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Unterstützung nach Drohungen100.000 Euro für Schutz von Christopher-Street-Days

Die Amadeu Antonio Stiftung und die Kampagnenplattform Campact wollen CSDs finanziell unterstützen, die sich von Angriffen rechter Gruppen bedroht sehen.

CSD-Schutzschirm: der „Regenbogenschutzfonds“ von 100.000 Euro Foto: Michael Currie/imago

Berlin epd/taz | Für die Absicherung von Christopher-Street-Day-Umzügen stellen die Kampagnenplattform Campact und die Berliner Amadeu Antonio Stiftung einen „Regenbogenschutzfonds“ von 100.000 Euro zur Verfügung. Genutzt werden könne das Geld unter anderem für eine Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen sowie für die Organisation der Veranstaltung, teilte die Stiftung am Freitag in Berlin mit.

Brennende Regenbogenflaggen, Hitlergrüße – die Bilder von CSDs in Bautzen, Wismar oder Leipzig haben im vergangenen Jahr viele Menschen geschockt. Auch in diesem Jahr sind solche Störungen von Rechtsextremen zu befürchten. „Wer heute einen CSD organisiert, riskiert Anfeindungen, Drohungen und tätliche Angriffe – und das mitten in Deutschland“, sagte der Geschäftsführende Vorstand der Amadeu Antonio Stiftung, Timo Reinfrank: „Das wollen wir nicht zulassen.“

Der „Regenbogenschutzfonds“ sei die Antwort auf diesen Hass. „Er ist eine konkrete Unterstützung in Sicherheit für alle, die trotz rechtsextremer Einschüchterungen queeres Leben sichtbar machen“, so Reinfrank. Es gehe auch darum, den öffentlichen Raum nicht den Feinden der Demokratie zu überlassen. Bewerben könnten sich CSD-Organisatoren insbesondere aus kleinen und mittelgroßen Städten, die Störungen von rechten Gruppen erwarten.

Im vergangenen Jahr hat die Amadeu Antonio Stiftung nach eigenen Angaben 55 Fälle dokumentiert, in denen Rechtsextreme gezielt CSD-Demos bedroht oder angegriffen haben. Gerade in kleineren und mittelgroßen Städten mobilisierten rechte Gruppen, um die Teil­neh­me­r:in­nen einzuschüchtern. Dazu kämen steigende Finanzsorgen. Die Ausgaben für die Organisation von CSDs würden steigen, gleichzeitig sprängen Sponsoren ab – eine Folge der vergifteten gesellschaftlichen Debatte.

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8 Kommentare

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  • Und warum kommt das Geld nicht aus der Mitte des CSD und seiner Sponsoren? Ich schätze die Antonio Amadeus Stiftung sehr - aber das ist nicht ihr Aufgabengebiet. Das ist Aufklärung, Forschung, Didaktik und Pädagogik - aber nicht Campaigning. Wenn ich den CSD unterstützen will, dann über einschlägige Unterstützer. So finde ich meine Spende zweckentfremdet.

  • Und vergessen wir nicht die fonds die wir brauchen um auch weiter Dorffeste, Umzüge und andere Veranstaltungen mit Poller und Gittern usw abzusichern.

  • "....gleichzeitig sprängen Sponsoren ab – eine Folge der vergifteten gesellschaftlichen Debatte.." Genau ab dem Punkt wird das Thema doch besonders interessant. Leider endet der Artikel an der Stelle. Wie entwickelt sich denn die Mehrheitsmeinung in der Gesellschaft über Regenbogenthemen und woran könnte das liegen? Wurden vielleicht auch Fehler gemacht? Ist konstruktive Selbstkritik bei Regenbogenthemen möglich?

  • Sehr gute Aktion! Nichtsdestotrotz ist es schon ein Wahnsinn miterleben zu müssen, dass Menschen für Menschsein angegriffen werden und der Staat das Gewaltmonopol nicht umsetzt!

  • Gut so.



    Auch wenn ein gewisser Beigeschmack beim Artikel bleibt: Laut offiziellen Bundestagsdaten erhielt die Amadeu Antonio Stiftung im Jahr 2023 öffentliche Zuschüsse in Höhe von rund 6.055.276 €, ergänzt durch Spenden (ca. 2,5 Mio €) sowie Zuwendungen privater Stiftungen (ca. 0,9 Mio €).

    Ich möchte ungern Themen vermischen – denn der CSD ist im Kern (abseits der Partykultur) ein wichtiges gesellschaftliches Zeichen.



    Dennoch: Laut RIAS stieg die Zahl antisemitischer Vorfälle im Vergleich zu 2023 von 4.886 auf 8.627 – darunter Gewalt, Vandalismus und Bedrohungen.

    55 Angriffe sind 55 zu viel.



    Doch auch in Bezug auf Antisemitismus braucht es konsequente Maßnahmen – für Vielfalt und Sicherheit für alle.

    • @Pawelko:

      Warum muss die Bekämpfung von Antisemitismus und Querfeindlichkeit gegeneinander ausgespielt werden? Die Amadeu Antonio Stiftung hilft doch über den Soforthilfefonds auch Betroffenen von Antisemitismus verstärkt nach dem 7.10.23 und organisiert die Aktionswochen gegen Antisemitismus deutschlandweit. Gucke doch mal auch auf der Website was sie noch alles machen.

      • @Jan Simon:

        Gegeneinander ausspielen natürlich nicht, der Einwand von @Pawelko ist dennoch gerechtfertigt, wenn man um manche antisemitische und antiisraelische Stimmen aus der queeren Community weiß. Das hätte indes Pawelko deutlicher ansprechen müssen: hier gibt es bei der Antonio Amadadeuts Stiftung zumindest einen Zielkonflikt.

        • @rakader:

          Auch in der nicht queeren Bevölkerung gibt es differenzierte Ansichten zur politischen Führung in Israel.