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Uwe Steimle über die Wahl in Sachsen„Wir werden für blöd verkauft!“

Der Dresdener Kabarettist findet nicht, dass es in Deutschland eine Demokratie gibt. Als Hauptproblem Sachsens sieht er die Bildungspolitik.

Findet das neue System nicht besser, nur anders: Uwe Steimle. Bild: imago/Viadata
Interview von Gil Shohat

taz: Herr Steimle, gehen Sie wählen?

Uwe Steimle: Sehr gute Frage. Ich wollte eigentlich nicht wählen gehen.

Wieso?

Weil das Angebot sehr dürftig ist. In der Diktatur gab es keine Alternativen. Wenn ich die aktuelle Situation betrachte, stelle ich fest, dass wir auch hier keine Alternativen und deswegen keine Demokratie haben.

Was haben wir denn sonst?

Eine inszenierte Mediendemokratie. Es scheint, als hätten wir eine Demokratie, aber es wird durchregiert. Ich dachte nach der Wende, wir würden ein besseres System kriegen. Dann musste ich feststellen, dass das neue System nur anders, nicht besser ist.

Wie könnte man das ändern?

Ich wünsche mir mehr Volksentscheide und weniger Lobbyismus. Ein Volksvertreter darf überhaupt nicht in den Verdacht geraten, für einen Konzern zu arbeiten. Dazu würde ich noch eine Wahlpflicht vorschreiben, wie sie die Belgier haben. So könnte am Ende keiner sagen, er hätte ja nicht gewusst, was passiert. Ich will ja nicht die DDR oder so was zurückhaben, aber ich bin einfach traurig, dass man uns für so blöd hält.

Wo liegen die Hauptprobleme Sachsens?

Eindeutig in der Bildungspolitik. Mehr ausgebildete Lehrer braucht das Land! Wir hatten mal eine pädagogische Hochschule in Dresden. Die wurde direkt nach der Wiedervereinigung gesprengt. Doch wenn Sie zu solchen Vorgängen Fragen stellen, kriegen Sie keine Antwort. Man kann ja der DDR vorwerfen, was man will, aber um die Bildung hat der Staat sich gekümmert. Wäre da bloß der ideologische Überbau nicht gewesen. Die Skandinavier haben ja flächendeckend das Bildungssystem der DDR übernommen. Dass das mit keinem Wort gewürdigt wird, ist schon sehr bitter.

Im Interview: Uwe Steimle

Der Mundartkabarettist und Schauspieler, 51 Jahre alt, lebt in Dresden. Größere Bekanntheit erlangte er als Kommissar aus der Fernsehserie „Polizeiruf 110“.

Erwarten Sie sich dennoch etwas von dieser Wahl?

Ich denke, es wird eine hohe Wahlbeteiligung geben und die CDU wird die absolute Mehrheit erreichen.

Sie haben ja angekündigt, nicht wählen zu gehen …

Jetzt, wo Sie mich gefragt haben, werde ich wohl doch wählen gehen.

Wählen Sie dann die Union?

Ich wähle nicht die CDU, obwohl ich hervorragend finde, wie sie sich für die sächsische Kulturlandschaft eingesetzt hat. Ich wähle auch nicht die FDP, die Grünen oder die SPD. Auch nicht die NPD oder die AfD. Meine Stimme bekommt, wer sich gegen Ungerechtigkeit und Krieg einsetzt. Im Übrigen halte ich es mit Tucholsky: „Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wären sie verboten.“

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41 Kommentare

 / 
  • Steimles Auslassungen sind exemplarisch für eine klassische deutsche politische und letzlich gefährliche Unmündigkeit (zuerst im Zauberberg beschrieben). Er will, als externer Beobachter, politisch bespasst werden und

    macht sich nicht klar, dass (Real)Politik Involvieren, Kontroverse, Debatte, nicht zuletzt Kompromisse bedeutet.

    Weil ihm nicht die gebratenen Tauben in den Mund fliegen ergeht er sich in Larmoyanz und arroganter Verachtung des eigentlich Politischen -

    klar, dass die üblichen Querfrontler von links bis rechts ihm zustimmen.

