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Übernachtungen an WeihnachtenHotel statt Mamas Sofa

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Dass mehrere Bundesländer Hotels über Weihnachten öffnen, ist sinnvoll: In den Familien wird es so nicht zu eng und keiner muss auf Besuch verzichten.

Mehrere Bundesländer erlauben Hotelübernachtungen an Weihnachten Foto: Christoph Schmidt/dpa

E ine völlig richtige Entscheidung: Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und weitere Bundesländer erlauben es Reisenden, die über Weihnachten ihre Familien besuchen, in Hotels zu übernachten. Touristische Reisen bleiben aber untersagt. Sind Familienbesuche möglich, müssen auch Hotelübernachtungen erlaubt sein. Alles andere wäre absurd. Denn die Alternative ist in vielen Fällen nicht, dass die Leute zu Hause bleiben. Sondern: Die BesucherInnen werden bei ihren GastgeberInnen übernachten – was das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus schon deshalb erhöht, weil alle länger zusammen sind. Gerade bei einem Zusammentreffen mit Betagten oder anderen Menschen mit besonderen Risiken ist das keine gute Idee.

Eine überschaubare Zeit lang Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten, wie auf Abstand zu gehen und regelmäßiges Lüften, ist relativ einfach. Aber je länger ein Besuch dauert, desto größer ist die Gefahr, dass die Regeln nicht mehr konsequent eingehalten werden. Bei Übernachtungen gilt das erst recht. Nicht jedeR hat ein Gästezimmer oder eine Schlafgelegenheit für BesucherInnen. Die Hotels für Weihnachtsreisende nicht zu öffnen, würde für etliche Menschen mit wenig Wohnraum und entfernt lebenden Angehörigen oder Wahlverwandtschaften de facto ein Weihnachtskontaktverbot bedeuten. Die Wohlhabenden mit großem Haus und Platz können Besuch bekommen, die RentnerInnen in der Ein- oder Zweiraumwohnung müssen darauf verzichten? Das ist nicht akzeptabel.

Und: Leute auf Dienstreise dürfen jederzeit in Hotels absteigen. Treffen von sich nahestehenden Menschen an Weihnachten sollten für die Politik mindestens die gleiche Priorität haben. Beides sind keine touristischen Reisen, sondern welche aus guten Gründen. Das Argument von Bundeskanzlerin Merkel, man könne nicht überprüfen, ob Leute tatsächlich auf Weihnachtsbesuch sind, sticht nicht. Bei Geschäftsleuten kontrolliert meistens auch niemand, ob sie tatsächlich wegen des Business oder vielleicht doch aus Vergnügen unterwegs sind. Na und? Die wenigen, die diese Lücke nutzen, müssen verkraftbar sein.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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15 Kommentare

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  • Welchen Anteil haben Hotels denn eigendlich am Infektionsgeschehen ?



    Welchen Anteil haben Schulen ?



    Welchen Anteil hat der ÖPNV ?



    ...



    ...



    Ich habe den Eindruck dass man lieber nicht so genau hinschaut - dafür aber umsomehr blinden Aktionismus zeigt.

    • @Bolzkopf:

      Auf Ihre Fragen gibt es keine konkreten Antworten, da auf Grund der hohen Infektionszahlen die Gesundheitämter nicht mehr nachverfolgen können, wer sich genau wo infiziert hat.

      Die Aussage: "Wir waren es nicht." ist also reine Spekulation. Prinzipiell gilt aber, dass jede Begegnung mit anderen Menschen das Risiko erhöht.

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Bolzkopf:

      Der staatliche Sektor funktioniert nur auf den beiden Ebenen Lethargie und unprodultive Hektik.

  • Mich würde es mal interessieren, wie diese Entscheidung mit dem derzeit in ganz Deutschland geltenden Übernachtungsverbot in Hotels und Ferienwohnungen vereinbar ist. Menschen dürfen wegen des Infektionsrisikos derzeit nirgends in Deutschland Urlaub machen bzw. übernachten, aber über Weihnachten werden die Hotels wieder aufgemacht. Es kommt alles wie reine Willkür oder absolute Hilflosigkeit rüber.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Ich brauche kein Weihnachten.

