Umfrage zu Regierungsbeteiligung der AfD: Zwei Drittel dagegen
69 Prozent lehnen eine AfD-Regierungsbeteiligung auf Landesebene ab. Eine aktuelle Forsa-Umfrage widerspricht damit den umstrittenen Civey-Daten.
Disparitäten gibt es zwischen Ost und West: Während im Westen 24 Prozent eine AfD-Beteiligung in einer Regierung auf Landesebene akzeptieren würden, sind es im Osten 40 Prozent. Dennoch lehnt auch in den neuen Bundesländern eine Mehrheit von 57 Prozent eine AfD-Beteiligung in einer Landesregierung ab.
Strukturell befürworten am ehesten Personen zwischen 45 und 59 Jahren eine AfD-Regierungsbeteiligung – also die demografische Gruppe, in denen AfD-Wähler*innen am häufigsten vertreten sind. Mehrheitlich akzeptiert ist eine Beteiligung der AfD nur im Lager der eigenen Parteianhänger, wo 98 Prozent der Befragten dafür sind, und bei Personen, die sich zum rechten Lager zählen, wo 73 Prozent eine AfD-Koalition für akzeptabel halten.
Anhänger der übrigen Parteien lehnen eine Koalition mit der AfD mehrheitlich und deutlich ab. Wobei die Akzeptanz etwas stärker ausgeprägt ist in der Anhängerschaft der FDP mit 31 Prozent und der CDU mit 22 Prozent. Aber bei beiden Parteien lehnen die Anhänger*innen noch immer eine AfD-Koalition deutlich ab – mit 68 Prozent (FDP) und mit 75 Prozent (CDU). Nichtwähler*innen befürworteten zu 21 Prozent eine Koalition, 55 Prozent lehnten dies ab, wobei 24 Prozent indifferent waren („weiß nicht“).
Repräsentativ daneben
Die Umfragewerte widersprechen einer kürzlich vom umstrittenen Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführten Onlinebefragung mit derselben Fragestellung, die zum für viele erschreckenden Schluss kam, dass die „Hälfte der Deutschen eine AfD-Beteiligung an Landesregierungen akzeptabel“ finde. Die Umfrage wurde in den sozialen Medien häufig unter alarmistischen Vorzeichen geteilt. Nach der Civey-Umfrage, über die der Spiegel exklusiv berichtete, hielten es im Westen 44 Prozent für akzeptabel, wenn die AfD an einer Landesregierung beteiligt würde, im Osten gar 55 Prozent (gesamt: 47 Prozent).
Allerdings sind die Methoden von Civey umstritten. Zahlreiche Meinungsforscher und Soziolog*innen halten die Online-Umfragen von Civey für nicht repräsentativ. Stimmung wird mit den Umfragen trotzdem gemacht, auch weil sie exklusiv von Qualitätsmedien verwertet werden. Zuletzt zweifelte das Landgericht Hamburg nach einer Klage von Forsa an der Aussagefähigkeit der demoskopischen Erhebungen von Civey. Die Meinungsforschungsinstitute Forsa und Civey führen etliche Prozesse gegeneinander.
Civey implementiert unter anderem Online-Umfragen auf Websites von Medienpartnern. Die Abstimmungsinstrumente laden geradezu zur Manipulation ein, ebenso steht die Repräsentativität infrage, wenn nur Leser*innen bestimmter Inhalte befragt werden. Sozialforscher Rainer Schnell sagte kürzlich dazu in einem Zeit-Interview: „Mit der gleichen Logik könnte man Fragebögen an einer Autobahnraststätte auslegen. Dann würden nur Reisende an der Umfrage teilnehmen.“
Besonders problematisch ist das, wenn mit Umfragen Politik gemacht wird – und etwa AfD-Politiker sich bei den Landtagswahlen 2024 in Brandenburg, Thüringen und Sachsen damit profilieren, dass sich die „Hälfte der Deutschen“ angeblich eine AfD-Koalition wünsche. Ebenso normalisiert man mit dem Verbreiten der fragwürdigen Statistik die extrem rechte Partei weiter, wenn eine gesamtgesellschaftliche Zustimmung suggeriert wird, die es so nicht gibt.
Auf Nachfrage der taz sagte Forsa, dass das bei der Befragung genutzte Online-Panel repräsentativ sei: Man habe die Befragten aus Telefongesprächen rekrutiert, gelegentlich auch an Online-Fragebögen teilzunehmen. An der Umfrage habe man nicht zufällig teilnehmen können, weil die Befragten nach einem wissenschaftlichen Zufallsverfahren ermittelt worden seien. Es steckten echte Personen hinter den Befragten, Bots oder Geschenke-Jäger könnten nicht an den Umfragen teilnehmen.
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