     

    Was kann er stattdessen anbieten, abgesehen von wohlfeilen Wünschen? In welchem Land (abgesehen vielleicht von einigen wenigen, notwendigerweise kleineren skandinavischen Ländern)

    funktioniert es besser? Neue politische Parteien entstehen, unzählige, immer neue, Graswurzelbewegungen und Pressure-Groups klinken sich ein.

    Jeder ist herzlich eingeladen, mitzumachen.

    • @Huitzilopochtli:

      Danke für diesen Beitrag.

       

      Demokratie ist ursprünglich für mündige, aufgeklärte und engagierte Bürger entworfen worden.

      Wenn man nur nen untätigen unaufgeklärten Haufen von rückwärtsgewandten Halbignoranten hat, wirds natürlich schwer mit dem demokratischen Prozess.

      • @Liebknecht:

        "Demokratie ist ursprünglich für mündige, aufgeklärte und engagierte Bürger entworfen worden.

        Wenn man nur nen untätigen unaufgeklärten Haufen von rückwärtsgewandten Halbignoranten hat, wirds natürlich schwer mit dem demokratischen Prozess."

         

        Tja, und genau damit ist sehr schwierig in Sachsen!

         

        Mündige, aufgeklärte und engagierte Bürger werden weder "herangezogen" (siehe Schulsystem) noch gibt es sie hier wirklich bzw. sie sind ausdrücklich unerwünscht.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Huitzilopochtli:

      "Jeder ist herzlich eingeladen, mitzumachen." Aber nur unter den Bedingungen, die das Kapital diktiert.

  • @Liebknecht & @D.J.

    Schwach, ganz schwach! Der Mann hat es verstanden, ihr seid davon noch sehr weit entfernt. Nebenbei, die skandinavischen Länder haben das polytechnische Schulsystem der DDR übernommen.

    Die Tragik ist doch, die Mauer ist weg und niemand kann mehr fliehen!

    @D.J. Auch auf die Gefahr, dass Du es gar nicht kapierst, doch den Kurden wurde einst ein eigenes Land versprochen aber dieses Versprechen wurde gebrochen, also haben die doch wohl das gleiche Recht wie die sogenannten Palästinenser! Freiheit für Öcalan!

    • @DDHecht:

      Nein, haben sie nicht. Das Bildungssystem der skandinavischen Länder ist nicht weniger verschieden als jene Systeme in Zentraleuropa. Urban legends halt. Ein verklärtes, romantisiertes Bild Nordeuropas.

  • G
    Guest

    Joachim Petrick

    "Im Übrigen halte ich es mit Tucholsky: „Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wären sie verboten.“,

     

    meint Uwe Steimle und irrt nun auf sichtlich angehobenem Niveau mit Kurt Tucholsky.

     

    Denn Wahlen wurden niemals erfunden, um mit Wahlen etwas zu verändern, sondern daran zu erinnern, dass irgendwo versteckt die Demokratie mit "Sieben Siegeln" hinter verschlossenen Türen steckt und Neues an vordemokratischen Verhältnissen ausheckt.

     

    Wahlen sind insofern nicht Teil der "Demokratie Jetzt", sondern der vermaledeiten Erinnerungskultur:

     

    "Da war doch was?", was meinst DU?"

     

    https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/uwe-steimle-widerruft-geh-doch-waehlen

     

    JOACHIM PETRICK 26.08.2014 | 14:18

     

    Uwe Steimle widerruft "Geh doch wählen"

     

    Sachsen Wahl 2014 Uwe Steimle zitiert im taz Interview von heute Kurt Tucholsky: „Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wären sie verboten.“ und irrt auf hohem Niveau mit diesem, warum?

  • Das Problem der DDR-Bildung war nicht nur der "ideologische Überbau" inhaltlicher Art, sondern auch die Selektion der Oberschüler/Studenten und die Repression gegenüber Andersdenkenden. Das Hochschulsystem war eine einzige verschulte und unproduktive Katastrophe, voller Gängelei, Bevormundung und sinnlosem Marxismus-Unterricht.

    Außerdem herrschten damals ganz andere gesellschaftliche Verhältnisse und soziale Strukturen, sodass man das Schulsystem nicht einfach auf heute übertragen könnte.

