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Üppige ZulagenNRWs Rektoren finanziell bloßgestellt

Mitten im Streit über ein neues Hochschulgesetz werden die Zusatzeinkünfte der RektorInnen geleakt. Und dabei wurde nicht geknausert.

Will sie den RektorInnen ans Portmonee? NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD). Bild: dpa

BERLIN taz | Im Frühjahr will Nordrhein-Westfalens rot-grüne Regierung ihr neues Hochschulgesetz billigen. Nur: Gegen den Entwurf von Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) haben die RektorInnen und Präsidenten der Hochschulen im Bundesland eine Einheitsfront gebildet.

Sie sehen nichts weniger als die Freiheit der Wissenschaft bedroht. Doch nun taucht ein weiteres, bisher verdecktes Argument auf: Offenbar fürchten die Hochschulchefs auch um die Höhe ihrer Gehälter.

Aus einer auf dem Internetportal Nachdenkseiten.de veröffentlichten Liste geht nämlich hervor, dass sämtliche Uni-Oberhäupter in den letzten Jahren sechsstellige Jahreseinnahmen bezogen. Die Leiter der Fachhochschulen kamen immerhin auf fünfstellige Beträge. Neben ihren festen Bezügen haben sich die Hochschulleiter sogenannte Funktionsleistungszulagen genehmigen lassen.

Während die festen Bezüge öffentlich bekannt sind, waren die Zulagen bisher geheim. Sie werden allein von den Hochschulräten beschlossen, die auch das Präsidium wählen und kontrollieren. SPD-Ministerin Schulze plant mit ihrem neuen „Hochschulzukunftsgesetz“ dagegen, die Macht der Hochschulräte zu beschneiden und selbst wieder Dienstvorgesetzte der Präsidenten und Rektorinnen zu werden. Dann entschiede ihr Haus folglich auch über die Zulagen.

53.512 Euro extra

Bislang konnte etwa der Rektor der Technischen Universität Aachen zusätzlich zu seinen öffentlich bekannten Bezügen im Jahre 2012 weitere 53.512 Euro an Zulagen einstreichen und kam auf ein Jahresgehalt von 152.528 Euro. Der Präsident der Universität Paderborn ließ im gleichen Jahr sein Gehalt um 43.000 Euro auf 136.793 erhöhen. Etwas bescheidener war die Präsidentin der Universität Münster: Sie ergänzte ihre Bezüge um 37.538 Euro auf 136.554 Euro.

Der Sprecher der Universität Münster bestätigte der taz, dass diese Zahl korrekt sei. Er verwies aber darauf, dass bei der Bemessung der Funktionsleistungsbezüge die Größe der Hochschule sowie die Belastung und Verantwortung maßgeblich seien.

Auch das Wissenschaftsministerium bestätigte die Echtheit der Liste. „Die Ministerin ist sehr verärgert“, sagte eine Sprecherin der taz. Sie habe bereits eine interne dienstliche Prüfung eingeleitet. Die Annahme, das hochverschuldete Bundesland könne die Leistungszulagen der RektorInnen nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes kürzen, nannte sie „pure Spekulation“.

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17 Kommentare

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  • J
    Jupp

    Ich hoffe doch sehr, dass die Hochschuldirektoren fünfstellig (also mindestens 10.000 € im Jahr) verdienen.

     

    Das Problem in NRW ist doch vielmehr, dass es in der Bildungspolitik um reine Ideologie geht. Also ich glaube auch nicht, dass die Zahlen (über die ich mich nicht aufregen kann) zufällig an die Öffentlichkeit gelangt sind. Nun gut, Frau Lehmann ist auf diesen Zug aufgesprungen und lässt sich vor den Karren spannen.

  • "An der Quelle sass der Knabe." (F. v. Schiller)

     

    Gerade höre ich im Radio, dass in keinem anderen Land die Vermögensunterschiede größer sind, als in der BRD. Zufall, oder logisches Ergebnis intransparenter Umverteilungen?

    • TA
      Traum A.
      @Rainer B.:

      "An der Quelle saß der Knabe." Ja und? Schiller endigt dieses Gedicht mit:

      "Raum ist in der kleinsten Hütte

      für ein glücklich liebend Paar."

       

      Liebe ist das Brot der Armen. Wollen Sie etwa noch mehr?

      • @Traum A.:

        Um mich geht's hier nich! Und im Kapitalismus geht es auch nicht um Liebe. Das "glücklich liebend Paar" hat heute oft auch für die Miete der kleinsten Hütte nicht das Geld, während sich andere unverschämt die Taschen voll machen, weil sie sich für wichtiger halten als andere. Insofern führt der Schiller hier direkt zum Thema zurück.

        • TA
          Traum A.
          @Rainer B.:

          Sie sollten ihren Ironie-Detektor justieren lassen. :)

          • @Traum A.:

            Von meiner Seite ist hier keine Ironie im Spiel. Weil es vielen schwer fällt, Ironie zu erkennen, kennzeichne ich ironische Beiträge schon regelmäßig.

  • J
    Jockel

    Soviel Geld für die "Manager" der Bildung ausgeben? Da kann man ja gleich Sparkassendirektor, Landtagsabgeordneter oder Chef von nem Kommunalen Betrieb werden. Hier ist was los...

