Umstrukturierung bei Vattenfall: Zwei AKWs früher abschalten
Der Energiekonzern Vattenfall streicht 1.000 Jobs und schaltet zwei schwedische Reaktoren früher ab. Deutsche Braunkohle soll schnell verkauft werden.
STOCKHOLM/DÜSSELDORF afp/rtr | Der schwedische Energiekonzern Vattenfall streicht 1.000 Arbeitsplätze und nimmt zwei Atomreaktoren deutlich früher vom Netz als geplant. Das Unternehmen müsse weiterhin Kosten senken, erklärte Vattenfall-Chef Magnus Hall zur Begründung am Dienstag in Stockholm.
Die Reaktoren Ringhals 1 und 2 an der Westküste Schwedens würden wegen mangelnder Rentabilität und zu hoher Kosten früher abgeschaltet, teilte der Konzern mit.
Rund die Hälfte der Jobs soll den Angaben zufolge in höheren Positionen wegfallen. Auf welche Länder sich der Stellenabbau verteile, sei derzeit noch nicht absehbar, teilte ein Vattenfall-Sprecher auf AFP-Anfrage mit. Der Konzern hat insgesamt rund 30.000 Mitarbeiter. Die Hälfte davon arbeitet in Deutschland.
„Ringhals 1 und 2 werden zwischen 2018 und 2020 geschlossen statt wie zunächst geplant 2025“, teilte der Konzern mit. In Schweden stehen drei Atomkraftwerke, deren zehn Reaktoren in den 70er und 80er Jahren in Betrieb gegangen waren. Fünf der Reaktoren werden von Vattenfall betrieben. Die Atomkraftwerke lieferten 2013 insgesamt 39 Prozent des in Schweden verbrauchten Stroms.
Das Akw Ringhals liegt rund 50 Kilometer südlich von Göteborg, Reaktor 3 und 4 sollen noch bis 2040 am Netz bleiben. Vattenfall hält 70,4 Prozent an dem Atomkraftwerk, der deutsche Energiekonzern Eon die übrigen 29,6 Prozent. Der Aufsichtsrat muss der Entscheidung noch zustimmen.
Die schwedische Regierung aus Sozialdemokraten und Grünen hatte im Oktober beschlossen, die Weiterentwicklung der Atomenergie einzufrieren. Die konservative Vorgängerregierung wollte hingegen neue Reaktoren bauen.
Braunkohle in Deutschland
In Deutschland hofft der Energiekonzern Vattenfall trotz der Klimaschutzpläne der Bundesregierung weiter auf einen raschen Verkauf der Braunkohleaktivitäten. Der Versorger wolle den Eigentümern bis Ende des Jahres etwas dazu präsentieren, sagte Vorstandschef Magnus Hall am Dienstag während einer Telefonkonferenz.
Es gebe genügend Interessenten, um mit dem Prozess fortzufahren. Hall räumte ein, dass in Sachen Klimaschutzauflagen noch einiges geklärt werden müsse. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel will ältere Kohlekraftwerke zusätzlich belasten. Die Pläne sind allerdings noch nicht beschlossen. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte von Insidern erfahren, dass sich der Verkauf der deutschen Braunkohleaktivitäten von Vattenfall deswegen verzögern könne.
Vattenfall verbuchte im ersten Quartal 2015 im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Gewinn: Umgerechnet ging der Nettogewinn um 42 Prozent auf 499 Millionen Euro zurück. Der Umsatz blieb nach Unternehmensangaben etwa auf dem Niveau des Vorjahres bei rund 4,8 Milliarden Euro.
„Während des ersten Quartals des Jahres war die Nachfrage nach Strom weiterhin schwach und die Stromgroßhandelspreise fielen weiter. Unser Schutz in Form von Terminkontrakten, die mit höheren Preisen abgeschlossen worden waren, verringert sich sukzessive, was bedeutet, dass sich die derzeitigen niedrigen Marktpreise immer stärker auf das Ergebnis von Vattenfall auswirken“, erklärte Unternehmenschef Hall.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!