piwik no script img

Umstrittener Verein in Sachsen-AnhaltParitätischer schließt Homo-Heiler aus

Der Verein Leo ist wegen seiner Haltung zu Homosexuellen in die Kritik gekommen. Jetzt hat der Paritätische Wohlfahrtsverband den Verein rausgeschmissen.

Pfui, das lässt sich doch sicher heilen. Bild: dpa

MAGDEBURG/HALLE epd | Der Paritätische Wohlfahrtverband in Sachsen-Anhalt hat den wegen seiner Haltung zur Homosexualität umstrittenen Verein Leo ausgeschlossen. Der Beschluss des neunköpfigen Vorstands sei am Montagabend einstimmig erfolgt, teilte der Verband am Dienstag mit.

Der Vorstand habe festgestellt, dass die Auffassungen des Vereins in Wort und Tat den Verbandsprinzipien von Offenheit, Toleranz und Vielfalt widersprechen. Dem Verein Gesellschaft für Lebensorientierung (Leo) werde Gelegenheit zu einer Stellungnahme gegeben.

Die Verbandsmitglieder seien verpflichtet, sich an die humanistischen und demokratischen Grundsätze zu halten, betonte Vorsitzender Peter-Ulrich Wendt. Dazu gehöre die Anerkennung verschiedener sexueller Orientierungen und Lebensstile. Der Verband ist Dachorganisation unter anderem von rund 300 Vereinen und knapp 900 Selbsthilfegruppen.

Das ARD-Magazin „Fakt“ hatte vor einer Woche Kurse des Vereins zur angeblichen Behandlung von Homosexuellen bekanntgemacht, die bundesweit für Empörung sorgten. Der Verein setzt demnach Homosexualität mit psychischen Störungen gleich. Der 1991 gegründete und im Kreis Mansfeld-Südharz ansässige Verein wird von dem früheren CDU-Landtagsabgeordneten und evangelischen Pfarrer Bernhard Ritter geleitet.

Auf der Vereinshomepage erklärt Ritter aktuell, die Behauptung, dass der Verein Schwule heilen wolle, sei falsch. Allerdings gebe es Menschen, die unter ihren homosexuellen Empfindungen litten. Diese kämen in die seelsorgerliche Beratung des Vereins und hätten um Hilfe gebeten. Einige von ihnen hätten „einen Weg der Veränderung eingeschlagen“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Die ARD-Sendung "Fakt" Zitiert den Verein mit den Worten :

     

    "Wir sehen in jeder Form der Homosexualität eine Entwicklungsstörung. Deshalb halten wir den Rat, Homosexualität als eine normale Gegebenheit im Leben zu akzeptieren und entsprechend zu leben, für schädlich und verantwortungslos."

     

    Hey bitte !?!

    Das klingt ja schon nach der heiligen Inquisition

     

    Die Leute von LEO haben wohl "Heilung" nötig.

  • G
    gästle

    natürlich haben sich benannt epersonen freiwillig in behandlung begeben. das problem ist aber die klassifizierung als psychische störung.

    wenn sie etwas grips hätten, wüssten sie dass dies nicht der fall ist und dass solche "behandlungen" die patienten nur belasten

    • @gästle:

      Ich kann mir gut vorstellen, dass homosexuelle durchaus depresiv werden können, wenn sie von homophoben Menschen umgeben sind.

      Dann sind aber die homophoben Menschen das Problem bzw. haben ein Problem.

  • DU
    Demokratie und Humanismus?

    "Die Verbandsmitglieder seien verpflichtet, sich an die humanistischen und demokratischen Grundsätze zu halten, betonte Vorsitzender Peter-Ulrich Wendt. Dazu gehöre die Anerkennung verschiedener sexueller Orientierungen und Lebensstile."

    Was hat das mit Demokratie zu tun? Mit Humanismus? Wenn Leute freiwillig zu irgendwelchen "Heilern" gehen und man es verbietet ohne es gesellschftlich abzustimmen und die grundgesetzlich gegebenen Grundrechte des freien Willens mit Füßen tritt, dann ist das Demokratie? Wenn man betreffende Leute zwingt zu tun was man will ist das Humanismus? Dann war ja die DDR doch eine Demokratie und Knast für Schwule war wohl Humanismus. Man braucht dazu nur einen Verband, der es einem erklärt. Jede Zeit hatte ihre eigenen Verbände. Ich hoffe nur man fliegt demnächst nicht aus der Kantine wenn man ein Schnitzel will, so wegen Demokratie und Humanismus am Veggieday.

    • M
      May
      @Demokratie und Humanismus?:

      Zum Thema: Es entspricht nicht den Grundsätzen des Humanismus, die normalen Erscheinungen des menschlichen Geschlechtslebens zu Krankheiten zu erklären und "heilen" zu wollen. Sonst erklärt als nächstes irgendwer die notorische Schlaubergerei in Internet-Foren für krankhaft und bietet "Heilung" an, und wer will das schon?

      • M
        @may
        @May:

        Es entspricht nicht den Grundsätzen des Humanismus zu Erscheinungen des menschlichen Geschlechtslebens irgendetwas zu sagen, solange es nicht andere Werte des Humanismus verletzt. Das tut die "Heilerei" nicht. Menschen zu verbieten auch Unfug aus freiem Willen zu treiben verletzt es schon eher.

    • M
      May
      @Demokratie und Humanismus?:

      Wenn du ausgerechnet an dem Tag ein Schnitzel willst, an dem Veggieday ist, wirst du nicht aus der Kantine fliegen. Aber vielleicht schief angesehen und gefragt, ob du lesen kannst. Und mit was? Mit Recht. Just sayin'.

      • H
        Hans
        @May:

        Der Vergleich ist absurd und unangebracht.