     

    Und doch, es ist seit der Wende nicht nur etwas anders geworden, sondern auch vieles besser: Meinungsfreiheit zum Beispiel, aufgrund derer Herr Steimle hier seinen Standpunkt so offen vertreten darf.

     

    Nur tragisch, dass dieses inszenierte dogmatische Friedensgefasel der SED/PDS7Linken immernoch nachzuwirken scheint...es ist unrealistisch, naiv und verantwortungslos, wenn man ständig nur das blinde Bekenntnis zum "Frieden" runterbetet, während man die Augen davor verschließt, dass manche Konflikte eben einach nicht ohne den Einsatz militärischer Gewalt zu begrenzen sind.

    Muss man in der Diskussion mit den Linken eigentlich immer noch und immer wieder auf die historische Tatsache verweisen, dass Hitler auch nicht mit "friedlichen" Mitteln beseitigt worden ist?

    Anscheinend muss man das, schade.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Liebknecht:

      Ach so, und ich dachte immer, je mehr Länder sich einmischen, detso größer sei der Konflikt. Dabei ist es umgekehrt: Je mehr sich einmischen, um so kleiner. Da muß man auch erst mal draufkommen: Je mehr Wasser ich ins Glas schütte, um so leerer ist es. Hochinteressant.

       

      Ach ja, und Hitler: Ihnen ist schon klar, daß der Zweite Weltkrieg kein deutscher Bürgerkrieg, sondern ein Angriffskrieg Deutschlands auf das Ausland war? Ihnen ist schon klar, daß Hitler nicht mit ein paar Drohnen besiegt wurde, sondern mit einem gigantischen materiellen und personellen Aufwand? Ihnen ist schon klar, daß, um Hitler zu besiegen, halb Europa in Schutt und Asche gelegt. Deutschland vollständig besetzt und eine grundlegend neue Gesellschaft gegründet werden mußte? Ihnen ist schon klar, daß die Siegermächte eine langfristige und durchgreifende Strategie entwickelt hatten, wie Deutschland und Europa für die Zukunft zu gestalten wären und daß weder eine solche grundlegende Strategie noch auch nur annähernd die geeigneten Mittel zur Durchsetzung derselben von den westlichen Nationen heute für die entsprechenden Länder vorgesehen sind? Vielleicht ist es Ihnen nicht klar, aber die Militäreinsätze der letzten 30, 40 Jahre haben nicht das geringste bewirkt, außer den Rüstungsfirmen Aufträge einzubringen, Soldaten zu beschäftigen und noch mehr unschuldige Zivilisten zu opfern, als es ohnehin der Fall war? Nichts als militärischer Dilettantismus ist es, was die westlichen Länder leisten, hier und dort ein wenig mitmetzeln und aufgrund völliger militärischer Unfähigkeit alles nur verschlimmern. Von der Leyen als Verteidigungsministerin - das sagt doch schon alles. Die hat sich doch noch nie mit Kriegführung beschäftigt. Aber vernünftig Krieg führen - oder eben auch wissen, wann es für alle besser ist, sich rauszuhalten - kann eben nur, wer die Materie kennt. Oder kann der Metzger mit seinen Fachkenntnissen etwa ein Auto reparieren?

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Was für eine verfehlte "Logik": Je weniger Länder sich einmischen, desto kleiner der Konflikt? Um in Ihrem Beispielbild zu bleiben: je weniger ich ins Glas schütte, umso besser schmeckt es?! Was für ein Quatsch. Es kommt doch nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität der Einmischung an. Wenn ein Konflikt nur zwischen 2 Ländern besteht, ist dieser Konflikt, wenn z.B. asymmetrisch ein großes Land ein wehrloses nach allen Regeln der Kunst fertig macht, doch nicht weniger "schlimm" als ein Konflikt mit mehreren Konfliktparteien.

         

        Des Weiteren: Wenn es darum geht, eine katastrophal akute Gewaltsituation gegenüber unbewaffneten Zivilisten zu beenden, muss man vielleicht auch mal etwas schneller handeln, als sich erstmal hinzusetzen, ne Zeichnung zu machen, dann wird bisschen diskutiert und abgestimmt und nachgebessert und nochmal beratschlagt und nochmal abgestimmt, dann kommt das ganze zur UNO, da wird dann nochmal diskutiert...bis dahin kann es nämlich zu spät sein, siehe Rwanda 94. Zur Verhinderung eines Genozids wäre es ab und zu auch mal wichtig, schnell zu reagieren, auch ohne einen fertig ausgefeilten Masterplan für die nächsten 40 Jahre.