  • "Sie sehen nichts weniger als die Freiheit der Wissenschaft bedroht. Doch nun taucht ein weiteres, bisher verdecktes Argument auf: Offenbar fürchten die Hochschulchefs auch um die Höhe ihrer Gehälter." - Nichts scheint unsere Gesellschaft so zu faszinieren wie das Geld. Dagegen erscheint Wissenschaft als Wahrheitssuche denn schon fast ein lächerliches Ziel. Verstöße gegen Wissenschaftsfreihei, unlautere Arbeitsweisen und politische Instrumentalisierung zählen nicht: http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com.tr/2014/02/jorg-baberowski-wissenschaftliche.html (Zweiter Teil zu der baberowskischen Arbeitsweise folgt). Wann schreiben Zeitungen endlich darüber, wie sich Geld und Machtpositionen auf die Inhalte von Wissenschaft auswirken? Oder interessiert am Ende wirklich nur, wer wie viel in der Tasche hat?

    • AI
      Alles in einem Hut
      @Irma Kreiten:

      Welche seltsame Verquickung wird hier wieder vorgeschlagen? Wissenschaftlicher wäre es erstmal beim Thema zu bleiben, anstelle ein soziologisches Seminar aufzumachen. Wobei auch der TAZ Artikel verquickt: Die Forderung nach Unabhängigkeit vom Staat ist erstmal getrennt zu sehen von irgendwelchen Leistungszulagen, die Rektoren ins mittlere Managementniveau der Industrie "heben". Die Leistungszulagen kann ich neidlos anerkennen, sie sind immerhin nicht nach Parteibuch vergeben...

      • @Alles in einem Hut:

        Das Thema war urwprünglich Wissenschaftsfreiheit gewesen, wobei es dann letzendlich wieder nur als Vorwand für Pekuniäres gedient hat. Mein Einwand war, daß Wissenschaftsfreiheit an sich bei uns so gut wie keine Bedeutung zugewiesen wird. Wenn Sie das und die fehlende Transparenz nicht stört oder Sie die Argumentation nicht nachvollziehen können, kann man nur hoffen, daß Sie in der Wissenschaftswelt nichts zu sagen haben.

  • WM
    Weg mit dem PI-/Neocon-Pöbel!

    Ja, es war zu erwarten, dass die Neocons wieder bei diesem Thema aufspringen, die zumindest aus der PI-Ecke ja sonst immer zuerst ihre Mißgunst gegenüber anderen pflegen.

     

    Aber vllt sollte der ein oder andere dieser Marktschreier sich mal die Argumentation von Herrn Lieb anschauen:

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=20811

    • OF
      Olaf Fontaine
      @Weg mit dem PI-/Neocon-Pöbel!:

      Bin ich ein Neocon nur weil mich die Aussage dass "die Leiter der Fachhochschulen kamen immerhin auf fünfstellige Beträge" kamen ziemlich kalt lässt.

    • G
      Gast
      @Weg mit dem PI-/Neocon-Pöbel!:

      Der Link vergleicht ja Winterkorn und Merkel. Damit ist alles gesagt. Der eine macht einen guten Job und kassiert dafür achtstellig (die Beschäftigten erhalten ebenfalls einen Bonus). Die andere tut solange nichts bis es alternativslos wird und kriegt's immer noch sechsstellig (die Bürger hingegen zahlen jedes Jahr mehr).

  • G
    Gast

    Mensch wir regen uns hier wieder über Peanuts auf, mich wundert es da gar nicht mehr, dass Forscher aus Deutschland abwandern. 150000 EUR für den Präsidenten einer Universität? Das ist lächerlich wenig.

  • W
    wuerzi

    Seltsamme Neid debatte. Vor allem finde ich ca: 10 000€ bis 12 000€ monatliches Brutto für einen Hochschulrektor nicht sonderlinch übertrieben. In manchen studiengängen sind für die Absolventen nach ein paar Jahren Berufserfahrung derartige Gehälter drin. Dies mögen zugegebener Maßen die oberen 10% sein, aber von dem Recktor eine Hochschule wird sicherlich erwartet das er zu den Besten gehöhrt. Ob sich ein derartiges gehalt nun primär aus ainem Grundgehalt oder aus zuschüssen zusammensetzt ist dann auch egal. Es solltte jedoch niemanden recht sein, wenn Uni dierektoren diejenigen währen, welche keinen besseren Job in der Wirtschaft gefunden haben.

  • L
    Lucanus

    "Die Leiter der Fachhochschulen kamen immerhin auf fünfstellige Beträge." - bei den Jahreseinnahmen wie aus dem vorangehenden Satz hervorgeht. Macht also im Monat mindestens 833.33€ - Der Dank an die SPD für den Mindestlohn scheint sicher!

  • D
    D.J.

    Wenn ich es richtig sehe, hat die taz zu diesem Thema bisher überhaupt nichts gesagt (jedenfalls nicht in der Onlne-Fassung). Nun halten aber nicht nur Rektor/innen, sondern auch viele Dekan/innen, die nicht gerde die üppigsten Gewinner des derzeitigen Systems sind und sich mit den "Zukunfts"-Plänen auseinandersetzen mussten, diese für eine reine Sparstrategie, die letztlich zur Verwüstung der NRW-Universitäten führt (vergleichbar mit der geplanten Verwüstung des Förderschulwesens in NRW, wo perfiderweise extreme Sparmaßnahmen ideologisch, pseudo-humanistisch verpackt werden).