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Verkehrskonzept im italienischen PerugiaVon unten nach oben mit der Minimetrò

Wer in der mittelalterlichen Stadt Perugia vom Tal auf den Berg will, nimmt am besten die Minimetrò. Das ist eine weltweit einzigartige Kleinbahn.

Die Wagen der Minimetrò schlängeln sich den Berg hinauf und wieder hinunter – zehn Minuten für eine Strecke Foto: Franco Origlia/getty images
Simone Schmollack

Aus Perugia

Simone Schmollack

Prossima fermata: Cupa! Eine weibliche Stimme sagt die nächste Station an: Cupa. Es ist die vorletzte auf der Fahrt mit der Minimetrò in Perugia, der Hauptstadt der Region Umbrien in Mittelitalien, von ganz unten in der Stadt bis ganz nach oben. Perugia ist eine etruskische Stadt, die – wie so viele Orte in Italien – auf einen Hügel gebaut wurde. Wer vom Bahnhof ins historische Stadtzentrum will, kann ein kleines Fitnessprogramm einlegen und über zahlreiche Treppen und kleine Gassen nach oben laufen. Man kann aber auch die Minimetrò nehmen, die erste ihrer Art weltweit.

Die Minimetrò hat nur sieben Stationen, sie braucht aber auch nicht mehr, um die Wohnviertel im Tal mit der Altstadt auf dem Hügel zu verbinden. Dazwischen liegen 3 Kilometer und 161 Höhenmeter, alle 30 Sekunden hält einer der 25 Wagen an den Stationen, jede der fahrerlosen Kabinen kann 40 Personen mitnehmen. In der Woche ist die Minimetrò von 7 bis 21.30 Uhr unterwegs, an den Wochenenden fährt sie bis 2 Uhr nachts.

Perugia hat eine weitgehend autofreie Innenstadt mit einer unkomplizierten ÖPNV-Anbindung an entfernte Stadtviertel

Die Minimetrò ist nicht nur ein einzigartiges Transportmittel, weil sie so zuverlässig, schnell und bequem ist, sondern vor allem, weil Perugia damit etwas geschaffen hat, was andere Städte (nicht nur in Italien) auch gern hätten: eine weitgehend autofreie Innenstadt mit einer unkomplizierten ÖPNV-Anbindung an entfernte Stadtviertel.

1998 beschloss die Stadt ein nachhaltiges Verkehrskonzept mit Minimetrò, Rolltreppen, Fahrstühlen, drei Jahre später wurde die Baugenehmigung für die Bahn erteilt. Deren Bau begann 2003, fünf Jahre später war die Minimetrò fertig. Seitdem befördert sie jeden Tag etwa 10.000 Menschen.

Autos bleiben schon mal stecken

Ursprünglich sollte die Minimetrò komplett unterirdisch fahren, der Plan wurde glücklicherweise verworfen, denn so eine Fahrt mit der Kleinbahn für 1,50 Euro ist ein Erlebnis an sich. Die Wagen schlängeln sich den Berg hinauf und wieder hinunter, durch kurze Tunnel, vorbei an Hochhäusern, Verwaltungsgebäuden, einem Kino, dem Bahnhof Fontivegge – zehn Minuten für eine Strecke. Wer an einer der beiden Endstationen im Waggon bleibt, erlebt, wie der sich dreht und auf die Gegenbahn geschoben wird – ein endloser Kreislauf.

Das funktioniert, weil die Bahn über ein umlaufendes Stahlseil betrieben wird, das unter den Wagen verläuft. Alles kann man während der Fahrt durch die Fenster genau verfolgen. Wenn die Bahn gleichzeitig um eine Kurve und bergabwärts fährt, hat man für einen kurzen Moment das Gefühl, in einer Achterbahn zu sein, die eine flache Kurzstrecke absolviert.

Die Perugini lieben ihre Minimetrò – und sie lieben ihr autobefreites Zentrum. Von morgens ab 7 Uhr bis tief in die Nacht sind die Piazza IV Novembre und die angrenzenden Straßen mit all den Bars, Pizzaständen, Restaurants belebt. Ohnehin ist Autofahren in der mittelalterlichen Stadt mit ihren schmalen, hügeligen und kurvenreichen Straßen kein Vergnügen, größere Wagen bleiben schon mal stecken.

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