         

        Mir gehts nicht darum, alle möglichen Arten von Militäreinsätzen zu rechtfertigen, sondern mal dieses "Friedens-Dogma" infrage zu stellen, mit dem die Linkspartei sich in oft überheblicher Weise von allen anderen Parteien absetzt, indem sie in naiv-gebetsmühlenartiger Weise immer nur "Kein Krieg!" ruft, anstatt sich mal mit den außenpolitischen Realitäten auseinanderzusetzen.

         

        Und keine Angst, Frau von der Leyen braucht im Prinzip überhaupt keine Ahnung von Kriegführung zu haben; welcher Minister hat schon gesteigerte inhaltliche Ahnung von seinem Ressort? Sie ist dort ja nicht alleine, sondern hat schon noch ein paar Leute aus dem Staatssekretariat und der Bundeswehr-Führung an der Seite.

        • 9G
          90191 (Profil gelöscht)
          @Liebknecht:

          Last not least: Welche militärische Operation des Westens der letzten 30 Jahre war denn von nachhaltigem Erfolg gekrönt?

        • 9G
          90191 (Profil gelöscht)
          @Liebknecht:

          "Um in Ihrem Beispielbild zu bleiben: je weniger ich ins Glas schütte, umso besser schmeckt es?!"

           

          Sie unterscheiden nicht mal qualitative und quantitative Kriterien. Da erspart sich jede eigentlich weitere Diskussion, bei solch einer intellektuellen Ausgangslage.

           

          "...vielleicht auch mal etwas schneller handeln, als sich erstmal hinzusetzen,..." Was passiert, wenn man militärisch mal etwas schneller handelt, ohne vorher nachzudenken, haben u.a. die gescheiterten Landungsversuche der Alliierten im 2. Weltkrieg gezeigt. Am Ende kam man doch nicht drumherum, das Ding von langer Hand durchzuplanen und vorzubereiten.

           

          Wer glaubt, daß man in Ruanda mal eben mit mehreren Hunderttausend Mann hätte einmarschieren und das Land im Handstreich besetzen können, ist in der Diskussion eigentlich gar nicht ernstzunehmen. Derjenige muß sich erst noch von seinen infantilen Superheldenschwärmereien verabschieden, ehe sich ihm der Blick auf die Realität öffnet. Allein schon die nötige Logistik für so einen umfassenden Schlag vorzubereiten, nimmt Monate, wenn nicht Jahre in Anspruch. Was glauben Sie, warum in den großen technisierten Kriegen des letzten Jahrhunderts die Strategien und Pläne für die großen Operationen im wesentlichen schon Jahre, teilweise Jahrzehnte zuvor gemacht waren? Ihre und anderer Leute Haltung, die lauthals nach militärischen Eingriffen plärren, entspricht der Erwartung, daß man einen Hochhausbrand mal schnell im Alleingang mit einem Handfeuerlöscher löschen könne. Völlig irreal. Ruanda war nicht zu retten - nicht in der kurzen Zeit.

    • D
      D.J.
      @Liebknecht:

      Die Linksparteiler sind meist gar keine Pazifisten, sondern Pseudopazifisten. Kommt jeweils darauf an, wer gegen wen. Diese unfassbare Jelpke z.B. ist eine große Verteidigerin der PKK.

  • G
    Guest

    Joachim Petrick

    " In der Diktatur gab es keine Alternativen. Wenn ich die aktuelle Situation betrachte, stelle ich fest, dass wir auch hier keine Alternativen und deswegen keine Demokratie haben."

     

    Herr Steimle irrt, in der Diktatur gibt es sehr wohl alltäglich kommuniziert die Alternatitive"Ich bin denn mal weg", sei es im Knast, nach Drüben oder ganz aus dem Leben.

     

    In der sogenannten Demokratie staatstragender Parteien, die ihre innerparteilichen Opposition schon mal unter 20 % kriegen im Hüben gibt es das alles auch, nur nicht mehr das "Bin denn mal weg nach Drüben"

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Bildung...

