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Übernahme von Pay-TV-Sender SkyRupert Murdochs Machtspiele

Die britische Medienaufsicht verhindert vorerst Murdochs Sky-Übernahme. Sie fürchtet einen zu großen politischen Einfluss des Mannes.

Rupert Murdoch hält die Fäden in der Hand Foto: dpa

Rupert Murdoch, 86-jähriger Medienzar mit einem weltumspannenden Imperium, will den Bezahlsender Sky, von dem 39 Prozent bereits seinem US-Konzern Twenty-First Century Fox gehören, für 11,7 Milliarden Pfund komplett übernehmen. Sky hat in Großbritannien, Deutschland, Irland, Österreich und Italien rund 22 Millionen Kunden.

Die EU-Kommission hat für die Übernahme bereits grünes Licht gegeben, doch die britische Medienaufsicht hat Bedenken. Sie befürchtet, dass Murdoch zu großen politischen Einfluss in Großbritannien erlangen könnte.

Die Kulturministerin Karen Bradley erwägt, die Übernahme zur Überprüfung ans Kartellamt zu verweisen. Das würde rund sechs Monate dauern. Doch zunächst hat Murdoch bis 14. Juli Zeit, sich zu äußern, um die vertiefte Überprüfung zu vermeiden. Twenty-First Century Fox hat vorsorglich die redaktionelle Unabhängigkeit von Sky garantiert. Doch Murdoch hat es sich bisher noch nie nehmen lassen, mit seinen Medien Politik zu machen.

Seiner News Corporation gehören der Buchverlag Harper Collins sowie weltweit rund 175 Zeitungen und Zeitschriften, darunter das Wall Street Journal und National Geographic. In Großbritannien sind es die Times und Sunday Times sowie das berüchtigte Boulevardblatt Sun. Vor allem Letzteres hat im vorigen Jahr vor dem Referendum massiv Propaganda für den Brexit gemacht.

Geheime Treffen

2008 ließ Murdoch den Tory-Chef David Cameron in seinem Privatflugzeug zu seiner Jacht einfliegen. Als Cameron Premierminister wurde, traf er binnen 14 Monaten 26 Mal mit Murdochs Managern zusammen und heuerte auf Murdochs Empfehlung den ehemaligen Chefredakteur der News of the World, Andy Coulson, als Pressesprecher an, obwohl dessen Verwicklung in einen Abhörskandal bei der Zeitung damals bereits bekannt war. Coulson wurde später zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt, die News of the World wurde eingestellt.

Murdochs US-Sender Fox News führte während der Amtszeit von US-Präsident Barack Oba­ma eine Verleumdungskampagne gegen ihn. Dessen Vorgänger, George W. Bush, konnte sich hingegen auf Murdoch verlassen. Seine Medien agitierten für den Irakkrieg, sodass die Mehrheit der US-Amerikaner laut Umfragen heute noch glaubt, Saddam habe ein Arsenal von Massenvernichtungswaffen besessen.

Fox ist von einer ganzen Reihe von Skandalen wegen sexuellen Übergriffen von Managern gegen Angestellte niedriger Ränge erschüttert worden. Der Sender musste Millionen Dollar an Schadensersatz bezahlen, doch die britische Aufsichtsbehörde sieht darin keinen Grund, Murdoch die Fernsehlizenz zu entziehen.

Geschäftsführer von Fox und Vorsitzender von Sky ist Murdochs jüngster Sohn James. Er war damals ebenfalls in den Abhörskandal bei News of the World verwickelt und wurde deshalb von der Medienaufsicht offiziell gerügt. Wegen dieser Angelegenheit musste Murdoch 2011 seinen Versuch, Sky zu übernehmen, vorerst aufgeben. Nun glaubt er offenbar, dass genügend Gras über die Sache gewachsen ist.

Tom Watson, Vizechef der Labour Party, sagte: „Es wäre eine schöne Überraschung, wenn seine unaufhörliche Expansion gestoppt würde. Aber wegen des Geheimtreffens zwischen Premierministerin Theresa May und Murdoch in New York voriges Jahr befürchte ich, dass es wieder mal ein abgekartetes Spiel ist.“ Die Investoren glauben auch, dass der Deal über die Bühne gehen wird. Die Sky-Aktien stiegen an der Londoner Börse um 3,8 Prozent.

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2 Kommentare

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  • Murdoch ist der letzte personalisierte Medienzar der westlichen Hemisphäre. Mittlerweile beherrschen Hedgefonds und andere Investorengruppen die Medienlandschaft. Ihnen geht's nur um den Profit, politischen Einfluss versucht man - wenn nötig - lieber subkutan zu nehmen. Und ab und zu tritt einer als Pausenclown an die Rampe: Da fordert der Vorstand des Kommerz-TV-Konsortiums ProSiebenSat 1 jetzt Mittel aus der allgemeinen Rundfunkabgabe aller Haushalte für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Nicht allzu neu, sowas gaben vor Jahren schon andere Kommerzos zum besten. Hintergrund: Die großen Privatsender verlieren seit Jahren Zuschauer, sind als Vollprogramme aber zur Produktion von Information verpflichtet. Also will man sich das unprofitable Zeug am liebsten von den Bürgern direkt finanzieren lassen - Werbeeinahmen schaffen das nicht. Ach ja, wo bleiben dagegen eigentlich die Proteste der Hasser der sogenannten "Zwangsgebühren" von AfD und Co? Die lieben den verblödenden Kommerzfunk und streben einen kulturellen Kahlschlag mit dem Ende der Rundfunkabgabe an. Siehe auch: https://medienfresser.blogspot.de/2017/05/afd-kulturzerstorer.html

  • Den Erinnerungen über die Ambitionen des Rupert Murdock ist nichts hinzuzufügen: zumindest im europäischen Raum gehört der Konzern zerschlagen; hier persifliert die vierte Gewalt die Pressefreiheit in grotesker Weise.