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Umgestaltung von Berliner GrünanlagenVolkspark ohne Volksnähe

Kommentar von Susanne Messmer

Der Volkspark Friedrichshain wird naturnah umgestaltet. Das ist gut gegen den Klimawandel, aber auch ein bisschen langweilig. Ein Wochenkommentar.

Grillen geht immer: der Volkspark Friedrichshain Foto: dpa

E igentlich ist es ja eine gute Nachricht, dass die älteste kommunale Grünanlage Berlins, der Volkspark Friedrichshain, naturnah umgebaut wird. Immerhin ist der Volkspark nicht nur eine die ältesten Grünanlagen Berlins, sondern auch eine der wichtigsten für die Be­woh­ne­r*in­nen in den eng bebauten angrenzenden Kiezen in Friedrichshain und Prenzlauer Berg.

Tausende gebietsheimische Sträucher mit unterschiedlichen Blühzeiten wurden seit Beginn des Umbaus 2018 gesetzt; tausende weitere werden bis zum Ende 2025 folgen. Hinzu kommen Stapel von Totholz, Sandflächen, Blumen, Stauden: All das scheint in Zeiten von Klimawandel und Artensterben durchaus zeitgemäß.

Und doch kann ein Besuch im Park enttäuschend wirken. Besucher*innen, die viel im Mauerpark, auf dem Tempelhofer Feld oder auch im Botanischen Volkspark Blankenfelde-Pankow unterwegs sind, werden es hier im Friedrichshain nach wie vor viel zu ordentlich und steinig finden. Denn man hat noch nicht erkannt, dass kommunale Gärten heute so viel mehr sein können als noch vor 50 Jahren – man denke nur an die zunehmende Lust der Leute, im öffentlichen Raum zu gärtnern, oder an das Konzept der essbaren Stadt.

Aber man muss gar nicht so weit reisen, wenn man von diesem neuen Parkverständnis einen guten Eindruck bekommen möchte. Direkt neben dem Volkspark Friedrichshain, nur zehn Gehminuten vom westlichsten Zipfel entfernt, befindet sich der Leise-Park, bei dem Vieles sehr viel zeitgemäßer wirkt als im Volkspark Friedrichshain.

Es geht auch wilder

Dieser Park ist ein ehemaliger Friedhof, der seit 1970 nicht mehr für Bestattungen genutzt wurde. Auf Druck der Anwohner*innen, die dort nicht noch mehr Bebauung wollten, kaufte der Senat das Areal und ließ es umgestalten. Relikte der Friedhofsnutzung wie etwa 40 Grabsteine und ein Großteil der vorhandenen Friedhofsvegetation wurden erhalten. Ergänzt wurden Bänke, Holzpodeste, Balancierelemente und ein kleiner Aussichtsturm, Teile des Parks wurden so wild gelassen, wie sie es schon lange sind.

Und auf dem angrenzenden Georgen-Parochial-Friedhof, auf dem übrigens taz-Autor Christian Semler begraben liegt, hat die Grüne Liga eine zweitausend Quadratmeter große, entwidmete Fläche gepachtet, auf der ein Garten der Begegnung entstanden ist: Schmale Wege schlängeln sich an alten Bäumen vorbei, sie werden gesäumt von umgestürzten Grabsteinen und totem Holz, Hochbeeten und Bienenstöcken mit erklärenden Schildern zu den Pflanzen und Tieren, die man hier antrifft. Auch hier hat man das Gefühl, dass ein Park von unten, das heißt nach den Bedürfnissen der Leute von heute entsteht.

Die Parkgestalter vom Volkspark Friedrichshain hätten es unmittelbar vor Augen haben können, wie man es besser machen kann.

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Redakteurin taz.Berlin
Jahrgang 1971, schrieb 1995 ihren ersten Kulturtext für die taz und arbeitet seit 2001 immer wieder als Redakteurin für die taz. Sie machte einen Dokumentarfilm („Beijing Bubbles“) und schrieb zwei Bücher über China („Peking" und "Chinageschichten“).
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