    Das, was immer weltweit vermessen wird. Und wobei wir uns immer ärgern, dass andere Diktaturen an erster Stelle stehen.

     

    Die deutschen Schulen sind im Wandel: für die Zukunft weniger Konsumsklaven.

    Wir brauchen mehr Arbeitssklaven, wie die Pisa-Gewinner!

    • @8545 (Profil gelöscht):

      Ja, so scheint es und "Arbeitssklaven" trifft es. Nicht denken, nicht sein, einfach arbeiten bis zum Umfallen und dann ggf. für manche (falschen) Vorgänge/Entscheidungen zwar höchstens angeklagt, aber nicht bestraft zu werden.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @8545 (Profil gelöscht):

      Konsumsklaven gleichwohl: Denn ohne Konsumsklaven sind Arbeitssklaven nicht rentabel. Dann müßte man die Massen im Elend untergehen lassen - nicht, daß das irgendjemanden z.B. von der Regierung stören würde, wenn da nicht diese latente Gefahr einer Revolution wäre...

  • Danke Herr Steimle, ich kann ihnen nur zustimmen. Wir leben in einer Parteiendiktatur und nicht in einer Demokratie! Und diese Parteien belügen uns regelmässig vor jeder Wahl - um dann doch ihr Ding auch gegen das Volk durchzusetzen. Keine 30% der Wahlberechtigten wollten Merkel, und sie tut so als ob sie 100% Zustimmung hätte. Im Prinzip kämpft die Merkel-Regierung sogar gegen das Volk! Man nehme nur das Beispiel NSA und Snowden.

  • @linksnormal

    Haben Sie Kinder, die in die Kita gehen oder woher wissen sie, dass schon dort Konsumsklaven herangezogen werden? Bitte erläutern sie mir was sie meinen, damit ich verstehe, was der Unterschied zwischen der Kita meines Sohnes (die sich im Osten Deutschlands befindet und mit der ich sehr zufrieden bin, weil die Kinder dort nicht nur gefördert, sondern auch gefordert werden) und der ihrer (eventuellen) Kindern ist!

    • @Ürre KrankerScheiß:

      "was der Unterschied zwischen der Kita meines Sohnes (die sich im Osten Deutschlands befindet und mit der ich sehr zufrieden bin, weil die Kinder dort nicht nur gefördert, sondern auch gefordert werden)"

       

      Genau das ist der Unterschied: Das "Fordern" von klein an! Sein und werden ist wichtig, vor allem in dem Alter, wissensbegierig sind sie da ja noch, wenn die Eltern sie zuhause nicht vor die diversen Bildschirme setzen (oder nun ja auch unterwegs in Bus und Bahn).

       

      Fördern und Fordern (alleine) ist keine Bildung und schon gar keine Persönlichkeitsbildung. Ziel: Arbeitssklaven (siehe oben) - so war es auch in der DDR und so ist es heute auch in vielen asiatischen Ländern bzw. im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Bloß keine Freigeister und/oder Menschen, die selbst denken können und die von selbst darauf kommen, dass "Arbeit" auch Spaß machen kann. Ich selbst kenne zumindest niemanden, der schulisch nicht durch diese "Leistungssysteme" gehen musste, der nicht dennoch ehrgeizig in seinem Job arbeitet. Aber sie haben eine andere Haltung und eine andere Mentalität als all die von Beginn an auf Leistung getrimmten, die ansonsten nichts (wert) sind, wenn sie nicht arbeiten.

    • @Ürre KrankerScheiß:

      Also, bei meinen Kindern konnte ich auch nicht feststellen, daß sie in Kita und Schule (im Westen) zu "Konsumsklaven" heraungezogen wurden. Das geschieht wohl eher über die Massenmedien, vor allem das Fernsehen, und ich finde, daß es die Eltern zum großen Teil selbst in der Hand haben, wozu ihre Kinder heranwachsen. Leider gibt es bei manchen Eltern auch das Mißverständnis, nicht sie, sondern Kita, Schule und Fernsehen seien für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich.

