Verlängerung der Klimakonferenz in Dubai: Die COP wird nicht die Welt retten
Die COP28 geht in die Verlängerung. Verzögerungen gehören dazu, wenn knapp 200 Staaten der Konferenz um das Abschlusspapier streiten.
E s gehört zu den Absurditäten des Lebens, leider: Nicht dick sein wollen und Chips und Eis ohne Ende futtern, wenig Geld auf dem Konto und trotzdem Powershopping. Oder die Erderhitzung auf möglichst 1,5, aber höchstens 2 Grad begrenzen, aber nicht aus den fossilen Energien aussteigen wollen.
Diesem Ziel hat sich die Klimakonferenz in Paris 2015 verpflichtet – aber um die logische Konsequenz daraus, nämlich den baldmöglichsten Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle, hat sich die Weltgemeinschaft bis heute gedrückt. Der Punkt war schon bei der COP in Ägypten im vergangenen Jahr unlösbar – und er ist auch in diesen Stunden in Dubai umstritten. Dass er kurz vor dem Ende der Klimakonferenz zu Aufregung führt, war zu erwarten.
Denn wahrscheinlich wird sich die COP erneut nicht auf das Ende der Fossilen einigen können – es gibt dafür im aktuell vorliegenden Abschlussentwurf nur sehr schwammige Formulierungen dazu. Und schon gar nicht auf ein Ausstiegsdatum. Der Grund: Viele Länder leben weiter sehr gut davon, mit ihren Produkten den Planeten zu ruinieren – zum Beispiel das Gastgeberland, die Vereinigten Arabischen Emirate.
Hochkochen auf 2,5 bis 3 Grad mehr
Der US-Klimagesandte John Kerry nannte die Klimakonferenz zwar die „letzte“ Chance, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Aber wahrscheinlich hat er nicht recht, weil Klimaschurken wie die Golfstaaten, Russland oder auch China die Welt um etwa 2,5 bis 3 Grad hochkochen werden. Damit das klar ist: Auch Deutschland überzieht sein CO₂-Budget maßlos – allerdings gibt es hier ein Bekenntnis zum Ausstieg aus den Fossilen, bei Kohle sogar mit Datum.
Eigentlich ist – wie bei den Chips – allen klar, dass sie aufhören müssen. Die Frage ist nur, wann und zu welchen Kosten. Aber nicht nur die Fossilindustrie kämpft in Dubai deshalb ums Überleben, sondern auch Inselnationen wie Tuvalu oder die Marshall-Inseln. Oder die von Feuern und Dürren bedrohten Wälder im Ural, in Brasilien oder in Kanada. Oder die Millionen, die gerade unter den klimawandelbedingten Überschwemmungen in Kenia, Äthiopien und Somalia leiden. Oder, oder, oder.
Also gibt es kurz vor dem Ende der Klimakonferenz noch einmal jede Menge Krach. Das ist typisch. Und das ist auch gut so. Dass sie – vielleicht um Tage – überzogen werden wird, ist COP-Tradition. Fast 200 Staaten müssen sich hier auf einen einzigen Text einigen – da wird es ohne Kompromisse nicht gehen.
Dass diese COP die Welt retten wird, ist also leider fast undenkbar. Dass sie sie in einigen Punkten, vielleicht beim Ausbau der Erneuerbaren, etwas lebenswerter machen kann, immerhin möglich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin