Verseuchtes Wasser in Fukushima: Gefrorener Schutzwall soll helfen
Im Unglücks-AKW Fukushima bekommt Betreiber Tepco das strahlende Wasser nicht in den Griff. Jetzt will die Regierung handeln – und zahlen.
TOKIO taz | Erstmals hat sich die japanische Regierung direkt in die Sicherung der Atomruinen von Fukushima eingeschaltet. Premierminister Shinzo Abe wies am Mittwoch das Industrieministerium an, den Betreiber Tepco im Kampf gegen verstrahltes Wasser zu unterstützen.
Mit Steuergeldern soll ein gefrorener Schutzwall im Boden errichtet werden. Abe, der seit Dezember im Amt ist, hielt bislang an der Linie seiner Vorgänger fest, wonach Tepco die Folgen der Havarie allein bewältigen soll. Tepco gehört inzwischen mehrheitlich dem Staat, ohne dass sich die Regierung bisher in das Management eingemischt hat.
Doch diese Haltung hat sich nun gerächt. Täglich strömten mindestens 300 Tonnen kontaminiertes Wasser ins Meer, räumte das Industrieministerium ein. Die Lecks gebe es schon seit zwei Jahren. Der Regierungschef nannte das Problem „dringend“ und kündigte „schnelle und vielfältige Maßnahmen“ an.
Seit der Katastrophe im März 2011 dringen täglich 400 Tonnen Grundwasser in die Reaktorgebäude ein. Das eingelaufene Wasser wird durch radioaktive Stoffe kontaminiert, die mit dem Kühlwasser aus den undichten Reaktorbehältern lecken. Tepco pumpt zwar täglich 100 Tonnen schwach verstrahltes Wasser ab, aber die Tanks von 380.000 Tonnen sind inzwischen zu 85 Prozent ausgelastet.
Bauwerk nicht vor 2015 fertig
Als im Mai die gemessenen Strahlenwerte im Grund- und Meerwasser in die Höhe schnellten, pumpte Tepco härtende Chemikalien in den Boden, aber das hielt das Wasser nicht auf. Vermutlich sickert außerdem radioaktives Wasser aus Strom- und Rohrleitungen in den Untergrund.
Das Industrieministerium will den Wasserzufluss dauerhaft durch eine Wand aus gefrorenem Erdreich bremsen. Bei dieser Technik aus dem Tunnelbau werden Rohre mit einer Kühlflüssigkeit senkrecht in den Boden gedrückt.
Die Konstruktion in Fukushima soll die Reaktoren 1 bis 4 auf einer Länge von 1,4 Kilometer umschließen und bis zu 30 Meter tief in den Boden reichen. Das aufwändige Bauwerk könnte den japanischen Steuerzahler bis zu 300 Millionen Euro kosten und wäre wegen des hohen Stromverbrauchs auch im Unterhalt sehr teuer. Tepco habe dafür kein Geld, deshalb müsse der Staat einspringen, erklärte ein Ministeriumssprecher.
Das Bauwerk dürfte aber nicht vor 2015 fertig werden. Deshalb rückt eine andere Lösung auf die Tagesordnung. Tepco könne den riesigen Wasserzufluss niemals ganz kontrollieren, meinte der Chef der Atomaufsicht NRA, Shunichi Tanaka.
Tepco sollte das Wasser daher ins Meer pumpen, wenn die radioaktive Belastung unter den Grenzwerten liege. Dagegen wehren sich jedoch die Fischer der Region. Sie klammern sich weiter an die Hoffnung, vor der Atomanlage eines Tages wieder essbare Fische fangen zu können.
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