      • @Der_Peter:

        Ja, die Eltern haben viel in der Hand. Aber wenn es keine Schulen und Kindergärten/Kitas mehr gibt, in denen die Kinder "gerne" sein dürfen, ohne ständig Leistungen zu erbringen und auf nicht viel mehr wert gelegt wird als auf Ordnung und Disziplin und die Kinder, die auffallen, einfach aussortiert werden, dann habe ich es als Eltern nicht mehr wirklich in der Hand. Meine Kinder fallen zum Beispiel in der Schule z.T. auf, weil sie manches, was da vorgetragen und angesagt wird, (zu Recht) inhaltlich und dem Sinn nach in Frage stellen. Leistungsprobleme sind auch bei meinen Kindern kein Problem. Aber es geht in der Schule um mehr, als nur um gute Noten. Aber genau diese fordern sehr viele Eltern mit einem enormen Druck (ebenso wie die Lehrer) von den Kindern und Jugendlichen. Um mehr geht es oft leider nicht, sehr schade und wie ich finde für die "Gesellschaft" auch sehr gefährlich. Immer nur die Angst nicht anerkannt und ggf. abgeschoben zu werden. Was sind oder werden das für Menschen (im Berufsleben und später auch als Eltern)?

      • @Der_Peter:

        Ich würde es gar nicht mal Missverständnis sondern einfach Bequemlichkeit (oder einfach Faulheit) nennen! Ansonsten volle Zustimmung!

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    "Bildung" im heutigen Sinne wird überbewertet. Weil es sich nicht mehr um Bildung handelt, sondern allein noch um die Heranziehung systemkonformer Befehlsempfänger und Konsumsklaven. Das fängt jetzt schon in den Kitas an und wird, wenn sich radikale Ökokapitalisten wie Özdemir durchstzen, ja auch bald zur Pflicht ab dem 3. Lebensjahr.

     

    Du bist nichts, Dein Volk ist alles, hieß es früher mal. Heute ist die Einstellung dieselbe, nur wurde das Wörtchen "Volk" gegen das Wörtchen "Gesellschaft" ausgetauscht.

  • siehe auch hier:

     

    http://www.taz.de/Landtagswahl-in-Sachsen/!144377/

     

    Ein taz-Artikel vom 18.08.2014...

  • "Man kann ja der DDR vorwerfen, was man will, aber um die Bildung hat der Staat sich gekümmert. Wäre da bloß der ideologische Überbau nicht gewesen. Die Skandinavier haben ja flächendeckend das Bildungssystem der DDR übernommen. Dass das mit keinem Wort gewürdigt wird, ist schon sehr bitter."

     

    Bei diesen Sätzen wird mir regelrecht schlecht!

     

    Ja, Skandinavien hat sich in der DDR das Schulsystem angeschaut und hat vor allem das gemeinsame Lernen bis Klasse 10 übernommen. Aber gelernt und gelehrt wird dort ganz anders!

     

    Gelehrt wird in Sachsen überwiegend leider noch so wie vor 30 Jahren: Unsachlicher Leistungsdruck bei gleichzeitiger Demütigung der SchülerInnen.

     

    Lehrer in einigen anderen (westlichen) Bundesländern und insbesondere anderen europäischen Ländern haben freundlichere und gesündere Methoden die SchülerInnen zum Lernen zu bringen.

     

    Und jetzt sagen Sie bloß nicht, dass es da keine Akademiker gibt, die später auch einen guten Job machen. Perfider Leistungsdruck in der Schule macht aus SchülerInnen keine stabilen und intelligten Erwachsenen. Da gehört schon etwas mehr dazu.

     

    Dennoch stimme ich zu: Sachsen hat ein Bildungs- UND Demokratieproblem - und zwar jeweils ein sehr großes!!! Und beides hängt wohl auch zusammen. Aus untertänigen, ständig gedemütigten und demotivierten SchülerInnen, werden meist keine freiheitlich demokratisch lebenden und denkenden Erwachsenen mit Toleranz und Offenheit.

  • Na ja, Tucholsky hat lange und scharfgeistig über die Weimarer Demokratie (und deren Demokraten!) gespottet. Als sie dann zugrunde gegangen war weil keiner mehr Bock auf sie hatte wurde er allerdings auch nicht wirklich glücklich.

