Verlag DuMont: Alle Tageszeitungen zum Verkauf?
Laut einem Medienbericht sucht DuMont für seine Zeitungen – „Express“, „Kölner Stadt-Anzeiger“, „Berliner Zeitung“ und Co – nach Käufern.
Die DuMont Mediengruppe soll vor dem großen Ausverkauf stehen: Laut einem Bericht des Branchenmagazins Horizont will sich der Verlag „von sämtlichen Zeitungen trennen“. Zu DuMont gehören sowohl die Stammzeitungen Kölner Stadt-Anzeiger und Express wie auch die Berliner Zeitung, der Berliner Kurier wie auch die Mitteldeutsche Zeitung in Halle und die Hamburger Morgenpost. Zum Verkauf stehen sollen darüber hinaus „alle Druckereien, zentralen Services und Anzeigenblätter“, wie es bei Horizont heißt.
Quelle für den Bericht sollen Unterlagen der Beratungsfirma Goetzpartners sein: Demnach seien potenzielle Käufer Anfang des Jahres aufgefordert worden, Angebote abzugeben. Auch für einzelne Titel. DuMont wollte sich zu den „Gerüchten“ nicht äußern.
In den letzten Jahren hatte es gerade am Standort Berlin immer wieder Zusammenlegungen und Stellenstreichungen gegeben. 2016 waren Kurier und Berliner Zeitung in der Berliner Newsroom GmbH aufgegangen, die fortan unter einer Chefredaktion agierte. 2018 hatte DuMont als Minderheitseigentümer gemeinsam mit Madsack (Hannoversche Allgemeine Zeitung) die RND Berlin GmbH gegründet, die die Titel der Verlage mit Politik-Nachrichten aus der Hauptstadt versorgen sollte.
Sollte es zum Verkauf kommen, würde das die Wurzeln des Unternehmens kappen, die im 17. Jahrhundert in der Gründung einer Druckerei liegen. Der Kölner Stadt-Anzeiger erschien das erste Mal im November 1876. Die verkaufte Auflage des Stammblattes lag zuletzt bei gut 240.000. Ende 1999 lag sie laut IVW bei 424.000.
Das Ganze erinnert an den Verkauf diverser Zeitungen und Magazine von Axel Springer an die Funke Mediengruppe im Sommer 2013. Damals veräußerte Springer mit dem Hamburger Abendblatt auch die Keimzelle seines Unternehmens, behielt er aber unter anderem die überregionalen Titel Bild und Welt. Ein weiterer möglicher Unterschied: Springer hat damals richtig gut verdient mit dem Deal: 920 Millionen Euro waren Funke das Hamburger Abendblatt, die Berliner Morgenpost, die Hörzu, die Bild der Frau und fünf weitere Zeitschriften wert.
Kaum vorstellbar, dass DuMont mit dem möglichen Verkauf seiner Blätter ein ähnlicher finanzieller Coup gelingen würde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen