Umstrittener Besuch des Kremlchefs: Putin ist auf der Krim gelandet
Erstmals seit der Annexion durch Russland ist Wladimir Putin auf die Krim gereist. Dort will er den Sieg über Nazi-Deutschland 1945 feiern.
SEWASTOPOL dpa | Kremlchef Wladimir Putin ist am wichtigsten russischen Feiertag demonstrativ auf der abtrünnigen ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim gelandet. Der russische Präsident werde in Sewastopol an den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg 1945 teilnehmen, meldete die Agentur Interfax am Freitag. In der Hafenstadt war am Nachmittag eine Flottenparade geplant.
Es ist Putins erster Besuch auf der Krim seit dem international nicht anerkannten Anschluss. Der ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk hatte die offiziell nicht angekündigte Visite bereits im Vorfeld als „Provokation“ kritisiert.
In Sewastopol war am Vormittag bereits eine Militärparade abgehalten worden. Am Abend waren ein Galakonzert geplant. Die Stadt begeht zeitgleich zum 69. Jubiläum des Kriegsendes auch den 70. Jahrestag der Befreiung. Sowjetische Truppen hatten Sewastopol am 9. Mai 1944 von der deutschen Wehrmacht zurückerobert.
Die Bevölkerung der Krim und die Stadt Sewastopol hatten am 16. März 2014 in einem umstrittenen Referendum für einen Beitritt zu Russland gestimmt. Daraufhin unterzeichnete Putin am 18. März den Vertrag über die Aufnahme der Gebiete.
Putins Teilnahme an der Militärparade auf der Krim war in Berlin zuvor auf heftige Bedenken gestoßen. „Die Militärparade ist nicht gut", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Donnerstag auf einem Europaforum des WDR in Berlin. „Würde Putin daran teilnehmen, würde das manches noch schwieriger machen als es ohnehin schon ist.“
Merkel hatte am Dienstag gesagt, es wäre „schade“, den Jahrestag des Kriegsendes „in einem solchen Spannungsfeld“ für eine Parade zu nutzen. Laut Steinmeier hat Merkel Putin direkt auf die Reise angesprochen.
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