gelegentlichen Rügen. Der Chef der republikanischen Fraktion im Senat, Mitch McConnell, hat sie als ein „Krebsgeschwür“ seiner Partei bezeichnet. Aber bei ihrer eigenen Basis in dem mehrheitlich weiß besiedelten, ländlichen und extrem armen Gebiet zwischen der Hauptstadt von Georgia, Atlanta, und der Grenze zu Tennessee, wo Taylor Greene bei den letzten Kongresswahlen 75 Prozent der Stimmen bekam, wird ihr der Versprecher nicht schaden.

Dort hat sie vor zwei Jahren sämtliche anderen republikanischen Kandidaten weit abgeschlagen. Und dort gibt es zwar für die Halbzeitwahlen im November mehrere republikanische Gegenkandidaten, aber die Mehrheit der Wähler liebt sie, wenn sie die Kapitolsstürmer als „Patrioten“ bezeichnet und ein Scharfschützengewehr verlost.

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