Umstrittener Rechtsmediziner Püschel: Zu Besuch bei den Braunburschen
Ende November will Klaus Püschel eine Lesung bei einer schlagenden Verbindung halten. Deren rechtsextreme Umtriebe scheinen ihn nicht zu stören.
Seit 150 Jahren gibt es die schlagende Verbindung. Auf ihrer Webseite bekennt sie sich „zur Nation“: „Wie jeder Franzose, Pole oder irgendein anderer Weltbewohner halten wir die positive Identifikation mit unserem Vaterland für selbstverständlich.“ Die Burschenschafter schreiben weiter: „Den typisch deutschen Selbsthass hingegen betrachten wir als ungesund und dekadent. Wie soll man sich für ein Land einsetzen, das man ablehnt?“ Der Verfassungsschutz schrieb 1993 in einem vertraulichen Informationsbericht: „Als zumindest rechtsextremistisch beeinflusst hat ebenso die 'Landsmannschaft Mecklenburgia’ zu gelten.“
Die „Vaterlandsliebe“ spiegelt auch das Vortragsangebot der Burschenschaft wider. Zu Gast war unter anderem Generalmajor a.D. Gerd Schultze-Rhonhof, der mit seinem Buch „1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte“ ein Standardwerk des Geschichtsrevisionismus vorlegte. Oder Matthias Matussek, der Ex-Spiegel-Kulturchef, der bei einer rechtsextremen „Merkel muss weg“-Kundgebung sprach.
„Während die Türen des Verbindungshauses nach rechts weit offen stehen, müssen andere Menschen draußen bleiben“, sagt Felix Krebs vom „Hamburger Bündnis gegen Rechts“. Schon die Prinzipien der Verbindung gebieten, dass Frauen, Zivildienstleistende und „Ausländer“ nicht aufgenommen werden können, wobei der „lockere Umgang Deutschlands bei der Vergabe seiner Staatsangehörigkeit“ angemahnt wird.
Bei Püschels Auftritt in der Verbindung wird es Protest geben. Das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ hat bereits eine Kundgebung mit dem Titel „Brechmittel-Püschel bei den Braunburschen“ angemeldet.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung