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Umfrage zu AntisemitismusIn der Mitte der Gesellschaft

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland halten einer Studie zufolge Antisemitismus für weit verbreitetet. Auch sei es kein Problem der politischen Ränder.

Geschmacklose Armbinde von Impfgegnern Foto: Christophe Gateau/dpa

Berlin epd | Das American Jewish Committee (AJC) und der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben, Felix Klein, haben sich besorgt über Antisemitismus in Deutschland geäußert. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach zeigt nach Angaben des AJC, dass Antisemitismus über politische und gesellschaftliche Gruppen hinweg in der Mitte der Gesellschaft verankert sei. Die Zahlen belegten, dass Antisemitismus „keinesfalls nur ein Problem der politischen Ränder ist“, beklagte der Leiter des AJC Berlin, Remko Leemhuis, bei der Vorstellung der Ergebnisse am Dienstag in Berlin.

Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Klein, forderte vor dem Hintergrund der Ergebnisse, jede Form von Antisemitismus zu bekämpfen. Dies gelte unabhängig davon, ob dieser von rechts, links oder von einem arabischen Hintergrund ausgehe.

Antisemitismus wird in Deutschland der Studie zufolge von 73 Prozent der Menschen als gesamtgesellschaftliches Problem wahrgenommen. 17 Prozent der Befragten gab dagegen an, in Deutschland werde zu viel über Antisemitismus gesprochen. Der AJC erinnerte im Zusammenhang mit der Studie daran, dass 2021 in Deutschland 3.028 antisemitische Straftaten verübt wurden.

Die Befragung von Musliminnen und Muslimen zeigt laut den Autoren, dass antisemitische Ressentiments dort deutlich verbreiteter sind als im Durchschnitt. Antisemitische Einstellungen seien zudem unter Moschee-Besuchern häufiger als unter anderen Muslimen.

Das Meinungsforschungsinstitut hatte im Auftrag des AJC 1.025 Personen befragt.

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3 Kommentare

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  • Dass Antisemitismus kein exklusives Problem der politischen Ränder ist, sollte jedem, der nicht mit einem Brett vor'm Kopf rumläuft, klar sein. Skinheads sind nicht immer rechts, Punks nicht immer links, Antifas nicht immer Gewaltbereit ...



    Politik wird immer noch von Leuten im feinen Zwirn gemacht, die sich mit gut gewählten Worten Gehör verschaffen, Wasser predigen und Wein saufen.

  • "Die Befragung von Musliminnen und Muslimen zeigt laut den Autoren, dass antisemitische Ressentiments dort deutlich verbreiteter sind als im Durchschnitt. Antisemitische Einstellungen seien zudem unter Moschee-Besuchern häufiger als unter anderen Muslimen."

    Um das mal plastisch darzustellen, was da so gefragt wurde und wie so die Zustimmungsquoten waren.

    Juden nutzen ihren Status als Opfer des Völkermordes im zweiten Weltkrieg zu ihrem eigenen Vorteil aus (Zustimmung gesamt: 34%, AfD-Wähler: 48%, Muslime: 54%)

    Juden sind reicher als der Durchschnitt der Deutschen. (Zustimmung gesamt: 27%, AfD-Wähler: 46%, Muslime: 47%)

    Juden haben zu viel Macht in der Wirtschaft und im Finanzwesen. (Zustimmung gesamt: 23%, AfD-Wähler: 39%, Muslime: 49%)

    Juden haben zu viel Macht in der Politik. (Zustimmung gesamt: 18%, AfD-Wähler: 34%, Muslime: 45%)

    Juden sind für viele Wirtschaftskrisen verantwortlich. (Zustimmung gesamt: 11%, AfD-Wähler: 22%, Muslime: 33%)

    www.welt.de/politi...-Nichtmuslime.html

    • @Sven Günther:

      Obwohl das ja alles nicht wirklich neu ist und ich ein bisschen etwas über die Funktionsweise des Antisemitismus weiß, sind diese Zahlen wirklich erschütternd.

      Einer winzig kleinen Gruppe wird so viel Macht zugeschrieben. Und während ich diesen Satz schreibe, merke ich, dass das ja der Witz an der Sache ist.

      Antisemiten kommen nicht nur mit wenig Juden aus, sie kommen ganz ohne aus.

      Es reicht "das Gerücht vom Juden".