    • @Waage69:

      Klar! Hätte Tucholsky nur die Weimarer Republik nicht so scharfsinnig auf's Korn genommen, wär ja alles im Lot gewesen. Aber sonst geht's noch gut - oder?

      • @Rainer B.:

        Nicht nur scharfsinning sondern auch ätzend:

         

        Tucholsky war sich in der Ablehnung des Weimarer "Systems" und der Verächtlichmachung der sie tragenden Parteien SPD, DDP und Zentrum mit den Kommunisten und Nazionalsozialisten einig. Letzlich fehlte ihm bei aller Scharfgeistigkeit der entscheidende Durchblick, somit war er in letzter Konsequenz unpolitisch so wie Steimle...

        • @Waage69:

          Tucholsky hat das kritisiert, was zu kritisieren war. Wer die Kritiker der Demokratie für die schlimmsten Gegner der Demokratie hält, hat entweder irgendwas immer noch nicht richtig begriffen, oder ist - ob nun politisch oder nicht - auf jeden Fall kein Demokrat.

          • @Rainer B.:

            Wo habe ich gesagt Tucholsky sei der schlimmste Gegner der Demokratie gewesen?

             

            Seine Kritik, teils berechtigt sehr oft aber destruktiv war durch die Meinungsfreiheit der Republik abgedeckt von der er wenig hielt da sie trotz revolutionärer Geburtswehen bürgerlich und nicht sozialistisch war- geschenkt.

             

            Bedenklicher finde ich, dass Sie meinen Menschen nach Demokraten und Nichtdemokraten einzuteilen zu müssen nur weil ein Säulenheiligen der radikaleren Linken kritisiert wird der nebenbei seit Jahrzehnten viel gelesen einigen Platz in meinem Bücherschrank einnimmt.

             

            Der Satz „Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wären sie verboten.“ ist und bleibt dennoch Unsinn.

             

            Schon zu weimarer Zeiten wurden der durch massive Wahlkämpfe herbeigeführte immer größer werdende Wählerstimmenanteil der NSDAP (und der KPD!) von Hitler genutzt um Themen zu setzen, die Demokraten immer weiter in die Enge zu treiben und an ihrer eigene Legitimität zweifeln zu lassen.

             

            Und heute?

             

            Meinen Sie, dass die immer stärkere Wahlabstinenz der abgehängten Schichten heute keinen Einfluss auf die Politik in Bund und Ländern (auch Sachsen) hat?

             

            Uwe Steimle ruft zur Wahl (dann doch: prima!) der Linkspartei auf - darf er, soll er wenn er will.

            Mich stört aber dieses gleichzeitige Gerede davon, dass wir hier (sinngemäß) keine richtige Demokratie hätten und nur verarscht würden.

            • @Waage69:

              Vielleicht habe ich Sie ja mißverstanden, aber stellen Sie etwa oben keinen Zusammenhang zwischen Tucholskys Kritik an der Weimarer Republik und dessen Untergang her? Für mich klingt das so, als hätte Tucholsky den Leuten die letzte Lust auf Demokratie genommen - das ist nun wirklich Unsinn.

              Ich teile die Menschen nicht nach Demokraten und Nichtdemokraten ein, ich stelle nur fest, dass es eine Demokratie ohne Kritik - auch "ätzende" - schon vom Ansatz her niemals geben kann. Im übrigen ist Meinungsfreiheit nichts, wofür man sich irgendwo bedanken müsste, sondern ein angeborenes Menschenrecht. "Ätzend" wirkt sie nur da, wo man ja im Grunde meint, auch ohne Meinungsfreiheit ganz gut auskommen zu können.

              Der Satz "Wenn Wahlen etwas ändern würden, dann wären sie verboten", ist nur dann Unsinn, wenn man nicht versteht, was Tucholsky gemeint hat. Sicher ändern Wahlen immer irgendetwas und seien es auch nur die Gesichter im Fernsehn. Tucholsky meinte mit "etwas" aber die Herrschaftsstrukturen des Kapitals und daran ändern Wahlen nun nachweisbar überhaupt nichts.

