Umstrittener Verein will Geld einklagen: Antifeministen ziehen vor Gericht
Das umstrittene „Forum Soziale Inklusion“ will per Klage an staatliche Gelder kommen. Der bayerische Verein pflegt enge Kontakte zur CSU.
Denn das Bundesfamilienministerium verweigert weiterhin die Auszahlung. Es sieht, so heißt es in einer Stellungnahme, die Ausrichtung des Vereins kritisch – „insbesondere ist eine antifeministische Haltung nicht mit einer partnerschaftlichen Gleichstellungspolitik zu vereinbaren“.
Das FSI hat nun Spenden gesammelt für einen Anwalt, um das Geld vor Gericht einzuklagen. Auf der Homepage wird mitgeteilt, dass die angestrebten 10.000 Euro nahezu erreicht sind – „Dankeschön für Spenden“ – und das FSI die rechtlichen Schritte in Auftrag gegeben hat. Auskünfte gibt Gerd Riedmeier nicht gegenüber der taz. Eine E-mail mit mehreren Fragen beantwortet er so: „Die aktuellen Entwicklungen können Sie gerne den Veröffentlichungen auf der Vereins-Homepage entnehmen.“
Vor allem zur CSU pflegt der Verein zahlreiche Kontakte. Für den Förderantrag im Bund hat sich der Landshuter CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Oßner eingesetzt. Auch in Bayern unternimmt der in Wasserburg am Inn angesiedelte Verein einiges, um an staatliches Geld zu kommen.
„Sehr engagierter Mann“
So stimmte der Haushaltsausschuss des Landtags am 26. Februar dieses Jahres mit den Stimmen der Koalitionsmehrheit aus CSU und Freien Wählern (FW) für einen Förderantrag über 20.000 Euro. Die FW teilen mit, dass die Initiative dafür von der CSU ausgegangen sei und man sich angeschlossen habe.
Josef Zellmeier, der Ausschussvorsitzende von der CSU, sagt im Gespräch mit der taz, dass sich der FSI-Vorsitzende Gerd Riedmeier bei ihm persönlich vorgestellt habe. Er habe den Eindruck eines „sehr engagierten Mannes“ hinterlassen. Riedmeier sei es vor allem um „alleinerziehende Väter“ gegangen sowie um das Umgangsrecht für geschiedene Väter, deren Kinder bei der Mutter leben.
Solche Treffen dokumentiert der Verein selbst zuhauf auf seiner Homepage. Dort ist genau nachzulesen, mit welchen Politikern und Mitarbeitern von Ministerien gesprochen wurde. Und es findet sich auch die Aussage, dass das FSI im Jahr 2019 als parteiloser Verein in die Familienkommission der CSU aufgenommen worden sei. Dieses Gremium besteht aus Familienpolitikern sowie Experten. Auf die Anfrage, ob das FSI tatsächlich der Kommission angehört, reagierte die CSU-Pressestelle nicht.
Doch auch aus Bayern hat der Verein noch keinen Euro erhalten. Das Münchner Familienministerium teilt mit, dass der Antrag nicht bewilligt werden kann, da ein geforderter „Projektcharakter“ nicht erfüllt werde. In den letzten Jahren habe es schon verschiedene Anträge des Vereins gegeben, „die allerdings bislang nie zu einer Förderbewilligung führten“.
Grüne: Verein macht sich gegen Gleichberechtigung stark
Warum wird das FSI als antifeministisch eingeordnet, wo es sich doch angeblich für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen einsetzt? Die Grünen-Landtagsabgeordnete Eva Lettenbauer spricht von „Irreführung“ und meint: „Der Verein gehört aber in der Realität zur ‚Männerrechtsbewegung‘, die sich stark macht gegen Feminismus, Frauenrechte und die Gleichberechtigung insgesamt“.
Der Soziologe Andreas Kemper sagte der taz in einem Interview, „Männerrechtler“ wie Gerd Riedmeier verbreiteten die Wahrnehmung, „dass in unserer Gesellschaft nicht Frauen und LGBTI, sondern Männer strukturell diskriminiert werden“.
Diese Einschätzung wird bestätigt, wenn man sich die Reden Riedmeiers auf verschiedenen Männerrechts-Demos anschaut. Da beklagt er etwa, dass in der Öffentlichkeit nur von „alleinerziehenden Wonder-Women“ gesprochen werde, Väter hingegen seien „ausgesperrt“. Und er ruft den „Aufstand der Väter“ aus gegen „die da oben“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei