Verkehrsunfallbilanz 2024: Im Schnitt acht Tote jeden Tag
Die Zahl der Verkehrsopfer ist im Jahr 2024 leicht gesunken, bei Kindern und Senioren aber gestiegen. Ursachen sind Raserei und Alkohol am Steuer.

Zwar sei die Zahl der Verkehrstoten um 2,4 Prozent gesunken, sagte Fani Zaneta, Referentin für Fahrerlaubnis, Fahreignung und Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. Das seien „aber noch immer deutlich zu viele, um von einer Trendwende zu sprechen. Der Straßenverkehr in Deutschland ist für viele Menschen noch immer zu gefährlich. Sicherheit im Straßenverkehr darf kein Zufall sein, sondern braucht entschlossenes politisches Handeln“, so Zaneta.
Alle 19 Minuten wird ein Kind verletzt
Besonderen Handlungsbedarf sieht die Verkehrssicherheitsexpertin bei der Sicherheit schwächerer Verkehrsteilnehmer:innen: „Fast zwei Drittel der innerorts Getöteten waren 2024 zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Im Schnitt wird alle 19 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt“, sage Zaneta.
Unter den Verkehrstoten waren laut Statistischem Bundesamt 53 Kinder im Alter unter 15 Jahren. Diese Zahl ist entgegen dem Gesamttrend sogar deutlich gestiegen. 2023 hatte es in dieser Altersklasse 44 Verkehrstote gegeben.
Auch die Zahl der Verkehrstoten im Seniorenalter stieg. 2024 starben 1.101 Menschen im Alter ab 65 Jahren, was ein Plus von 30 gegenüber dem Vorjahr 2023 war. 40 Prozent der Verkehrstoten entfielen nach Angaben des Bundesamts insgesamt auf diese Altersgruppe.
Jeder dritte tödliche Unfall durch zu hohes Tempo
Überhöhte Geschwindigkeit war den Angaben der Statistiker zufolge weiterhin die häufigste Ursache für tödliche Unfälle. 30 Prozent aller Todesfälle waren Folge eines Geschehens, bei dem mindestens ein Beteiligter das zulässige Höchsttempo überschritten hatte oder mit nicht an aktuelle Straßenverhältnisse angepasster Geschwindigkeit gefahren war.
Alkoholkonsum spielte demnach bei 35.100 Verkehrsunfällen eine Rolle, was ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr 2023 war. 198 Menschen starben dabei.
Wie aus dem Unfallkalender der Bundesstatistiker hervorgeht, bleibt vor allem der Feiertag Christi Himmelfahrt ein Problem, der vielerorts als Vater- oder Herrentag für eine Sauftour genutzt wird. 2024 wurden an dem Tag 289 alkoholbedingte Unfälle registriert, dreimal mehr als im Schnitt aller anderen Tage. Himmelfahrt hatte vor rund 10 Jahren den 1. Januar als Tag mit den meisten Alkoholunfällen abgelöst.
Vorläufige Zahlen zum Unfallgeschehen hatte das Bundesamt bereits im Februar veröffentlicht. Damals hatte es bereits mitgeteilt, dass die Zahl der Toten im Vorjahr auf den drittniedrigsten Stand seit Erfassungsbeginn gesunken sei. Nur in den Coronajahren 2020 und 2021 starben weniger Menschen im Verkehr.
Insgesamt erfasste die Polizei bundesweit im vergangenen Jahr rund 2,51 Millionen Verkehrsunfälle aller Schweregrade. Das war ein minimaler Rückgang von 0,3 Prozent gegenüber 2023, als etwa 2,52 Millionen Unfälle registriert worden waren. Bei 2,22 Millionen Unfällen gab es lediglich Blech- und Sachschäden.
Größtes Risiko auf Landstraßen
Landstraßen außerhalb von Ortschaften bargen nach wie vor das größte Risiko für tödliche Unfälle. 57 Prozent der Verkehrstoten starben bei Unglücken dort. Nur 33 Prozent der Toten standen im Zusammenhang mit innerörtlichen Unfällen, zehn Prozent waren auf Zwischenfälle auf Autobahnen zurückzuführen.
Grund für die hohen Todeszahlen auf Landstraßen sind das schnellere Fahrtempo gepaart mit weiteren Faktoren – etwa fehlender Trennung vom Gegenverkehr sowie Hindernisse wie Bäume neben der Strecke. Innerorts wiederum war das Risiko tödlicher Unfälle insbesondere für Fußgänger und Fahrradfahrer hoch. 62 Prozent der dort Getöteten war 2024 auf eine dieser Weisen unterwegs. Auch 23 der bundesweit 27 tödlichen E-Scooter-Unfälle ereigneten sich innerorts.
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