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Umbau der USA unter TrumpUS-Präsident geht mit Erlass gegen Bildungsministerium vor

Das US-Bildungsministerium soll aufgelöst werden, „es bringt uns nichts“, so Trump. Damit kommt er einem lang gehegten Wunsch von Konservativen in den USA nach.

Haben eine ähnliche Frisur: Trump und seine neue Bildungsministerin Linda McMahon Foto: Carlos Barria/reuters

Washington rtr | US-Präsident Donald Trump hat einen großen Schritt hin zu seinem erklärten Ziel einer Auflösung des US-Bildungsministeriums unternommen. Im Beisein von Schülern und Lehrern unterzeichnete er am Donnerstag einen Erlass, der die Schulpolitik fast vollständig den einzelnen Bundesstaaten überlassen würde.

Dies ist ein lang gehegter Wunsch von Konservativen in den USA und war ein Wahlkampfversprechen des Republikaners. Allerdings würde eine komplette Abschaffung des Ministeriums die Zustimmung des Kongresses benötigen, wozu seiner Partei die Stimmen fehlen. Zudem kündigten Lehrergewerkschaften umgehend Klagen an.

„Wir werden es dichtmachen, und zwar so schnell wie möglich“, sagte Trump bei der Zeremonie im Weißen Haus über das Ministerium. „Es bringt uns nichts.“ Seine Sprecherin Karoline Leavitt hatte kurz zuvor auf enttäuschende Bildungsstudien als Rechtfertigung für den Schritt verwiesen.

Der Erlass zielt darauf ab, das Ministerium auf Grundfunktionen wie die Verwaltung von Studienkrediten, gewisse Stipendien und Hilfen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu reduzieren. Das Ministerium selbst kündigte in der vergangenen Woche an, fast die Hälfte der Mitarbeiter zu entlassen. Trump hat der neuen Bildungsministerin Linda McMahon aufgetragen, ihren eigenen Job abzuschaffen. Auch sie nahm an der Veranstaltung teil.

Ministerium beaufsichtigt Studienkredite

Das Bundesministerium wurde 1970 gegründet und beaufsichtigt etwa 100.000 öffentliche und 34.000 private Schulen. Die Mittel für öffentliche Schulen stammen in den USA zu mehr als 85 Prozent von den Bundesstaaten und den Kommunen.

Der Bund stellt insbesondere Zuschüsse etwa für die Bezahlung von Lehrern für Kinder mit besonderen Bedürfnissen oder die Erneuerung veralteter Infrastruktur bereit. Zudem beaufsichtigt es Studienkredite mit einem Gesamtvolumen von 1,6 Billionen Dollar. Diese wurden von Millionen von Amerikanern aufgenommen, die sich sonst die vergleichsweise hohen Studiengebühren in den USA nicht hätten leisten können.

Bildung ist in den USA seit Langem ein politischer Zankapfel. Republikaner bevorzugen eher Maßnahmen, die Privatschulen unterstützen, Demokraten öffentliche Schulen. Eine Mehrheit der Bürger lehnt eine komplette Schließung des Bundesbildungsministeriums ab, wie eine Reuters/Ipsos-Umfrage im vergangenen Monat ergab. Dabei sprachen sich 65 Prozent dagegen und 30 Prozent dafür aus.

Eine Studie der Nachrichtenagentur Reuters auf der Grundlage von offiziellen Daten ergab zudem, dass Bundeshilfen mit 15 Prozent einen größeren Anteil zum Bildungsetat in den Bundesstaaten liefern, wo Trump 2024 eine Mehrheit erhielt. In denen, wo die Demokratin Kamala Harris sich durchsetzte, trug der Bund elf Prozent bei.

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10 Kommentare

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  • "Trump hat der neuen Bildungsministerin Linda McMahon aufgetragen, ihren eigenen Job abzuschaffen."

    Und oben lächelt die Dame neben ihm. Das ist alles nur noch grotesk.

  • Wer für seine Kinder die Privatschulen bezahlt, kann kein armer Mensch sein. Wenn zugleich keine Möglichkeit für ärmere Bevölkerungsschichten auf kostenfreie Bildung besteht, dann ist das Ungleichbehandlung. Das ist -zumindest formal- in der amerikanischen Verfassung ganz sicher nicht erlaubt. Es sieht im Falle der Trump-Junta jedoch ganz danach aus, als wolle diese Clique auch gar nicht, dass weniger gut Betuchte Wissen erhalten, denn dann lassen die sich noch leichter drangsalieren und ausbeuten. Aber es ist ja das Land der unbegrenzten Freiheit (aber nur für Milliardäre)!

  • Schulen sind Ländersache, der Bund darf zahlen aber sich nicht einmischen. Also bitte Trump nicht zu sehr kritisieren, sonst könnte man hierzulande auf dumme Gedanken kommen.

    • @oonyx:

      Wemmer irgendwas vergleichen will, dann eher, ob der Bund weiterhin an der Studienfinanzierung beteiligt ist.

  • "I love the uneducated." Zitat Trump während des Wahlkampfs. Dass ungebildete (was nicht mit dumm gleichzusetzen ist) Menschen leicht zu manipulieren sind, wusste schon die katholische Kirche, die Jahrhundertelang das Monopol auf Bildung in Europa hatte. Nicht verwunderlich, dass es in den USA fundamentalistische Christen sind, die Trump massiv gepusht haben. Anmerkung am Rande: Mittlerweile zwei von seinen einflussreichen Pastoren, die Trump als wiedergekehrten Messias bezeichnet haben, sitzen wegen sexuellen Missbrauch Minderjähriger in U-Haft.

  • Der klassische Teufelskreis. Was zu wenig Bildung anrichtet: Sie schafft den Rest auch noch ab. -- Wenn Trump mit Amerika fertig ist, was wird noch übrig sein?

  • Langsam wird es wirklich klinisch geisteskrank. Jeder kann seinen Kurzen die gewünschte Propaganda füttern, ohne Aufsicht?! Na, das kann ja nur gutgehen. Europa muss sich dringend raffen, und sich von diesem failed state emanzipieren. In allen Belangen!

  • Stupid first!



    Mal wieder eine Fehlentscheidung!



    Wir sehen an unseren Bundesländern, dass der Bildungssektor eben nicht besser funktioniert, wenn Jeder sein eigenes Süppchen kocht.



    Dem Ziel der Verblödung Amerikas rückt trump hiermit natürlich näher.



    Die Erschaffung der Welt in 7 Tagen ist auch viel eingängiger als Evolution.

  • Das ist lustig, dann haben die Amerikaner den gleichen Mist wie wir in Deutschland. Länderfürsten bestimmen über die Bildung.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Den gleichen Mist? Wusste gar nicht, dass unsere Länder speziell Privatschulen fördern.