              Was die heutige Situation angeht, kann ich nur jedem empfehlen, von seinem Wahlrecht auch Gebrauch zu machen. Gerade Sachsen hat ein massives Problem mit rechtsradikalen und antidemokratischen Kräften, nicht zuletzt, weil sämtliche Parteien, die auch für Uwe Steimle nicht wählbar erscheinen, auf dem rechten Auge erschreckend blind geworden sind.

              • @Rainer B.:

                Zitat: "Für mich klingt das so, als hätte Tucholsky den Leuten die letzte Lust auf Demokratie genommen - das ist nun wirklich Unsinn."

                 

                Das meinen Sie. Nach meiner Ansicht muss sich T. für einen Teil seines Werkes vor dem Hintergrund des geschichtlichen Verlaufs tatsächlich diesen Schuh anziehen.

                 

                T. war nicht Irgendwer und hat über die linke intelektuelle Literaturscene hinaus bis ins sozialdemokratische Milieu und liberale Bildungsbürgertum hineingewirkt. Da hat man nach meiner Ansich auch eine gewisse Verantwortung zu tragen.

                 

                Allerdings gebe ich zu, dass diese Sichtweise stark vom Ende her, also dem Scheitern von Weimar geprägt ist. Hätte die erste Demokratie nicht Schiffbruch erlitten wäre meine Kritik an T. gegenstandslos.

                 

                Ihre Ansichten im zweiten Abschnitt teile ich im Grundsatz.

                 

                Abgesehen davon bedanke ich mich für Ihre in Umfang und klarer Formulierung aufwendige letzte Antwort.

  • Uwe Steimle spricht das Hauptproblem - nicht nur in Sachsen - an. Über nichts wurde an den Stammtischen mehr palavert in den letzten Jahren als über Bildung und gleichzeitig wurde von der Politik nichts mehr vernachlässigt. Demokratie ohne Bildung ist wie ein Luftballon ohne Luft.

  • D
    D.J.

    Ich bin überzeugt, dass, wenn die von Steimle präferierte Partei in Sachsen an die Macht käme, es mit dem Bildungsvorsprung des Landes schnell aus wäre. Aber das eigentliche Problem ist - der Mann ist einfach nicht lustig.

    • @D.J.:

      Genau, nüscht könn' se. Nichmal den Kindern ordendlich Geldverdienen beibringen.

    • @D.J.:

      Dass nun gerade Sie erwarten, ein Kabarettist solle lustig sein.... Das ist ja lustig, wo doch Sie sonst immer linken Künstlern attestieren, links-miesepetrig zu sein.

      • D
        D.J.
        @lichtgestalt:

        Ich erwarte es nicht, jedenfalls nicht mehr. Auch geht es mir nicht um linke Künstler, sondern um die allermeisten heutigen linken Kabarettisten. Hildebrand war übrigens noch ein ganz anderes Kaliber, oder finden Sie nicht?

  • Also der Mann hat - offen gesagt - keine Ahnung und offenbar keine Ahnung von den Fakten. Ich kenne ihn nicht, aber als Kabarettist ist das ein ziemliches Armutszeugnis.

     

    Sachen hat wie so viele Bundesländer doch kein problem mit zu wenig ausgebildeten Lehrern, sondern das diese schlicht nicht eingestellt werden. Man muss auch keine Horden von Studierenden haben, wenn man denen im Nachhinein eh keine Stelle anbietet. Das Grundproblem ist, dass viel zu wenige junge Lehrer eingestellt werden und die Kollegien überaltert sind. Wenn man die Bereitschaft hätte, mehr einzustellen, würden die Hochschulen auch schnell mehr ausbilden können.

     

    Die Schließung der PH Dresden ist so auch völlig blödsinnig. Natürlich wurde die Hochschule geschlossen, aber wie in vielen Städten der DDR wurde diese lediglich mit der örtlichen Universität verschmolzen. Gleichzeitig mit der Schließung der PH wurde nämlich die Erziehungswissenschaft in Dresden an der Uni gegründet. Der Mann suggeriert ja, als ob in Dresden keine Lehrer ausgebildet werden (können), dabei gibt es natürlich zahlreiche Lehramtsstudierende in DD.

  • und ich bin aus dem westen - es gibt halt doch gemeinsamkeiten

  • genau - so ist es - er spricht mir aus der alten seele