piwik no script img

Umfrage zu Chefposten bei TwitterMusk lässt wieder abstimmen

Nach der Bekanntgabe neuer Richtlinien und der Sperrung von Jour­na­lis­t*in­nen wächst Kritik an Musk. Dieser lässt nun über seinen Posten abstimmen.

Ob Elon Musk sich an die Ergebnisse der Umfrage hält, weiß man nie Foto: Susan Walsh/AP

San Francisco/Berlin afp/dpa/taz | Multimilliardär Elon Musk lässt Twitter-Nutzer*innen über seinen Chefposten bei der Plattform abstimmen. „Soll ich als Chef von Twitter zurücktreten?“, schrieb er am Sonntag. Als Antworten sind „Ja“ und „Nein“ möglich. „Ich werde mich an die Ergebnisse dieser Umfrage halten.“ Immer wieder lässt Musk in Umfragen über Vorgänge bei Twitter abstimmen, er hält sich dabei nicht immer an das Ergebnis.

Zuvor hatte sich das Unternehmen wiederholt Kritik zugezogen. Zuletzt weil es verschiedene US-Journalist*innen von der Plattform entfernt hatte, nachdem diese kritisch über Twitter berichtet hatten. Auch eine Änderung der Richtlinen war auf Kritik gestoßen. Twitter hatte angekündigt, dass es künftig verboten sei, andere Onlineplattformen, wie Facebook, Instagram oder Mastodon, zu bewerben.

Später ruderte Musk offenbar zurück und erklärte, dass Konten nur dann gesperrt würden, „wenn der ‚primäre‘ Zweck dieses Kontos die Werbung für Konkurrenten ist“. Er kündigte außerdem an, die Nutzer künftig über „größere Änderungen der Richtlinien“ abstimmen zu lassen. „Ich bitte um Entschuldigung. Wird nicht wieder vorkommen.“

Musk hatte sich in der Vergangenheit immer als Vorkämpfer für Meinungsfreiheit präsentiert. Auf Twitter propagierte er schließlich Verschwörungstheorien und nutzte die Plattform, um in seinen Tweets für die US-Republikaner zu werben. Der Onlinedienst hatte sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Kommunikationsplattform entwickelt: Auf der ganzen Welt nutzen Regierungen, Behörden und Politiker Twitter für ihre Öffentlichkeitsarbeit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Dieses "dem gesunden Volksempfinden" folgen und damit der Errichtung einer Diktatur der Mehrheit über die Minderheiten hat schon eine entfernt faschistische Anmutung.

    Wenn ich ein wenig zurückblicke und sehe, wie Musk auf Twitter bereits über die Zukunft der Ukraine hat "abstimmen" lassen, dann gibt es für mich keine andere Schlussfolgerung, als dass der reichste Mann der Welt mit Twitter noch Großes vorhat.

    Dieses Geplänkel ist demnach nur ein Vorspiel, um den Mob zu den Waffen zu rufen und den Widerstand der restlichen Welt ermüden zu lassen.

    Irgendwann wird Musk dann seine Macht nutzen, um auch Entscheidungen außerhalb von Twitter auf Basis von Twitter-Umfragen bestimmen zu wollen.

  • Ein großer Junge! Ziemlich lächelich dieser Typ.

  • "Später ruderte Musk offenbar zurück und erklärte, dass Konten nur dann gesperrt würden, „wenn der ‚primäre‘ Zweck dieses Kontos die Werbung für Konkurrenten ist“."

    Gehört Werbung jetzt etwa nicht zu Freedom of Speech? Ich bin erschüttert über Herrn Musks Meinungsdiktatur. War er nicht etwa bis vor kurzem noch ein Verfechter des freien Wortes? Wurde er etwa von Kommunisten assimiliert?

    • @SimpleForest:

      Kommunisten? Dieses Verhalten passt doch 1A zu typisch rechtspopulistischen Mackertypen, kein Rückgrat, alles dreht sich um das Ego. Meinngsfreiheit nur wenn es das eigene Ego schmeichelt und Zensur ist es nur, wenn man selbst betroffen ist...

    • @SimpleForest:

      Es ist echt beschämend. Ich dachte, dass er wenigstens das mit der Meinungsfreiheit ernst nimmt, aber sieht nicht danach aus.

      • @__tester:

        Schön zuschauen beim Theater und die erwünschten Reaktionen produzieren...

        Die angedrohten Sperrungen sehen eindeutig nach einer Maßnahme aus, um bei der jetzigen Abstimmung auch sicher eine Mehrheit gegen sich zu haben.

        Er muss da schließlich irgendwie halbwegs gesichtswahrend wieder rauskommen.

      • @__tester:

        Viele Verwechseln halt Meinungsfreiheit mit einem Anrecht auf ständige Rechthaberei. Davor sind auch, oder ganz besonders, Erben großer Vermögen nicht gefeit.



        Da steigt dann der eigene Erfolg schnell zu Kopf, nur weil man nach ein paar Dutzend Versuchen (von denen normale Menschen nicht mal einen einzigen haben) irgendwo Glück gehabt hat.

        Aber soll der Trottel mal ruhig Chef von Twitter bleiben. Dann gibt's die Plattform ziemlich bald nicht mehr, was auch gut ist.