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Unterrichtsfach „Digitale Welt“Gerade richtig

Hessen führt das Unterrichtsfach „Digitale Welt“ ein. Schü­le­r:in­nen sollen das Internet als ökonomischen Raum und als Lebenswelt kennenlernen.

Schü­le­r:in­nen sollen keine veralteten Programme erklärt bekommen, die niemand mehr benutzt Foto: Wedel/Kirchner-Media/imago

V iel ist passiert in den vergangenen Tagen. Der eine möchte nun doch lieber zum Mars, als sich mit den Trollen bei Twitter zu beschäftigen. Die andere will den Ländern die Verantwortung entziehen – alles andere findet Nancy Faeser nämlich „nicht mehr zeitgemäß“. Und wir haben nun alle schwarz auf weiß, dass das Geschäftsgebaren von Uber aggressiv und rücksichtslos ist. Wilde Zeiten. Da kommt so eine nette Meldung aus Hessen doch gerade richtig.

Denn das Bundesland führt nach den Sommerferien das Unterrichtsfach „Digitale Welt“ ein. Ja gut, nur an zwölf Schulen, da dürfen die Fünftklässler erst einmal testen, aber es ist ein Anfang. Denn bisher ist Digitalunterricht in Deutschland praktisch nicht existent, immer wieder werden Pläne versprochen und es passiert nichts. Neu an der Idee ist, dass die Schü­le­r:in­nen nämlich nicht einfach Klick für Klick veraltete Programme erklärt bekommen, die niemand mehr benutzen wird, sondern sie sollen das Internet als „ökonomischen Raum und als Lebenswelt“ kennenlernen.

„Die Schülerinnen und Schüler lernen im Unterricht, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen beitragen können“, erklärt Kultusminister Alexander Lorz. Der konkrete Lehrplan liegt bisher noch nicht vor, als Eckpunkte wurden die Themen Datenschutz, Cyberkriminalität, Algorithmen und verantwortungsbewusste Mediennutzung genannt. Das Fach wird nicht benotet und die zwei zusätzlichen Unterrichtsstunden sind freiwillig. Die Schü­le­r:in­nen sollen auch gemeinsam mit den Leh­re­r:in­nen weitere Themengebiete erarbeiten, um damit selbstständig zu entscheiden, womit sie sich beschäftigen wollen.

Von Schlusslicht zum Vorreiter

Natürlich ist die Opposition im schwarz-grün regierten Hessen nicht begeistert. Der FDP geht es nicht schnell genug, sie will endlich Informatik als flächendeckendes Unterrichtsfach haben. Die SPD wiederum wirft der Regierung Aktionismus vor, um vom bisherigen Versagen abzulenken.

Die Kritik ist sicherlich nicht unberechtigt, aber im Jahr 2022 als Lösung einfach nur zu fordern, an allen Schulen Informatik einzuführen, ist extrem veraltet. Vor zehn Jahren wäre dies vielleicht eine angemessene Forderung gewesen, aber jetzt muss Hessen auch nicht mehr damit anfangen.

Dann lieber noch ein Jahr warten und dafür ein Schulfach einführen, das den Schü­le­r:in­nen endlich das richtige Verständnis dafür gibt, wie „dieses Internet“ funktioniert. Also warum nicht in der Schule mal darüber sprechen, was eigentlich in der Datenschutzerklärung von Google und Apple steht? Oder wie In­flu­en­ce­r:in­nen Geld mit Youtube verdienen, ob sich Kryptowährungen noch lohnen oder nach welchem dummen Spruch eventuell die Polizei vor der Tür stehen könnte. Hessen könnte also vielleicht doch vom Schlusslicht zum Vorreiter werden und das wäre nur allzu schön.

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Malaika Rivuzumwami
Redakteurin taz zwei
Jahrgang 1994 | bei der taz seit 2016 | früher auf Deutschlandreise für taz.meinland & Editorial SEO für die taz | seit 2019 Redakteurin für Gesellschaft und Medien | spricht mit im Podcast Weißabgleich und schreibt die Kolumne Digital Naives | Interessiert sich für Datenpolitik, Fake News & Social Bots.
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