Verleihung des Deutschen Comedypreises: Frau Kroymann hat Eier
Maren Kroymann erhielt am Freitag den Deutschen Comedypreis fürs Lebenswerk. In ihrer Rede kritisierte sie die Veranstalter und Sat1 für deren Umgang mit Frauen.
Kroymanns Auftritt war ein bemerkenswerter Schlusston nach einer Gala ohne große Aufreger, die live von dem privaten Fernsehkanal Sat1 übertragen wurde. Dass sie den Ehrenpreis bekommen würde, hatte schon vorher festgestanden. Andere Ehrungen wurden erst am Abend verliehen – per Zuschauerabstimmung. Der Comedian und Podcaster Felix Lobrecht gewann gleich zweimal. Wie schon im Vorjahr wurde der Berliner zum besten Komiker gekürt, zudem gewann sein Podcast „Gemischtes Hack“, in dem er mit Autor Tommi Schmitt zu hören ist, einen Comedypreis.
Weitere Ehrungen gingen an die „LoL – Last One Laughing“ (Amazon Prime) als „Beste Comedy-Show“, an „Slavik – Auf Staats Nacken“ (Joyn) als „Beste Comedy-Fiction“ und an „Die Carolin Kebekus Show“ (Das Erste) als „Beste Satire“.
Als alle Trophäen – lachende Eier – überreicht waren, ging Kroymann dann ans Mikro und nutzte die Live-Sendezeit für ihr Plädoyer. In ihre Kritik schloss sie offensichtlich auch den Umgang der Veranstalter mit den Vorwürfen gegen Komiker Luke Mockridge (32) ein. „Ich hätte gerne gehabt, dass Verantwortliche hier für diesen Preis und auch von dem Sender die Eier gehabt hätten, zu sagen: Wir solidarisieren uns nicht nur mit unserem beliebten Künstler, sondern mit den Frauen, die betroffen sind“, sagte sie. „Ich würde mir wünschen, dass ihre Geschichte gehört wird, dass diese Frauen ernst genommen werden, dass sie respektiert werden. Dass man ihnen glaubt.“ Auf Twitter erntete sie für ihre Worte viel Zuspruch.
Die Serie „ÜberWeihnachten“, in der Mockridge die Hauptrolle spielt, hatte ursprünglich zu den Nominierten gehört. Einen Tag vor der Verleihung war sie allerdings aus dem Rennen genommen worden. Die Veranstalter hatten auf die „öffentlich geführten Diskussionen“ verwiesen, wegen der man – auch mit Mockridge – übereingekommen sei, die Nominierung zu streichen.
Das Thema wird in der Comedy-Branche diskutiert
Mockridge hatte im August in einem Video angekündigt, dass es 2021 keine Shows mehr mit ihm im Fernsehen geben werde. Er berichtete damals von Vorwürfen gegen ihn in sozialen Netzwerken und von der Anzeige einer Ex-Partnerin, die nach eigenen Angaben einen Vorfall in einer gemeinsamen Nacht als versuchte Vergewaltigung wahrgenommen habe. Mockridge wies die Vorwürfe in dem Video zurück. „Das, was mir vorgeworfen wird, das ist nicht passiert“, sagte er. Seinen Rückzug begründete er damit, dass er sich „sammeln“ wolle.
Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte, dass ein entsprechendes Verfahren Anfang Mai 2020 mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden sei. Eine Beschwerde der Anzeigeerstatterin gegen die Entscheidung sei als unbegründet zurückgewiesen worden.
Vor rund einer Woche kündigte Mockridge dann an, dass er seine Auszeit auf unbestimmte Zeit verlängern werde. Er verwies auf aktuelle Berichterstattung zu seiner Person und erklärte, er brauche Zeit, „um zu verstehen, zu lernen und zu heilen“. Zuvor hatte Der Spiegel über das Verfahren und weitere Vorwürfe gegen ihn berichtet.
Schon vor Kroymanns Auftritt war erkennbar gewesen, dass das Thema in der Comedy-Branche diskutiert wird. Komikerin Hazel Brugger und ihr Mann Thomas Spitzer trugen in der Show T-Shirts mit der Aufschrift „Konsequenzen für Comedian XY“. „Wir sind Fans von Beziehungen auf Augenhöhe“, sagte Brugger, als sie am roten Teppich darauf angesprochen wurde. „Deswegen haben wir uns auch für einen Partnerlook entschieden.“ Schauspieler Tom Gerhardt dagegen äußerte Unverständnis für die Kritik an Mockridge.
Der Deutsche Comedypreis wird Jahr für Jahr in Köln verliehen. Veranstalter ist das Cologne Comedy Festival.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“