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Versorgungsicherheit beim StromDie Energiewende ist Sofi-sicher

Stresstest bestanden: Während der Sonnenfinsternis brach die Photovoltaikleistung ein. Doch das Netz blieb stabil – das sind gute Aussichten für 2030.

Der Sofi-Knick: Die orangene Kurve zeigt die Megawatt-Einspeisung in Deutschland am 20. März, die blaue die Prognose Bild: dpa

FREIBURG taz | Die Sonnenfinsternis am Freitag hat gezeigt, dass das Stromnetz trotz Energiewende stabil ist: Die Solarstromerzeugung fiel und stieg wegen dieses Naturschauspiels dreimal so schnell, wie man es von normalen Tagen kennt. Dennoch gelang es den Netzbetreibern, das Energiesystem stabil zu halten.

Zuvor hatte es Befürchtungen gegeben, die Ausnahmesituation könne zu Stromausfällen führen, was Wissenschaftler – etwa von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin – allerdings als „Horrorszenarien“ bezeichneten. Die Übertragungsnetzbetreiber nannten die zweieinhalbstündige Verschattungsphase im Vorfeld einen „echten Stresstest“, sahen sich aber durch ihre intensive Vorbereitung gut gerüstet. Diese Einschätzung erwies sich dann auch als zutreffend.

So war der Freitagvormittag auch ein Vorgriff auf die Zukunft: „Das Stromsystem muss mit solchen Situationen in 15 Jahren regelmäßig zurechtkommen“, erklärte die Denkfabrik Agora Energiewende. Im Jahr 2030 werde die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien mitunter in einer Stunde um bis zu 14 Gigawatt steigen oder fallen – das entspricht etwa dem Gradienten, wie er am Freitag auftrat.

Die Stromnetzbetreiber konnten die Sonnenfinsternis gut bewältigen, weil sie zuvor in ausreichender Menge schnell regelbare Kraftwerke – zum Beispiel mit Gas betriebene – unter Vertrag genommen hatten. Agora-Direktor Patrick Graichen sagte: „Wenn das heutige, vergleichsweise inflexible Stromsystem die Sonnenfinsternis meistert, dann wird das Stromsystem des Jahres 2030 mit vergleichbaren Situationen spielend zurechtkommen.“ Schließlich dürfte das Stromsystem im Rahmen der Energiewende deutlicher flexibler werden, als es bislang ist.

Unterdessen zeigten die Preissignale an der europäischen Strombörse Epex anschaulich, in welchem Maße der Solarstrom inzwischen die Großhandelspreise senkt: In der Stunde zwischen 10 und 11 Uhr, zum Höhepunkt der Sonnenfinsternis, war die Kilowattstunde am Spotmarkt fast zwei Cent teurer als in der Stunde zuvor und in der Stunde danach.

Denn es gingen durch den Mondschatten deutschlandweit erhebliche Mengen an Solarstrom verloren: Um 9.45 Uhr wurden noch 13,4 Gigawatt Photovoltaik erzeugt, eine Stunde später waren es nur noch 5,3 Gigawatt. Ohne Finsternis wären es zu diesem Zeitpunkt durch den weiteren Anstieg der Sonne sogar bereits rund 18 Gigawatt gewesen. Damit hat der Mond dem Stromnetz kurzfristig die Leistung von einem Dutzend Großkraftwerken vorenthalten.

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