    • @05838 (Profil gelöscht):

      Schön für Sie :-)

  • Riesiger Schwachsinn. Die Wenigsten werden selbst in beengten Wohnverhältnissen mit Mutti oder Omi in einem Zimmer schlafen. Sofern man sich in getrennten Räumen aufhält, ist das Infektionsrisiko minimal, das Hauptrisiko besteht sowieo tagsüber, wenn man zusammen sitzt, spricht, lacht etc. Hotelbesuche besitzen Infektionsvermeidungstechnisch also überhaupt keinen sinnvollen Mehrwehrt, vielmehr riskiert man nur aich noch das Hotelpersonal zusätzlich anzustecken.

  • Die Bilanz nach einem Monat 'Lockdown Light' sind Infektionszahlen die so eben gerade nicht mehr steigen, aber auch noch nicht sinken, weiter steigende Todeszahlen und erste Kliniken deren Aufnahmekapazitäten erschöpft sind. Gleichzeitig spricht wenig dafür, dass sich die Situation in den kommenden drei Wochen substantiell verbessert. Dass die Politik sich a priori darauf festgelegt hat, dass Weihnachten fast wie gewohnt stattfinden kann läuft auf eine Super-Spreading-Event mit Ansage hinaus. Nach der Anreise in vollen Zügen, erst zu den einen, dann zu den anderen Großeltern, anschließend ins Hotel wo die bis dahin eingesammlten Viren per Klimaanlage einmal durch alle Zimmer verteilt werden. Ab Mitte Januar dann 'Lockdown Heavy' mit Ausgangssperren und Triage. Na dann, frohe Weihnachten und ein gutes Neues ...

    • @Ingo Bernable:

      "Klimaanlagen" in Hotels arbeiten üblicherweise raumweise als Umluftgerät und können daher keine Viren über mehrere Zimmer verteilen.

    • @Ingo Bernable:

      Genau das befürchte ich auch.

  • Der Autorin ist aber schon klar, dass man sich ein Hotel auch leisten können muss?

    Und natürlich wird Weihnachten dann trotzdem in den engen Wohnungen gefeiert. Das die Gäste Nachts alle eng aneinander geschmiegt schlafen, ist dagegen unwahrscheinlich...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das Problem ist wohl weniger allein die Weihnachtfeier mit der Familie an Heilg Abend, sondern das Treffen mit "alten Freunden", wenn man schon mal da ist, dann mit anderen Freunden, Tante Erna kommt am 26.12. und anschließend an Silvester können sich die Infektionen von Weihnachten in einem neuen Kreis austoben.



      Urlaub ohne Verwandte im Thüringer Wald würde Infektionen wahrscheinlich eher verhindern, selbst im LK Hildburghausen.

      • @meerwind7:

        Aber die Wenigsten werden diesen Urlaub allein machen. Letztlich geht es doch meist darum, Leute zu treffen.

        Das Sicherste ist in jedem Fall, zu Hause zu bleiben.

  • Volle Zustimmung.

    Und die Bundesländer, die immer noch Bedenken haben, könnten ja eine Bestätigung des besuchten Haushalts oder eine Buchung durch diesen einfordern.

    Im Übrigen: Was soll an touristischen Übernachtungen gefährlich sein, wenn Restaurants, Museen, Theater usw. ohnehin geschlossen sind? Die größte Gefahr ist dann das Frühstückszimmer, das könnte man durch Roomservice auch noch eingrenzen. Bei Spaziergängen auf Rügen begegnet man sicherlich weniger Viren als im Berliner Tiergarten.

    • @meerwind7:

      "Was soll an touristischen Übernachtungen gefährlich sein,"

      Die Tatsache, dass man überhaupt in der Gegend rumreist. Zur Vermeidung von Infektionen ist zu Hause bleiben das Beste.