Versäumnis beim BER: Kein Radweg zum neuen Flughafen
Für Zehntausende Beschäftigte ist der BER nicht sicher per Fahrrad erreichbar, kritisiert der ADFC. Kommune und Gesellschafter sollen handeln.
Trotz überlanger Bauzeit hat der Bauherr Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) beim BER offenbar eine sichere und schnelle Fahrradanbindung vergessen. Das jedenfalls moniert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). So gebe es keine durchgehenden Fahrradwege, weshalb sich die Straße streckenweise mit Auto- und Busverkehr geteilt werden müsse.
„Während Autobahn- und Bahnanbindung des Hauptstadtflughafens inzwischen gesichert sind, fehlt trotz früherer Ankündigungen eine zeitgemäße Lösung für den Radverkehr“, kritisierte ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork. Die Flughafenbetreiber selbst warnten Mitte November auf Twitter, dass eine Anreise mit dem Rad zwar „theoretisch möglich“, aber nicht empfehlenswert sei, „da bisher nicht durchgängig sichere Fahrradwege genutzt werden können“.
Nun reisen vermutlich nur wenige Flugpassagiere mit dem Fahrrad an – aber um die geht es dem ADFC auch nicht primär. Sondern eher um die 85.000 Menschen, die im Flughafen oder in seinem Umfeld arbeiten werden. Die Zahl nennt eine von der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Dialogforum Airport Berlin Brandenburg in Auftrag gegebene Studie vom Oktober vergangenen Jahres. Sie kommt zum Schluss, dass der Straßenverkehr zum BER bis 2030 überlastet sein wird. Auch der ÖPNV werde mit hoher Auslastung zu kämpfen haben.
Gut 8.000 Fahrradfahrer*innen zusätzlich möglich
Der ADFC schätzt, dass von den Beschäftigten gut 10 Prozent auf Fahrrad und Pedelec umsteigen würden, wenn es die Möglichkeit dazu gäbe. „Nicht zuletzt kann die Zahl der Autos auf den Straßen nur durch den beträchtlichen Ausbau der Radinfrastruktur reduziert werden“, resümiert auch die Studie des Dialogforums. Dafür fordert der ADFC kreuzungsfreie, breite Radschnellwege im Umkreis des BER, einen Ausbau bestehender Radschnellwege sowie einen Ausbau der Fahrradinfrastruktur.
Flughafen-Sprecherin Sabine Deckwerth verweist gegenüber der taz auf einen durchgängigen Fahrradweg auf dem Gelände des BER, der zwar mit Fußgänger*innen geteilt werden müsse, aber keine Straße kreuze. Für Fahrradzubringer sei der Landkreis Dahme-Spreewald verantwortlich. Der lässt derzeit ein Radverkehrskonzept erarbeiten, um bestehende Lücken zu schließen. Der ADFC aber sieht vor allem die Gesellschafter des BER, also den Bund und die Länder Berlin und Brandenburg, in der Pflicht und fordert, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Gesellschafterversammlung am 27. November zu setzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“