Verletzung religiöser Werte in Spanien: Katholiken klagen
In Spanien verklagt eine religiöse Stiftung Mitarbeiter einer TV-Sendung, die mutmaßlich religiöse Werte verletzt – und das nicht zum ersten Mal.
Die Schauspielerin Judit Martin trat in einer Sendung – einer Art katalanischen „heute Show“ – im Kostüm der Marienfigur auf. Sie klagte über die Gläubigen, die sie bedrängen, und versuchte, mit dem Moderator anzubändeln. „Seit 200 Jahren kann ich nicht vögeln, wie es Gott gefällt“, sagte sie über das Kleid, das körperlichen Kontakt unmöglich mache.
Protest von Politikern aller Couleur blieb nicht aus. Die religiöse Rechte wetterte. Jetzt müssen die beiden Moderatoren Toni Soler und Jair Domínguez sowie Martín „wegen eines Vergehens gegen die Verfassung“ und „Beleidigung religiöser Gefühle“ vor das Amtsgericht in Sant Feliu de Llobregat.
Die Kläger weisen darauf hin, dass die Schauspielerin in ihrer Rolle „den Lobgesang und die Zeugnisse christlicher Hingabe an die Heiligenstatue“ nachahmte, wie sie auf Prozessionen üblich sind. Währenddessen „lachten der Soler und sein Mitarbeiter Domínguez lauthals“.
Klagen über Klagen
Die Richter lassen dies als Verdacht auf ein Vergehen gegen verfassungsmäßigen Schutz der Religion zu. Im Falle einer Verurteilung drohen den dreien Geldstrafen von mehreren tausend Euro. „Wenn sie mich vor Gericht wollen, müssen sie mich schon im Streifenwagen abholen, ich denke nicht daran, Geld für Benzin auszugeben“, sagte Domínguez.
Es ist nicht das erste Mal, dass Künstler es mit der Stiftung zu tun bekommen. Schauspieler Willy Toledo wurde angezeigt, weil er auf Facebook seiner Wut auf die katholische Kirche freien Lauf ließ, nachdem Feministinnen vor Gericht mussten, weil sie die „heilige Vagina“ in einer ironischen Prozession durch Sevilla trugen. Außerdem klagten sie gegen eine Dragqueen auf den Kanarischen Inseln, die sich beim Karneval als Maria verkleidet hatte.
Auch gegen Femen oder die Bildungsministerin, die die Noten im freiwilligen Religionsunterricht nicht mehr zur Versetzung heranzog, sowie gegen die LGBTQI-Fahne am Rathaus in Cádiz zogen die Anwälte bereits vor Gericht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Der Fall von Assad in Syrien
Eine Blamage für Putin