Umweltexperiment in Neuseeland: Kühe müssen das Klo benutzen
Forschende in Neuseeland haben Kühen beigebracht, nur auf einem vorgegebenen Bereich zu urinieren – eine Maßnahme gegen die Klimakrise.
„Kühe sind wie andere Tiere clevere Tiere, wieso sollten sie nicht auch lernen, wie man eine Toilette benutzt?“, sagt Jan Langbein vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie. Das Institut betreibt den neuseeländischen Bauernhof, wo die Forschenden die Kühe trainiert haben. Sie konditionierten die Kühe.
Urinierten sie an der falschen Stelle, vibrierte ihr Halsband. Im richtigen Latrinenstall hingegen gab es Futter zur Belohnung. Nach 15 Tagen Training haben 11 von 16 Kühen ihr Urin in der Toilette abgesetzt. „Auf diese Weise trainieren viele auch ihre Kinder – sie stecken sie aufs Klo, warten, bis sie urinieren, und belohnen sie dann. Wie sich herausstellt, klappt das auch mit Kühen“, sagt Forscherin Lindsay Matthews aus dem deutsch-neuseeländischen Team.
Auch wenn viele sie als verrückte Wissenschaftler bezeichnen würden, seien sie froh über die Grundlagen. Denn nach dem erfolgreichen Experiment planen die Forschenden nun ein automatisches System für die Masse. „Wir wollen eine Art Sensortechnologie entwickeln“, sagt Forscher Jan Langbein. Er hoffe, dass in einigen Jahren bald alle Kühe auf die Toilette gehen.
Ein Problem bleibt offen
Wenn 80 Prozent der Kühe derart urinierten, könnten die Stickstoffemissionen um die Hälfte reduziert werden. Denn mit dem Experiment sollte vor allem der im Urin enthaltene Stickstoff aufgefangen werden, bevor er das Grundwasser verunreinigt oder sich in ein Treibhausgas verwandelt. Das im Kuhurin produzierte Ammoniak trägt nicht direkt zur Klimakrise bei, aber wenn es in den Boden sickert, wird es von Mikroben in Ammoniumstickstoff umgewandelt, der nach Methan und Kohlendioxid das drittwichtigste Treibhausgas ist.
Ein anderes Problem hat das Forschungsteam freilich noch nicht gelöst. Viehhaltung macht global ein Drittel der Methanemissionen aus. Wiederkäuer wie Kühe setzen Methan beim Verdauen durch Furzen frei, im Schnitt über 100 Kilogramm pro Jahr. Hinzu kommen 90 Kilogramm durch Kot. Aber das ist ja vielleicht ein Thema für das nächste Experiment.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“