Überwachung in Frankreich: Filmen für den Tierschutz
In Frankreich sollen auf Schlachthöfen Kameras eingeführt werden. Deutsche Tierschützer sehen das nicht nur positiv.
![eine Kuh im Schlachthof eine Kuh im Schlachthof](https://taz.de/picture/1728700/14/ab9785762b4c988009972e8dc7077161_edited_60139521_8757f2cfd1.jpeg)
Im vergangenen Jahr hatten nämlich Tierschützer mehrfach schockierend grausame Praktiken gefilmt und veröffentlicht. Bei diesen heimlich aufgenommenen Szenen war zu sehen, dass in mehreren Schlachthäusern die Tiere unnötig und zum Teil vorsätzlich misshandelt oder ohne Betäubung getötet wurden.
Vor allem eine Gruppe mit dem Namen „L214“ – benannt nach dem französischen Tierschutzparagrafen – hatte mit solchen Enthüllungen in den Medien für Aufsehen gesorgt. Aus den Reihen der konservativen Opposition in der Nationalversammlung wurde deshalb bemängelt, die Vertreter der linken Regierungsmehrheit würden dem Druck dieser Tierschutzaktivisten nachgeben. Mit der geplanten Überwachung werde das gesamte Personal der 960 Schlachthöfe unter Generalverdacht gestellt, obwohl es abgesehen von bedauernswerten Ausnahmen seine schwere Arbeit korrekt verrichte.
Der Berufsverband der Fleischindustrie hatte vergeblich gefordert, dass die neue Maßnahme vorerst nur versuchsweise für fünf Jahre eingeführt wird. Den Tierschützern von L214 geht die neue Kontrolle hingegen nicht weit genug – denn sie gelten nicht für Tierversuche, und die Videoaufnahmen seien nur für die Veterinärdienste bestimmt.
Angela Dinter, Pro Vieh
Angela Dinter von der deutschen Tierschutzorganisation Pro Vieh sieht die Entwicklung in Frankreich trotzdem positiv: „Die Kameras werden die Mitarbeiter dazu anregen, anständig mit den Tieren umzugehen“, sagt sie. Ihre Organisation fordert eine solche Überwachung auch für Deutschland. Es gebe bereits einzelne deutsche Betriebe, die eine Kamera im Schlachthaus installiert haben. Mit der Überwachung sei es für den Tierschutzbeauftragten einfacher zu sehen, ob Tiere richtig betäubt oder getötet wurden, so Dinter. Laut einer EU-Verordnung muss es in größeren Schlachtbetrieben einen solchen Beauftragten geben, der Regeln zum Tierschutz überwacht.
Probleme mit dem Datenschutz sieht sie nicht, weil die Videos innerhalb der Betriebe blieben. Kathrin Zvonek vom Tierschutzbund sieht jedoch eine andere Gefahr: „Man kann auf Videos zwar sehen, wie die Mitarbeiter bei der Anlieferung mit den Tieren umgehen“, sagte sie. Ob ein Tier richtig getötet wurde, könne man aber auf dem Video nicht erkennen. „Bei der Tötung ist es sinnvoller, wenn der Tierschutzbeauftragte direkt danebensteht“, so Zvonek. Für sinnvoller hält sie deshalb mehr unabhängige Kontrollen durch die Veterinärämter.
Noch ist die französische Regelung nicht in Kraft. Die rechte Opposition wird versuchen, die definitive Verabschiedung des Antrags im Senat zu blockieren und bis zu den Wahlen im Sommer hinauszuzögern. Dabei wird vermutlich eine konservative Mehrheit an die Macht gelangen, die den Anliegen der Tierschützer weniger Gehör schenken könnte.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Zwei Todesopfer nach Anschlag in München
Schwer verletzte Mutter und Kind gestorben