Uni Gießen entscheidet Plagiatsvorwurf: Steinmeier behält Doktortitel
Der Promotionsausschuss der Uni Gießen weist die Plagiatsvorwürfe gegen SPD-Fraktionschef Steinmeier zurück: eine Täuschungsabsicht sei nicht nachweisbar.
GIESSEN afp | Die Universität Gießen hat die Plagiatsvorwürfe gegen SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wegen seiner Doktorarbeit zurückgewiesen. Es liege weder eine Täuschungsabsicht noch ein wissenschaftliches Fehlverhalten vor, erklärte die Universität am Dienstag.
Der zuständige Promotionsausschuss beschloss in einer Sitzung am Vortag deshalb, Steinmeier den Doktorgrad nicht zu entziehen und stellte das Prüfverfahren ein.
Grundlage für die Entscheidung des Promotionsausschusses seien zahlreiche Stellungnahmen, eine Bewertung der wissenschaftlichen Arbeit sowie die Äußerungen Steinmeiers gewesen, erklärte die Hochschule.
Ende September hatte der Dortmunder Fachhochschul-Professor Uwe Kamenz erste Vorwürfe gegen die Doktorarbeit erhoben. Die Universität hatte daraufhin auch auf Bitte Steinmeiers ein Prüfverfahren eingeleitet.
Kamenz' Verfahren zur Feststellung von Plagiaten mit Hilfe von Textvergleichen im Computer ist in der Wissenschaft umstritten. Steinmeier hatte die Vorwürfe von Anfang an als „absurd“ zurückgewiesen.
Die Gremien der Hochschule stellten in der Arbeit aus dem Jahr 1992 zwar in einigen Passagen „handwerkliche Schwächen“ bei der Zitierpraxis fest, sahen aber keine Täuschungsabsicht. Der Promotionsausschuss entschied daher einstimmig, Steinmeier den Doktorgrad nicht zu entziehen.
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