Ungarn schafft Geschlechterforschung ab: Gender Studies von Unis verbannt
Ungarns Hochschulen dürfen ab sofort keine neuen Kurse im Studienfach Gender Studies beginnen. Dies wird als Angriff auf die Freiheit der Lehre kritisiert.
Bereits im vergangenen August hatte die Regierung angekündigt, künftig keine Gender Studies mehr zuzulassen. Sie hatte dies mit der angeblich mangelnden Nachfrage nach Absolventen dieser Lehrgänge begründet. In der akademischen Welt wurde dies als schwerer Angriff auf die Freiheit von Lehre und Forschung kritisiert.
Die Orban-Regierung propagiert ein rückwärtsgewandtes Familien- und Geschlechterrollenbild. Die Gender Studies würden die „Fundamente der christlichen Familie“ untergraben, hieß es. Die wissenschaftliche Geschlechterforschung untersucht die soziale Abhängigkeit von Rollenbildern, das heißt die von sozialen Normen bestimmte Festlegung dessen, was als männlich und weiblich gilt.
Im Sinne des Regierungserlasses können bereits begonnene Lehrgänge in Gender Studies zu Ende geführt werden. Die Hochschuleinrichtungen des Landes dürfen aber ab sofort keine neuen Kurse in diesem Studienfach beginnen.
Derzeit bieten in Ungarn die staatliche Lorand-Eötvös-Universität (ELTE) und die private amerikanische Central European University (CEU) Master-Kurse in Geschlechterforschung an, mit jeweils rund 20 Teilnehmern. Beide Hochschulen sind in Budapest ansässig. Die von dem US-Philanthropen George Soros gegründete CEU ist unabhängig davon durch ein neues, auf sie zugeschnittenes Hochschulgesetz von der Schließung bedroht.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alleingang des Finanzministers
Lindner will Bürgergeld kürzen
Putins Brics-Gipfel in Kasan
Club der falschen Freunde
Deutsche Asylpolitik
Die Hölle der anderen
Kritik an Initiative Finanzielle Bildung
Ministeriumsattacke auf Attac
Linke in Berlin
Parteiaustritte nach Antisemitismus-Streit
Investitionsbonus für Unternehmen
Das habecksche Gießkannenprinzip