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Umstrittenes Offshore-TerminalBremens Offshore-Träume

Siemens in Cuxhaven? Befürworter halten am geplanten Offshore-Terminals fest. Kritiker starten Online-Petition

Windiges Unterfangen? Offshore-Windpark „Global Tech 1“ vor der Insel Borkum. Foto: dpa

Bremen taz | An diesem Wochenende sammeln Kritiker des geplanten Offshore-Terminals Bremerhaben (OTB) die letzten Unterschriften für ihre Online-Petition (www.keinotb.de), Montag sollen es 5.000 sein.

Der Naturschutz-Bund BUND hatte jüngst noch einmal aufgerufen zu unterzeichnen: Es gebe keine Rechtfertigung dafür, das Bremerhavener Weserwatt für eine 250.000 Quadratmeter große Betonplatte „zu opfern“, denn „spätestens mit der erfolgten Standort-Entscheidung des größten europäischen Offshore-Anlagenbauers Siemens“ für Cuxhaven sei klar, dass das OTB „nicht mehr benötigt wird“, so der BUND. Dass Bremen dafür 180 Millionen Euro ausgeben will, sei „antiquierte sinnlose Standortkonkurrenz“ zu dem nur 12 Kilometer entfernten Cuxhavener Terminal.

„Die Frage, ob Siemens sich in Bremerhaven ansiedelt, hat in der Planbegründung keine Rolle gespielt“, sagt dagegen Holger Bruns, Sprecher des Wirtschaftssenators. Die Begründung für das Projekt seien die erwarteten Offshore-Ausbaupläne für die nächsten Jahrzehnte. Die Logistikkosten in der Offshore-Branche lägen bei 25 Prozent, niemand könne davon ausgehen, dass die Betriebe in Bremerhaven blieben, wenn das Terminal nicht kommt. Auf den 250 Hektar „Hinterland“ gebe es zudem genügend Fläche für neue Ansiedlungen.

Warten auf das Wunder

Verschiedene Gutachten machten deutlich, dass die Investition sich für das Land nur rentiert, wenn Bremerhaven seinen Marktanteil deutlich auszubauen kann. Wunder auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik darf man nicht ausschließen – einen Tag, nachdem die Genting Group aus Malaysia die Anteilsmehrheit der Lloyd-Werft in Bremerhaven übernommen hat, und einen 1,4 Milliarden Euro schweren Auftrag über fünf Kreuzfahrtschiffe mitbrachte.

Die OTB-Kritiker weisen darauf hin, dass die beiden in Bremerhaven ansässigen Firmen Senvion und Adwen begrenzte Aufträge haben, die große Halle der insolventen Firma Weserwind steht leer und werde nicht gebraucht. Adwen gehört zu dem französischen Staatskonzern Areva, der gerade in Saint Nazaire für das französische Offshore-Programm investiert. Und Senvion stand zum Verkauf: Lange wollte niemand die Firma haben, bis der US-Gemischtwaren-Fonds Centerbridge zuschlug. Reduzierte Offshore-Programme, leistungsstärkere Turbinen, geringere Stückzahlen – man erwarte weitere „Marktbereinigung“, also Insolvenzen, sagt etwa der Experte Dirk Briese von Windresearch.

BLG will’s übernehmen

Am Donnerstag hat der Aufsichtsrat der BLG beschlossen, ein Angebot abzugeben, das OTB zu betreiben. Andere Bewerber gab es nicht – daran sehe man die mangelnde Rentabilität, sagen die Kritiker. Im Aufsichtsrat sitzen drei Vertreter des Landes Bremen, neben der Finanzsenatorin auch der Oberbürgermeister von Bremerhaven.

Über Gebühren, die die BLG jährlich für den Betrieb des OTB zahlen will, herrscht großes Schweigen. „Keine symbolische Summe“, versichert BLG-Sprecher Andreas Hoetzel. Nur: In den Plänen der Finanzsenatorin sind Betriebseinnahmen durch die BLG nicht enthalten. Mit dem Bund wird aber über eine Kofinanzierung von 30 Millionen Euro verhandelt – weil das OTB ein Eckpfeiler für das Energieprogramm der Bundesregierung sei. Klingt logisch – allerdings bleibt fraglich, ob der Bund eine Konkurrenz-Standort zu Cuxhaven finanzieren will.

Und kam Siemens nicht nach Bremerhaven? Siegmar Gabriel, der für die Energiewende zuständige Bundesminister, war 2009 Ministerpräsident in Niedersachsen, als in Cuxhaven in Vorleistung für die Strabag ein Schwerlast-Terminal gebaut wurde. Die Strabag kam nicht, das Terminal war ein Flop. Dass Siemens jetzt ausgerechnet an diesem Terminal seine Produktionsstätte mit zunächst 1.000 Arbeitsplätzen bauen will, wird Gabriel dankbar registrieren. Für Cuxhaven ist es das Wunder, auf das Bremerhaven noch hofft.

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