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Urteil gegen SchweinemästerQualitäts-Siegel trotz Tierquälerei

Ein Landwirt, der mit einem Gütezeichen arbeitete, muss eine Geldstrafe zahlen. Seine Schweine litten längere Zeit unter erheblichen Schmerzen.

Einigen seiner Artgenossen ging es in dem Betrieb des verurteilten Landwirts nicht gut (Symbolbild) Foto: dpa

Zeven/Berlin taz/dpa | Das Amtsgericht im niedersächsischen Zeven hat einen Schweinemäster wegen Tierquälerei verurteilt, der das am weitesten verbreitete Qualitätssiegel QS hat. Der Landwirt belieferte jahrelang auch die Marke „Landjuwel“ der Vion Zeven AG, die mit besonders hohen Tierschutzstandards wirbt.

Die Richter verhängten eine Strafe von 1.625 Euro: Schweine hätten längere Zeit erhebliche Schmerzen leiden müssen. Der Betrieb ist mit 1.750 Tieren mittelgroß.

Die Vorwürfe hatte der Staatsanwalt in der Anklage aufgelistet: abgerissene Schwanzstummel, tellergroße Bisswunden, entzündete Gelenke, Darmverschlüsse, Lahmheiten. „Der Angeklagte versäumte es, rechtzeitig einen Tierarzt hinzuzuziehen.“

Der Landwirt gestand die zwei Fälle, derentwegen er nun verurteilt wurde. In weiteren fünf sprach ihn das Gericht frei, unter anderem, weil heimlich gemachte Filmaufnahmen aus dem Stall nicht als Beweise zulässig seien. Die Aufnahmen des Deutschen Tierschutzbüros hatten die Ermittlungen in Gang gesetzt. „Wir halten die Strafe für zu gering“, so die Tierrechtsorganisation.

QS ist ein brancheneigenes Siegel, das auch Tierschutz garantieren soll. In den vergangenen Jahren wurden mehrere QS-Mäster wegen Tierschutzvergehen bestraft. Die Firma QS erklärte, zum Zeitpunkt der Kontrollen habe der nun verurteilte Landwirt die Anforderungen erfüllt. Vion nahm ihn aus dem „Landjuwel“-Programm.

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6 Kommentare

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  • Würde man in alle kleinen und großen Tiernutzungsfabriken ( Bio mit eingenommen ) versteckte Kameras installieren würde für jeden das ganze Ausmaß der bestialischen Tierquälerei ersichtlich werden. Man würde das Gemetzel, die Vergewaltigungen an Tieren, das Schreien und Weinen, die Panik in den Augen, das Schreddern von Küken, die elendige Enge und vieles mehr an Grausamkeiten sehen.

    Alles erlaubt !

    Hier noch von Qualitätssiegel zu reden ist an menschlicher Überheblichkeit kaum noch zu überbieten.

    Die Strafen sind lächerlich. Das Gemetzel fürs Geschnetzel geht weiter.

    Das Ganze ist einfach nur noch traurig und beschämend.

    • @Traverso:

      Nicht so voreilig: immerhin hat dieser Tiefreund es geschafft, diese Bedingungen noch zu unterbeiten...

       

      "Der Landwirt belieferte jahrelang auch die Marke „Landjuwel“ der Vion Zeven AG, die mit besonders hohen Tierschutzstandards wirbt."

       

      klar Vion, der (Schweine) Fleischproduzent überhaupt, hat bestimmt hohe Stadards.

  • Ja klar, Vion ist tiefreundlich :D :D

    Wer hat glaubt denn sowas, das ist abolute Massen- Standardware mit Klärschlammfütterung ohne Auslauf usw.

    Deren Bedingungen noch zu unterbeiten ist unter aller SAU. Der Betrieb gehört sofort geschlsosen.

    Die gesetzlichen Anforderungen in der Lebensmittelindustrie sind ehh viel viel viel zu gering, jemand der es schafft unter der Latte Limbo zu tanzen, der kann kein Rückgrat haben und sollte von Allem Lebendigen ferngehalten werden :/

     

    Absolutes Armutszeugnis- mal wieder

  • Beträgt die Strafe 1.625 Euro pro Schwein, das die Qualen erlitten hat, oder 1.625 Euro pro Mastplatz und Jahr? (Also pro ca. 3 Schweine und Jahr.)

    Dann schiene mir die Strafe nicht zu niedrig.

    • @Heinrich Baum:

      0,93 Euro / Mastplatz - die Strafe sollte sich vermutlich am Fleischpreis orientieren

    • @Heinrich Baum:

      Es liest sich so, dass die Strafe insgesamt bei nur 1.625 € liegt... also eigentlich keine Strafe