Verkauf der Bahn-Tochter Arriva: Kooperation statt Konkurrenz
Der Verkauf der Tochter Arriva soll die Deutsche Bahn finanziell stärken. Wichtiger aber ist die Abkehr von einer grundsätzlich falschen Politik.
D ie Deutsche Bahn trennt sich endlich von ihre Tochtergesellschaft Arriva, die in rund einem Dutzend europäischer Länder Nahverkehr betreibt. Das ist nicht nur gut, weil der Verkauf Geld in die Kassen des überschuldeten Staatskonzerns spült. Wichtiger ist die strategische Änderung: Die Deutsche Bahn verabschiedet sich davon, ein Weltkonzern sein zu wollen, wie ihn der frühere Chef Hartmut Mehdorn mit Blick auf den zum Glück abgesagten Börsengang schmieden wollte. Viele der heutigen Probleme gehen auf diese falsche Politik zurück, die zu massivem Strecken- und Personalabbau geführt hat. Die Abkehr davon ist überfällig.
Die Deutsche Bahn muss sich auf bessere Angebote hierzulande konzentrieren, denn ohne einen attraktiven Schienenverkehr gibt es keine Verkehrswende. Diese Aufgabe sollte die gesamte Aufmerksamkeit des Managements in Anspruch nehmen. Auch deshalb führt kein Weg daran vorbei, weitere Töchter zu verkaufen, etwa DB Schenker. Schenker transportiert Güter vor allem per Lkw und macht dem Schienentransport Konkurrenz.
Allerdings: Dass sich die Deutsche Bahn aus dem Nahverkehrsgeschäft im europäischen Ausland zurückzieht, darf nicht mit einer Abkehr von Europa verbunden sein. Stärker europäisch zu denken würde den Bahnverantwortlichen guttun – und denen in der Nachbarschaft ebenfalls.
Auch die Eisenbahngesellschaften aus Frankreich, Italien und anderen Staaten sind im Nahverkehr der Nachbarn unterwegs. Sie leisten sich einen bizarren Unterbietungswettbewerb, um Aufträge zu bekommen. Weil sie sich als Konkurrenz betrachten, teilen sie wichtige Daten zu Verbindungen und Preisen nicht miteinander. Deshalb ist es für Kund:innen so beschwerlich, grenzüberschreitend Tickets zu kaufen. Das muss sich ändern, wenn Zugfahren eine einfache Alternative zum Fliegen werden soll. Wünschenswert wäre eine europäische Eisenbahngesellschaft – und für den Anfang mehr Kooperation statt Konkurrenzdenken.
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