Umstrittene Kooperation der Böll-Stiftung: Airbus-Flieger sollen grüner werden
Die Grünen-nahe Stiftung und der Rüstungskonzern werben für nachhaltiges Fliegen. Heftige Kritik kommt auch aus den Reihen der Grünen.
„Das Klima schützt, wer weniger fliegt. Alles andere ist Quark“, widerspricht die Umweltschutzorganisation Robin Wood in einem Blog-Eintrag. Auch seitens der Nichtregierungsorganisation Urgewald hagelt es Kritik. Diese bezieht sich auf die Zusammenarbeit mit Airbus, die „auch innerhalb der Böll-Stiftung kritisch gesehen“ werde. Mit der Broschüre namens „Oben – Ihr Flugbegleiter“ profiliere die Stiftung einen Partner, „der für eine ungehemmte Exportpolitik von Rüstungsgütern in Konfliktzonen des Mittleren Ostens und für die Produktion von Atomwaffen steht“.
Laut einer Untersuchung von Urgewald und Facing Finance bezieht Airbus 18 Prozent seiner Umsätze aus dem Rüstungsgeschäft – unter anderem mit Helikoptern, Kampf- und Transportflugzeugen. .Böll-Vorstand Ralf Fücks kann die Kritik an der Zusammenarbeit mit Airbus dennoch nicht nachvollziehen. Für ihn liegt die Lösung des Problems nicht im Verzicht auf Fliegen.
„Die weltweite Zunahme des Flugverkehrs ist schon vorprogrammiert,“ sagt Fücks laut einer Mitteilung. Heute würden 3,3 Milliarden Flugreisen pro Jahr unternommen. In 20 Jahren werde sich diese Zahl voraussichtlich verdoppeln, ebenso die Zahl der Flugzeuge. Und: Gerade die grüne Szene gehöre zu den Vielfliegern.
Die Lösung sieht die Böll-Stiftung daher in technischer Innovation. Durch neues Design der Flugzeuge, neue Antriebstechnik wie alternative Treibstoffe und neue Werkstoffe sei klimaneutrales Fliegen durchaus machbar.
Die Böll-Stiftung verweist darauf, dass die Militärsparte von Airbus nicht Gegenstand des Dialogs war. „Der Fokus lag darauf, die Kluft zwischen wachsendem Flugverkehr und Klimaschutz zu überbrücken“, erklärt Fücks. Dass Airbus sich darauf einlasse, sei ein Schritt nach vorn. Der Konzern müsse sich künftig daran messen lassen, in welchem Tempo die CO2-Emissionen gesenkt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“