Vattenfall will Klimakiller abschalten: Moorburg kann weg
Konzernchef Magnus Hall bietet Abschaltung des Kohlemeilers gegen Millionen-Entschädigung an – weil er nach Klagen des BUND unwirtschaftlich ist.
Das Verfahren zielt eigentlich auf ältere Steinkohlekraftwerke ab. Moorburg ist dagegen eines der neuesten und effizientesten Kohlekraftwerke der Republik – theoretisch. Denn der Meiler, vom CDU-Senat unter Ole von Beust auf die doppelte Kapazität aufgepustet, ist nie gelaufen wie geplant.
Erst hat der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) die Fernwärmetrasse und damit einen Großteil der eingeplanten Fernwärmeauskopplung weggeklagt, die den Betrieb erst so richtig gewinnbringend gemacht hätte. Und dann haben die Umweltschützer*innen sich die wasserrechtliche Genehmigung vorgeknöpft: Die hatte die Grüne Umweltsenatorin Anja Hajduk einst zähneknirschend erteilt – und damit ein zentrales Wahlversprechen gebrochen.
Der BUND argumentierte, dabei seien die Folgen für den Fischbestand in der Elbe unzureichend geprüft worden, trotz aller Schutzmaßnahmen sauge das Kraftwerk viel zu viele Fische an und häcksle sie klein. Das hat das OVG nun zum zweiten Mal bestätigt.
Vattenfall muss demnach auch künftig nicht nur im Sommer, sondern ganzjährig den Kühlturm betreiben, was weitere Effizienzverluste bedeutet. Das Kraftwerk ist damit nicht mehr rentabel. Allein im ersten Halbjahr 2020 musste der Konzern deswegen 880 Millionen Euro abschreiben.
Die Bundesnetzagentur muss noch zustimmen
„Die Abschaltung von Norddeutschlands größtem Klimakiller ist überfällig“, frohlockt BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. Auch wenn Vattenfall Moorburg schon vor dem Gerichtsurteil vom vergangenen Mittwoch zur Abschaltung angemeldet hat, ist das vor allem sein Erfolg.
Jetzt muss nur noch die Bundesnetzagentur mitspielen. Neben dem von Vattenfall geforderten Preis, der einige hundert Millionen Euro betragen könnte, spielen für den Ausgang der Auktion auch Fragen der Versorgungssicherheit eine Rolle. Eine Entscheidung soll im Dezember fallen. Falls Vattenfall den Zuschlag bekommt, fordert Braasch schon mal: „Auf keinen Fall darf es weitere Entschädigungen von Seiten der Stadt Hamburg geben, wenn der Standort Moorburg einer anderen Nutzung zugeführt werden soll.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?