Umstrittenes Mercosurabkommen der EU: NGOs fordern kompletten Stopp
Die EU will den Wirtschaftspakt mit südamerikanischen Staaten mit einem Zusatz retten. Doch der macht es nicht besser, sagt ein breites Bündnis.

Der Wirtschaftspakt ist umstritten, unter anderem wegen der Menschenrechts- und Klimapolitik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro. Die Bundesregierung unterstützt die Bemühungen der EU-Kommission, den Handelsvertrag durch ein Zusatzabkommen zu retten. Damit könnte Brasilien zum Einhalten bestimmter Standards verpflichtet werden. Das Thema stand auf der Tagesordnung der Konferenz der EU-Handelsminister am Donnerstag, die über ein neues Verhältnis zu den USA nach der Wahl von Präsident Joe Biden und eine Reform der Welthandelsorganisation berieten.
„Auch mit Zusatzabkommen lässt sich das Abkommen nicht retten“, sagte Hanni Gramann, Handelsexpertin von Attac Deutschland. Mit dem Abschluss des Mercosurpaktes würde die EU die Regierung Bolsonaro für ihre klimaschädigende und menschenrechtsverachtende Politik belohnen. „Wenn die EU tatsächlich eine werteorientierte Handelspolitik verfolgen will, muss das Abkommen von Grund auf neu verhandelt werden“, forderte sie.
Mit dem Abkommen soll der Handel zwischen der EU und den südamerikanischen Staaten des Mercosurverbunds angekurbelt werden. Die EU erhofft sich davon unter anderem einen stärkeren Export von Autos, die südamerikanischen Staaten wollen mehr landwirtschaftliche Produkte nach Europa liefern, vor allem mehr Ethanol, Fleisch und Soja. Die Ausweitung der Produktion werde zu mehr Konflikten um Land und die Vertreibung der Landbevölkerung führen, kritisiert das Bündnis.
Sie treibe die Zerstörung des Regenwalds voran und führe zu mehr Bränden und Abholzung. „Die EU spricht damit ihrem eigenen Fahrplan hin zu Klimaneutralität Hohn“, sagte Camila de Abreu vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika, das Teil des Bündnisses ist. Sie forderte die breite Beteiligung der Zivilgesellschaft an Verhandlungen über ein Handelsabkommen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“