Unions-Kanzlerkandidat im Wahlkampf: Laschet setzt aufs Team
Mit neuen Themen und Köpfen hofft der Unionskandidat auf eine Trendwende im Wahlkampf. Trotz schwachem Auftritt beim TV-Triell gibt er sich gelassen.
![Armin Laschet schaut im Fernsehstudio auf die Uhr Armin Laschet schaut im Fernsehstudio auf die Uhr](https://taz.de/picture/5067387/14/28299576-1.jpeg)
Vizefraktionschef Andreas Jung, Wiebke Winter von der Klimaunion und der Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann sollen das Thema Klima stark machen. Jung ist einer der wenigen in der Union, dem auch von Expert:innen jenseits der beiden Parteien Kompetenz in Klimafragen zugesprochen wird. Heilmann soll künftig vor allem für den Dialog mit der Wirtschaft zuständig sein. Die drei stellten ihre Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien vor.
„Wir haben auf allen Politikfeldern starke Köpfe“, sagte Laschet und betonte, der Plan sei keine Reaktion auf seine schlechten Umfragewerte. Er sei Parteichef und Kanzlerkandidat geworden, weil er ein Teamplayer sei, sagte der CDU-Politiker. „Dieses Team herauszustellen, war immer mein Ziel.“
In den kommenden Tagen und Wochen wolle er noch weitere Personen benennen: Etwa bei den Themen „Digitale Modernisierung von Staat und Wirtschaft“, „Entlastung der gesellschaftlichen Mitte“ und „innere und äußere Sicherheit“.
Auch AKK ist mit an Bord
Namen hierzu nannte Laschet nicht. Aus der CDU aber heißt es, für Digitales sei Fraktionsvize Nadine Schön vorgesehen. Die Saarländerin ist Co-Chefin des Netzwerks Digitalisierung der CDU und einer der Köpfe hinter „Neustaat“. Mit diesem Projekt will die Unionsfraktion staatliche Strukturen effektiver und schneller machen.
Genannt werden auch Parteivize Silvia Breher aus Niedersachsen sowie der Chef der Mittelstandsvereinigung Carsten Linnemann und Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Die frühere CDU-Chefin, derzeit wegen des Debakels in Afghanistan in der Kritik, wäre das einzige amtierende Kabinettsmitglied, das im Kernteam vertreten wäre. Aus der CDU heißt es zudem, dass Laschet Mitte September zusammen mit der CSU ein „100-Tage-Programm“ für den Start einer Regierung unter Unions-Führung vorstellen wolle.
Die Ergebnisse des Fernseh-Triells am Sonntagabend haben ihn nicht frustriert, sagte Laschet auf eine Journalistenfrage. „Da haben fünf Millionen Menschen zugeschaut, die jetzt wissen, worum es geht.“ Das sei entscheidend. Laschet hatte versucht, mit einem etwas kämpferischerem Auftritt als gewöhnlich und Attacken auf seine Kontrahent:innen zu punkten.
Wirklich genutzt hat es ihm nach einer Schnellumfrage von Forsa unter 2.500 Zuschauer:innen aber nicht. 36 Prozent gaben an, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz habe das Triell gewonnen. Dieser hatte vor allem versucht, sich als adäquater Nachfolger der Kanzlerin zu präsentieren. 30 Prozent sahen die Grüne Annalena Baerbock vorn, nur 25 Prozent Laschet.
Versuch, Rückenwind zu erzeugen
Auch auf die Frage, wer am sympathischsten gewirkt habe, war Laschet mit 22 Prozent weit abgeschlagen, Scholz und Baerbock lagen mit 38 und 37 Prozent in etwa gleichauf.
Erwartungsgemäß versuchten andere Mitglieder des CDU-Präsidiums am Montag, Laschet in seinem positiven Spin zu unterstützen. „Das war ein sehr guter Auftritt und das hilft uns“, sagte Hessens Ministerpräsident und CDU-Vize Volker Bouffier, der gemeinsam mit Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble entscheidend dazu beigetragen hat, dass Laschet und nicht der mit deutlich höherer Zustimmung bewertete CSU-Chef Markus Söder Kanzlerkandidat der Union geworden ist.
Saar-Ministerpräsident Tobias Hans sagte, Laschet habe die Dinge auf den Punkt gebracht und deutlich gemacht, dass es bei der Wahl um eine Richtungsentscheidung gehe.
Bei den Grünen hat man sich anscheinend nach dem Triell auf die Erzählung geeinigt, dass Baerbock nun wieder im Rennen sei. „Fulminanter Auftritt – Chance gesehen und genutzt“, twitterte etwa Bundesgeschäftsführer Michael Kellner. Baerbock hatte von Beginn an beide Kontrahenten angegriffen und sich als die einzige Kandidatin präsentiert, die für Aufbruch stehe.
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