Venezuela fast zahlungsunfähig: Leere Supermärkte und Apotheken
Für die Regierung in Caracas wird es immer schwieriger, neue Kredite zu bekommen. Auch die Sanktionen der US-Regierung greifen langsam.
Für die Regierung in Caracas wird es immer schwieriger, neue Kredite zu bekommen. Zudem greifen die Sanktionen, die vor einigen Monaten von der US-Regierung gegen Venezuela verhängt wurden. So wurde der Handel mit neuen venezolanischen Wertpapieren verboten, Geschäfte mit venezolanischen Firmen und Privatpersonen sind nur noch eingeschränkt möglich. Umschuldungsverhandlungen mit dem Ziel, alte Anleihen durch neue zu tauschen, sind damit ein Riegel vorgeschoben.
Bis Ende 2018 müssen rund 13 Milliarden Dollar aufgebracht werden, um Kredite und Zinsen zurückzuzahlen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um rein staatliche Verbindlichkeiten oder Verbindlichkeiten der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA handelt. Nach Angaben der Zentralbank beträgt die Verschuldung insgesamt rund 220 Milliarden Dollar. Sie selbst verfügt noch über eine Reserve von knapp 10 Milliarden Dollar, wovon ein Großteil nicht flüssig, sondern in Form von Goldbarren eingelagert ist.
Um ihre Schulden bedienen zu können, drosselt die Regierung seit Jahren die Ausgaben für die Importe. Wurden 2012 noch Waren im Wert von 70 Milliarden Dollar eingeführt, sind es laut der unabhängigen venezolanischen Agentur Ecoanalítica bis Jahresende nur noch Waren für rund 12,5 Milliarden Dollar. Diese Zahlen bedeuten leere Regale in Supermärkten und Apotheken. Dabei ist Venezuela auf Nahrungsmittelimporte angewiesen.
Humanitäre Katastrophe
Zudem schätzt der nationale Pharmaverband, dass rund 80 Prozent der nötigen Arzneimittel nicht mehr zu haben sind. Antibiotika und Impfstoffe sind so gut wie nicht mehr zu bekommen. „Mit der jetzigen Zahlung der Schulden wird die soziale Schuld nicht getilgt, die gegenüber einer verhungernden Bevölkerung besteht, die von Krankheiten heimgesucht wird und ohne Hoffnung ist“, kritisiert der Oppositionsabgeordnete José Guerra die am Freitag begonnen Überweisungen an die US-Bank J.P. Morgan. Schon seit Langem hat sich der Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten in eine humanitäre Katastrophe verwandelt, deren Ende so unabsehbar ist wie die alltäglichen Schlangen vor den Supers und Farmacias.
Dass das Land mit den weltweit größten Ölreserven am Rand der Pleite steht, ist nicht nur dem dramatischen Verfall des internationalen Ölpreises seit 2014 geschuldet. Zwar produziert die staatliche PDVSA zwei Millionen Fass Öl täglich, aber vor 20 Jahren waren es noch rund drei Millionen. Statt die Förderung zu erhöhen, ist sie seit Jahren rückläufig. Die Gründe sind in den ausbleibenden Investitionen und der mangelnden Wartung der Anlagen und Bohrlöcher zu finden. Einmal geschlossen oder vernachlässigt, sind die Förderquellen nur schwer oder sehr langsam wiederzugewinnen.
Möglicherweise hat diesmal die Deutsche Bank der Regierung in Caracas finanziell unter die Arme gegriffen. Aus Frankfurt sollen rund 1,2 Milliarden Dollar geflossen sein, berichtet die Agentur Reuters. Dafür habe die Zentralbank in Caracas Goldbarren im Wert von 1,7 Milliarden Dollar als Pfand hinterlegt. Die restlichen 500 Millionen sollen demnächst noch fließen, heißt es. Doch Deutsche Bank und Zentralbank hüllen sich in Schweigen, so die Nachrichtenagentur.
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