Übernachtungen an Weihnachten: Hotel statt Mamas Sofa
Dass mehrere Bundesländer Hotels über Weihnachten öffnen, ist sinnvoll: In den Familien wird es so nicht zu eng und keiner muss auf Besuch verzichten.
E ine völlig richtige Entscheidung: Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und weitere Bundesländer erlauben es Reisenden, die über Weihnachten ihre Familien besuchen, in Hotels zu übernachten. Touristische Reisen bleiben aber untersagt. Sind Familienbesuche möglich, müssen auch Hotelübernachtungen erlaubt sein. Alles andere wäre absurd. Denn die Alternative ist in vielen Fällen nicht, dass die Leute zu Hause bleiben. Sondern: Die BesucherInnen werden bei ihren GastgeberInnen übernachten – was das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus schon deshalb erhöht, weil alle länger zusammen sind. Gerade bei einem Zusammentreffen mit Betagten oder anderen Menschen mit besonderen Risiken ist das keine gute Idee.
Eine überschaubare Zeit lang Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, wie auf Abstand zu gehen und regelmäßiges Lüften, ist relativ einfach. Aber je länger ein Besuch dauert, desto größer ist die Gefahr, dass die Regeln nicht mehr konsequent eingehalten werden. Bei Übernachtungen gilt das erst recht. Nicht jedeR hat ein Gästezimmer oder eine Schlafgelegenheit für BesucherInnen. Die Hotels für Weihnachtsreisende nicht zu öffnen, würde für etliche Menschen mit wenig Wohnraum und entfernt lebenden Angehörigen oder Wahlverwandtschaften de facto ein Weihnachtskontaktverbot bedeuten. Die Wohlhabenden mit großem Haus und Platz können Besuch bekommen, die RentnerInnen in der Ein- oder Zweiraumwohnung müssen darauf verzichten? Das ist nicht akzeptabel.
Und: Leute auf Dienstreise dürfen jederzeit in Hotels absteigen. Treffen von sich nahestehenden Menschen an Weihnachten sollten für die Politik mindestens die gleiche Priorität haben. Beides sind keine touristischen Reisen, sondern welche aus guten Gründen. Das Argument von Bundeskanzlerin Merkel, man könne nicht überprüfen, ob Leute tatsächlich auf Weihnachtsbesuch sind, sticht nicht. Bei Geschäftsleuten kontrolliert meistens auch niemand, ob sie tatsächlich wegen des Business oder vielleicht doch aus Vergnügen unterwegs sind. Na und? Die wenigen, die diese Lücke nutzen, müssen verkraftbar sein.
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