Umweltschädliche Fangmethoden: Giftfische in deutschen Aquarien
Zierfische, die nach Europa importiert werden, sind teilweise mit Zyanid belastet. Das Gift ist ein Grund für das weltweite Korallensterben.
Das Zyanid gelangt in die Fische, weil Fischer das Gift für ihren Fang nutzen. Zierfische sind häufig Korallenbewohner, die sich am Meeresboden verstecken. Um an sie heranzukommen, spritzen einige Fischfänger Natriumzyanid zwischen die Korallenstämme, betäuben ihre Beute – und diese lässt sich dann, an der Wasseroberfläche treibend, einsammeln.
Obwohl die Fangmethode in großen Herkunftsländern, darunter den Philippinen und Indonesien, verboten ist, werden auf diese effektive Weise noch immer Zierfische für europäischen Aquarien aus dem Pazifik gefischt. Das zeigt eine aktuelle Studie der portugiesischen Universität Aveiro. Zwei Jahre lang erhielten die Forscher Zierfische von drei europäischen Großhändlern, erklärt die Forscherin Marcela Vaz ihre Vorgehensweise. Die untersuchten sie und ihre Kollegen auf Zyanid und wurden fündig. 15 Prozent der untersuchten Fische hatten das Gift im Körper – hauptsächlich Falterfische, Kaiserfische und Doktorfische.
Zyanid wird großflächig angewandt und betäubt jeden Fisch, der es zwischen die Kiemen bekommt. Ist die Konzentration des Gifts zu hoch, sterben die Fische. Doch das Gift schadet nicht nur den Fischen, sondern auch Korallenriffen. „Fische säubern die Korallen. Fehlen solche Fische, werden Korallen von einer Algendecke überwuchert und ersticken“, erklärt Sandra Altherr von Pro Wildlife. Der konventionelle Fang der Zierfische ist mühsam. Altherr beschreibt die Zyanidjagd als „ungleich effektiver als die Jagd mit Netzen“.
Kein Testverfahren
Wie kann man als Verbraucher sichergehen, dass man keinen Zyanidfisch im Aquarium hat? Christiane Schmidt von der Sustainable Aquarium Industry Association (SAIA) ist pessimistisch: „Bei Wildfängen kann man nichts machen. Es gibt keine äußeren Anzeichen bei den Fischen.“
Laut dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands, der auch die Händler vertritt, gibt es momentan kein Testverfahren für importierte Fische. Daher zählt für einen Vertreter des Meerwasser Centers Menzel, einem Großhändler für Meerwasseraquaristik, allein das Vertrauen in die Lieferanten. Diese kontrollierten die Fänger regelmäßig vor Ort, sagt er. Ein Siegel an dem Verbraucher zyanidfreie Fische erkennen könnten, bestätigt er, gäbe es aktuell nicht.
Jedes Jahr werden Zierfische im Wert von 14 Millionen Euro in die EU importiert. Deutschland ist in der EU der zweitgrößte Markt nach Großbritannien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!